Vernetzung treibt Autoindustrie um

KPMG: Industriepolitik Westeuropas im Hintertreffen - Profitabilität bedroht

Vernetzung treibt Autoindustrie um

ste Hamburg – Die Vernetzung und Digitalisierung von Fahrzeugen hat die Mobilität auf Basis von Brennstoffzellen als wichtigstes Thema in der Autoindustrie abgelöst. Das geht aus der aktuellen Branchenstudie der Beratungsgesellschaft KPMG hervor, für die weltweit knapp 1 000 Entscheider der Auto- und Technologiebranche sowie über 2 000 Konsumenten befragt wurden. Der Brennstoffzellenantrieb landete vor dem Hybridantrieb an dritter Stelle.KPMG geht davon aus, dass es absehbar keine weltweit führende Antriebstechnologie geben werde. Wahrscheinlicher sei, dass sich die Verteilung der Antriebsformen von Land zu Land unterscheiden und stark von der nationalen Branchenaufsicht bestimmt sein werde. Auch die Verfügbarkeit von Rohstoffen spiele dabei eine wichtige Rolle. Länder wie die USA mit großen Öl- und Gasvorkommen dürften eher auf die Brennstoffzelle setzen, Länder mit hohen Stromkapazitäten wie China vor allem auf den Batterieantrieb.Der Umfrage zufolge werden Autohersteller immer mehr von einem Gestalter technologischer Trends zum Vollstrecker regulatorischer Vorgaben. Gut drei Viertel der Teilnehmer seien der Ansicht, dass Aufsicht und Industriepolitik künftig maßgeblich auf die Herstelleragenda Einfluss nehmen. Die Industriepolitik in Asien und den USA sei dabei offenbar deutlich weiter entwickelt als in Westeuropa. So sind in der Studie 83 % der Teilnehmer in China und 81 % in den USA der Ansicht, ihr Land verfolge eine klare politische Linie für die Autoindustrie. In Westeuropa ist nur etwa jeder Zweite davon überzeugt.Dass sich die Autoproduktion in Westeuropa auf dem absteigenden Ast befindet, glauben in der Studie zwei von drei Teilnehmern. Der Anteil westeuropäischer Hersteller an der weltweiten Autoproduktion werde sich bis 2020 auf 5 % von derzeit noch rund 15 % verringern. In der Umfrage rechnet auch die Hälfte damit, dass die Zahl der Händler vor Ort um 30 bis 50 % schrumpfen wird.Der Leiter des Automotive-Bereichs von KPMG, Dieter Becker, widerspricht einem weiteren Studienergebnis, demzufolge nur wenige Befragte eine schwächere Profitabilität erwarten. Die Hersteller müssten sich auf härteren Konkurrenzkampf und sinkende Marktanteile einstellen, wenn sie sich nicht schnell mit den neuen Bedingungen arrangieren. Der Autosektor stehe im Wandel, das Gewicht verlagere sich weiter zu Technologieunternehmen. Im Jahr 2018 sei die Marktkapitalisierung der 15 größten Technologiekonzerne fast fünfmal so hoch gewesen wie diejenige der 50 größten Autohersteller und -zulieferer. 2017 lag der Bewertungsfaktor demnach bei 3,5.