Versorger fürchten Blackout durch Hackerangriffe

EY-Stadtwerke-Studie zeigt große Skepsis bei Digitalisierung - Brandbrief nach Onshore-Ausschreibung

Versorger fürchten Blackout durch Hackerangriffe

ge Berlin – Die vor Monatsfrist entschiedene erste Ausschreibungsrunde für Windenergie an Land treibt die Strombranche weiterhin um. Ein eher ungewöhnliches Bündnis von etablierten Stromkonzernen, Stadtwerken und Ökostromerzeugern wendet sich in einem gemeinsamen Brief an Koalitionspolitiker, um noch in den letzten Wochen der zu Ende gehenden Legislaturperiode eine Änderung der Ausschreibungsbedingungen zu bewirken. Zum großen Erstaunen der gesamten Branche hatte die Bundesnetzagentur Mitte Mai 93 % der Zuschläge an Bürgerenergiegesellschaften vergeben. Diesen hat der Gesetzgeber umfangreiche Privilegien zugesprochen.Diese Sonderregelungen könnten nun aber dazu führen, dass der Windenergieausbau in den nächsten Jahren ins Stocken gerät, befürchtet das Verbändebündnis, da den Bürgergesellschaften eine längere Realisierungsfrist zugestanden wurde. Da zudem in der Vergangenheit 30 bis 40 % der Projekte später keine Genehmigungen erhielten, sei zu befürchten, dass ein nennenswerter Teil der jetzigen Zuschläge gar nicht realisiert werden könne, verfügten doch 62 der 65 Bürgerenergieprojekte noch nicht über ein behördliches Plazet. “Daraus ergibt sich eine hohe Volumenunsicherheit, vor allem für die Windenergieanlagenhersteller und ihre Zulieferer”, heißt es in dem Brandbrief, den auch der Power-Systems-Chef des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) unterschrieben hat. Da davon auszugehen sei, dass auch die nächsten Ausschreibungsrunden zu einem ähnlichen Ergebnis kämen, bestehe “dringender Handlungsbedarf noch in dieser Legislaturperiode”, um den drohenden Strömungsabriss beim weiteren Ausbau von Onshore-Windparks zu vermeiden. Auch Bürgergruppen sollten bei künftigen Ausschreibungen Genehmigungen für ihre Projekte nachweisen und dieselben Realisierungsfristen wie alle anderen Projekte einhalten müssen. Nur so sei der weitere Windenergieausbau planbar. Nicht auf Hacker vorbereitetUnterdessen zeigt die neueste Stadtwerke-Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (ehedem Ernst & Young), dass beachtliche 73 % der Elektrizitätswerke und Energieversorger die Gefahr eines Blackouts durch Hackerangriffe sehen. Die Gefahren solcher Attacken seien zu einer so ernst zu nehmenden Bedrohung in der digitalen Energiewirtschaft geworden, dass sich wirklich jedes Unternehmen darauf vorbereiten müsse – “was heute noch nicht der Fall ist”, warnen die EY-Autoren.Insgesamt steht die Branche – und dabei vor allem die kleineren Unternehmen – der kommenden Digitalisierung äußerst skeptisch gegenüber. So betrachtet zwar knapp die Hälfte der befragten kommunalen Versorger die Digitalisierung als Chance. Ein gutes Viertel hält die neuen technologischen Möglichkeiten aber für eine Bedrohung – ein rapider Anstieg zum Vorjahr. Vielen Beteiligten sei inzwischen offensichtlich klar geworden, welche großen Herausforderungen die Digitalisierung für ihr eigenes Unternehmen mit sich bringe, heißt es in der Studie weiter.Signifikant zugenommen im Vergleich zum Vorjahr – von 33 % auf 47 % – habe auch die Bedeutung von Finanzierungsfragen. Das sei zum einen eine Folge strengerer Kreditvorgaben durch die Banken wegen der gestiegenen regulatorischen Anforderungen. “Es zeigt aber auch den enormen Investitionsbedarf, den es in der Branche gibt”, urteilt Helmut Edelmann, Director Utilities bei EY.