Viel Bohai um Avolon

Chinesen sichern sich irische Flugzeugleasingfirma für 2,6 Mrd. Dollar

Viel Bohai um Avolon

Die zur chinesischen HNA Group gehörende Bohai Leasing hat das Bietgefecht um die irische Flugzeugfinanzierungsfirma Avolon für sich entschieden. Die Turbulenzen an den Finanzmärkten konnten dem von langer Hand eingefädelten Deal nicht viel anhaben. Sie minderten das Angebot lediglich um einen Dollar je Aktie.Von Andreas Hippin, LondonDie chinesische Bohai Leasing hat sich den irischen Flugzeugfinanzierer Avolon für rund 2,6 Mrd. Dollar gesichert. Der Unternehmenswert der Gesellschaft, die erst im Dezember 2014 in New York an die Börse ging, wird durch den Deal auf 7,6 Mrd. Dollar beziffert. Davon sind 5 Mrd. Dollar Schulden. Die Finanzinvestoren Cinven Ltd., CVC Capital Partners und Oak Hill und die Government of Singapore Investment Corporation sind die größten Aktionäre des in Dublin angesiedelten Unternehmens. Die Transaktion soll im ersten Quartal 2016 abgeschlossen sein. Bohai lässt sich in Finanzangelegenheiten von Bravia Capital beraten, in juristischen Dingen von Sidley Austin. Für Avolon sind J.P. Morgan, Morgan Stanley und die Kanzlei Weil, Gotshal & Manges tätig.Bloomberg Intelligence zufolge sind 36 % der gesamten Flugzeugflotte in der Asien-Pazifik-Region geleast. Nur in Europa liege dieser Anteil noch höher. Schätzungen zufolge werden in Asien jährlich 100 Millionen Menschen mehr im Flugverkehr befördert, was in etwa dem Passagieraufkommen von Ryanair entspricht. Hinter den chinesischen Leasingunternehmen, die in den vergangenen Jahren stark expandierten, während die Fluggesellschaften der Volksrepublik immer neue Routen eröffneten, stehen oft staatseigene Großbanken. Bohai gehört zum ausufernden Konglomerat HNA aus Haikou, das nicht nur im Luftfahrtgeschäft, sondern unter anderem auch im Einzelhandel, Immobilien- und Versicherungsgeschäft aktiv ist. Neben dem Flaggschiff Hainan Airlines gehören ihm unter anderem Tianjin Airlines, Deer Jet, Lucky Air, Capital Airlines, West Air, Fuzhou Airlines, Urumqi Air, Yangtze River Express, My Cargo und Africa World Airlines. Geringfügiger AbschlagUrsprünglich wollten die Chinesen lediglich ein Fünftel an Avolon für 26 Dollar je Aktie erwerben. Dann war allerdings von einem weiteren Angebot eines nicht genannten Interessenten die Rede. Im August erhöhte Bohai ihr Angebot auf 32 Dollar für alle ausstehenden Aktien. Nun erhielt sie für 31 Dollar den Zuschlag – angesichts der Turbulenzen an den Finanzmärkten ein geringfügiger Abschlag, den die Private-Equity-Gesellschaften hinter Avolon verschmerzen müssen. Der Ausgabepreis beim Initial Public Offering – dem bis dahin größten Börsengang eines irischen Unternehmens in der US-Metropole – hatte bei 20 Dollar gelegen. Die hinterlegte Sicherheitsleistung mussten die Chinesen um 100 Mill. auf 350 Mill. Dollar erhöhen, um ihre Ernsthaftigkeit zu unterstreichen. Kommt der Deal nicht zu Stande, wird sie von Avolon einbehalten. Jüngste FlotteVor fünf Jahren hatte der Branchenveteran und heutige CEO Dómhnal Slattery das Unternehmen gemeinsam mit ehemaligen Kollegen von RBS Aviation Capital gegründet. Inzwischen sind rund 260 Flugzeuge entweder bestellt oder bereits in Empfang genommen. 56 Fluggesellschaften gehören zu den Kunden. Unter den Top 10 der Branche verfügt Avolon nach eigenen Angaben über die jüngste Flotte. Slatterys Karriere in der Flugzeugfinanzierung begann 1989 bei Guinness Peat Aviation und GECAS. Fünf Jahre später gründete er die International Aviation Management Group (IAMG), die 2001 von der Royal Bank of Scotland als Plattform für den Start von RBS Aviation Capital erworben wurde. Slattery führte das Geschäft bis 2004 und wurde Managing Director der Sparte Structured Asset Finance der schottischen Großbank.Die größten Rivalen von Avolon sind Aercap Holdings und GE Capital Aviation Services, eine Sparte von General Electric.