Viel Lob für den Vorstand von Linde
jh München – Aus der Hauptversammlung von Linde wurde eine Feierstunde für den Vorstand und Aufsichtsrat. Zwar meldeten sich im Münchner Kongresszentrum gerade einmal drei Vertreter von Anteilseignern und ein Kleinaktionär zu Wort, doch sie stellten dem Management ein einwandfreies Jahreszeugnis aus. Von den 1 500 Aktionären, die knapp 68 % der Stimmen repräsentierten, gab es viel Applaus obendrein. Der Aufsichtsrat wurde mit einer Quote von 97,4 % entlastet, der Vorstand sogar mit 99,5 %. Auf der Forbes-Liste”Das letzte Jahr war äußerst positiv”, lobte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Sie sei zufrieden. Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) steigerte das noch: “Wir können sehr, sehr zufrieden sein.” Er verwies auf ein Kursplus der Aktie von 20 % seit der Hauptversammlung im vergangenen Jahr und eine Dividende, die um 5 % auf 3,15 Euro steigt. Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung Institutionelle Privatanleger gratulierte dazu, dass es Linde auf der Forbes-Liste unter die 300 größten Unternehmen der Welt geschafft habe. Aktuell liegt die Marktkapitalisierung des Münchner Gasespezialisten und Anlagenherstellers bei rund 33 Mrd. Euro.Bergdolt und Bauer fanden zudem anerkennende Worte für den Führungswechsel. “Es scheint nicht zu knirschen”, sagte die Sprecherin der DSW. Auf der Hauptversammlung 2014 hatte sich Wolfgang Reitzle als Vorstandsvorsitzender verabschiedet. Seitdem steht Wolfgang Büchele an der Spitze. Der frühere BASF-Manager berichtete, das erste Jahr im Linde-Konzern genutzt zu haben, um “so viele Mitarbeiter zu treffen und so viele Details über unser Unternehmen zu lernen wie möglich”.Die Aktionäre fragten ihn am Dienstag nach Innovationen, Digitalisierung, Folgen des niedrigen Ölpreises und den Abschreibungen von 229 Mill. Euro auf Firmen- und Geschäftswerte im Ausland. Damit hatte Büchele im vergangenen Herbst für Aufsehen gesorgt. “Wir sind auf der sicheren Seite”, sagte er jetzt beruhigend zu den Anteilsbesitzern. “Weiteren Abschreibungsbedarf haben wir nicht.” Zudem gebe es dank optimierter Prozesse und Abläufe erste Erfolge: “Die Situation in Südafrika scheint sich zu verbessern”, berichtete Büchele. In Australien sei Linde schneller als geplant vorangekommen. “Jetzt bringen wir unser Geschäft in Brasilien auf Vordermann.” Ungeduldige KundenGefragt wurde Büchele auch nach dem Kulturwandel im Unternehmen, den er so betont. Dazu hat er unter anderem die Organisation gestrafft. “Es geht um klare Verantwortlichkeiten”, erläuterte Büchele seine Strategie. “Wir müssen schneller werden.” Die Kunden veränderten sich, würden zum Beispiel ungeduldiger. “Dem müssen wir uns anpassen, sonst verlieren wir Marktanteile.”Und dann wollte DSW-Sprecherin Bergdolt noch wissen, wo Linde in fünf Jahren steht. “Wir sind Marktführer”, antwortete der Vorstandschef. Es zu bleiben, sei eine viel größere Herausforderung. “Das ist unser erstes Ziel.”