VOLKSWAGEN

Viel passiert

Seit dem 16. März ist viel passiert bei Volkswagen. Ferdinand Piëch ist nicht mehr Aufsichtsratsvorsitzender, der ehemalige IG-Metall-Chef Berthold Huber sucht noch nach einem Nachfolger. Vorstandschef Martin Winterkorn, der wider Erwarten nicht das...

Viel passiert

Seit dem 16. März ist viel passiert bei Volkswagen. Ferdinand Piëch ist nicht mehr Aufsichtsratsvorsitzender, der ehemalige IG-Metall-Chef Berthold Huber sucht noch nach einem Nachfolger. Vorstandschef Martin Winterkorn, der wider Erwarten nicht das Opfer des vom Firmenpatriarchen ausgelösten Machtkampfs wurde, hat die Leitung der bei der Rendite latent schwächelnden Kernmarke VW Pkw abgegeben. Der ehemalige BMW-Entwicklungsvorstand Herbert Diess, dem von außen die Eigenschaft zugeschrieben wird, ein harter Kostenkiller zu sein, hat den Auftrag erhalten, die Marge der Marke zu optimieren – ohne dabei Stellen zu kürzen. Sollte er es schaffen, hätte der Bayer beim mächtigen Betriebsrat und beim Großaktionär Niedersachsen wohl einen Stein im Brett. Sein Lohn könnte der Vorstandsvorsitz sein.Die Personalien zeigen es an: Der Konzern befindet sich im Umbruch. Damit verbunden sind Ungewissheiten, die Anleger nicht mögen: Seit jenem 16. März, als die VW-Vorzugsaktie bei 255,20 Euro ihren höchsten Tagesschlusskurs im ersten Halbjahr und damit zugleich ein Allzeithoch markierte, ist der Kurs von Volkswagen an der Börse um satte 27 % gesunken. Dieser Rückgang hat freilich nicht nur mit der Unruhe an der Konzernspitze zu tun. Das Unternehmen ist dabei, sich nach dem rasanten Wachstum der Winterkorn-Jahre neu zu besinnen. Wie soll es jetzt weitergehen, wo das erklärte Ziel erreicht ist, den japanischen Branchenprimus Toyota beim Absatz zu überholen – dreieinhalb Jahre früher als ursprünglich in Aussicht gestellt?Klar ist: Bei der Rendite geht noch was. Geplant ist eine strukturelle Neuordnung, die im Herbst abgesegnet werden soll. Nach dem Vorbild der gerade geschaffenen Nutzfahrzeug-Holding unter Führung des ebenfalls neuen Konzernvorstands Andreas Renschler werden – wenn die Signale nicht trügen – weitere Markengruppen für das Pkw-Mengen-, Premium- und Sportsegment entstehen. Zusammen mit den verschiedenen Baukästen für die Produktion und anderen Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz schafft der Umbau eine Basis für die Ära nach Piëch und Winterkorn.Die externen Herausforderungen aber bleiben. Welche Rückschlüsse lassen sich aus der im ersten Halbjahr gesunkenen Fahrzeugnachfrage im größten Einzelmarkt China ziehen? Wie sind die Unsicherheiten in angeblichen Wachstumsmärkten wie Brasilien und Russland zu bewerten? Obendrein ist der Übergang ins digitale Zeitalter zu schaffen. 2015 wird für VW zum Jahr der Weichenstellungen.