Viele Mittelständler entdecken den US-Markt neu
Von Sebastian Schmid, New YorkDas Geschäft einer Beratungs- und Prüfungsfirma hängt in hohem Maße davon ab, wie gut es für ihre Klienten läuft. Entsprechend hat die vor allem auf deutsche Familienunternehmen spezialisierte Gesellschaft Rödl & Partner 2012 ein hervorragendes Jahr mit prozentual zweistelligem Umsatzwachstum gefeiert. Für den laufenden Turnus fällt der Optimismus – wie bei vielen Klienten – zwar verhaltener aus. Von einigen Regionen, darunter auch die USA, verspricht sich das Unternehmen aber Impulse.In New York City baut der US-Arm Rödl Langford de Kock nach Atlanta (Georgia), Auburn (Alabama), Birmingham (Alabama), Charlotte (North Carolina), Chicago (Illinois), Greenville (South Carolina) und Montgomery (Alabama) gerade den achten nordamerikanischen Standort auf. Bislang lag der Fokus vor allem auf den Südstaaten, weil sich dort besonders viele deutsche Unternehmen tummeln. Nun soll von den neuen Büros in Manhattan der Nordosten abgedeckt werden.2012 hatte Rödl in den USA rund 30 Mill. Dollar umgesetzt, womit das Land der unbegrenzten Möglichkeiten mit Abstand der wichtigste Auslandsmarkt war. Der Geschäftsführende Partner Christian Rödl erwartet sich wegen der schwierigeren Wirtschaftslage zwar keine Wiederholung der 27% Wachstum aus dem Vorjahr. “Ich bin für den US-Markt aber schon etwas optimistischer als für den Gesamtmarkt”, versicherte Rödl im Gespräch mit Medienvertretern in New York.Im vergangenen Jahr seien viele deutsche Kunden in die Vereinigten Staaten expandiert, was dem Unternehmen auch dauerhaft mehr Umsatz bringen werde. “Grundsätzlich – also nicht nur auf 2013 beschränkt – gehe ich davon aus, dass Nordamerika langfristig eine stärkere wirtschaftliche Entwicklung nehmen wird als Europa und dass deutsche Unternehmen hier erfolgreich sein werden”, sagte Rödl. Weniger EuphorieDerzeit sei die Stimmung allerdings nicht mehr ganz so euphorisch wie noch vor einem Jahr, befand der für die USA verantwortliche Managing Partner S. A. de Kock. “Wenn man sich unsere Kunden hier anschaut, würde ich sagen, dass sich Optimisten und Pessimisten aktuell in etwa die Waage halten.” Die automatisierten Haushaltskürzungen (Sequester) der US-Regierung sieht man bei Rödl & Partner derzeit noch unaufgeregt. Aus jetziger Sicht seien nur wenige Klienten davon betroffen, schätzt de Kock. Größere Auswirkungen deuteten sich nicht an. So kurz nach Inkrafttreten sei aber auch noch keine finale Einschätzung möglich.Was Rödl & Partner im vergangenen Jahr in den USA besonders positiv auffiel, war der hohe Anteil deutscher Mittelständler, die erstmals überhaupt in die USA gegangen seien. Dabei habe es sich zum Großteil um Unternehmen gehandelt, die technologisch weltweit bereits lange führend waren und auch in Deutschland sowie anderen Ländern Europas marktführende Positionen einnahmen. In die USA hatten sie bis dahin aber entweder gar nicht oder nur über Partner exportiert.Viele Mittelständler aus der Industrie kämen zunächst als Zulieferer größerer deutscher Konzerne in die USA – etwa in der Automobilbranche. Nach ein paar Jahren Eingewöhnungszeit begännen die meisten von ihnen dann neben dem eigentlichen Hauptpartner auch Geschäft mit US-Konzernen aufzunehmen, erläutert de Kock.Neben den vornehmlich als Familienunternehmen geführten Mittelständlern zählen auch Töchter größerer deutscher Konzerne zur Zielgruppe von Rödl & Partner. Während die großen vier Beratungsgesellschaften sich auf das Geschäft mit der Konzernmutter stürzten, ließen sie deren kleinere Ableger oft links liegen. “Die großen vier haben vielleicht kein besonderes Interesse an einer Tochter mit 20 Mill. Dollar Jahresumsatz. Wir sind daran aber sehr interessiert”, erklärte de Kock.Hauptwettbewerber seien daher auch vor allem lokale Anbieter, die sich auf ausländische Kunden spezialisiert haben. Von gut 3500 Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum in den USA arbeite Rödl bereits mit mehr als 750 zusammen. Das sei zwar ein enormer Marktanteil. “Da ist aber durchaus noch Wachstumspotenzial”, ist der geschäftsführende Partner Christian Rödl überzeugt – auch weil die M&A-Aktivitäten des deutschen Mittelstandes zugenommen haben. Die größte Transaktion, an der Rödl beteiligt war, habe immerhin eine halbe Milliarde Dollar umfasst.