Vielen Reedern droht der Untergang

Absolute Ebbe bei Finanzierungen - Hilferuf an die Politik

Vielen Reedern droht der Untergang

m. Hamburg – Die Flaute im Welthandel droht die maritime Wirtschaft unter Wasser zu ziehen. Die Frachtraten sind bei weitem nicht kostendeckend, und die Charterraten unterschreiten den Zehnjahresdurchschnitt um bis zu 80 %. Damit nicht genug: Existenziell bedrohlich wird die Krise dadurch, dass kaum noch Finanzierungen zu erhalten sind. Vor der 8. Nationalen Maritimen Konferenz am 8. April drängt der Verband Deutscher Reeder (VDR) die Politik zu raschem Handeln.Deutschland betreibt weltweit mit 3 878 Schiffen die drittgrößte Handelsflotte. Nur Japan und Griechenland sind größer. Wird nur auf das Segment Containerfrachter abgestellt, liegen die deutschen Schiffer mit 1 793 Einheiten sogar auf Rang eins, vor Japan und Dänemark.Der Reederverband fordert seit langem, dass die KfW für eine Überbrückungszeit von etwa zwei Jahren mit Finanzierungshilfen antritt. Dabei geht es aus Sicht der Reeder um einen “begrenzten, befristeten und rückzahlbaren Einsatz”. Gedacht ist an eine Konstruktion, bei der die KfW als Kreditverbürger zu einer Entlastung der Banken unter Basel III beiträgt.Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) geht in einer Studie davon aus, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die Kreditqualität der Reeder schwach bleiben. Dies werde die Finanzierungswilligkeit der Banken weiter reduzieren, erklärte Kreditanalystin Izabela Listowska. Entsprechend deuten sich weitere Insolvenzen und finanzielle Restrukturierungen an. In Deutschland kam das Aus bereits für 130 Einschiffsgesellschaften aus dem Fondsbereich. Weitere 500 wackeln.Der Zugang zu Finanzierungen zu vertretbaren Kosten wird aus Sicht von S & P für die Schiffsbetreiber zum alles entscheidenden Faktor. Anschlussfinanzierungen würden nur dann zu erhalten sein, wenn eine hinreichende Cash-flow-Generierung nachgewiesen werden könne. Die meisten Gesellschaften, die man rate (etwa Hapag-Lloyd oder CMA CGM), seien gut gerüstet, um durch die raue See zu kommen.Heftige Probleme macht den Reedern auch die Bilanzierung der Schiffswerte. Der Rechnungslegungsstandard IFRS führt in der Krise mit Blick auf zahlreiche Notverkäufe zu krisenverstärkenden Effekten. Der Reederverband will erreichen, dass künftig ein an der langfristigen Cash-flow-Erzielung ausgerichtetes Long-Term-Asset-Value-Verfahren Platz greift. Dies würde auch die Spielräume der Banken erhöhen.Als regelrechten Todesstoß haben es die deutschen Reeder empfunden, dass die in einem Erlöspool fahrenden Schiffe künftig auch für 19 % Versicherungsteuer herangezogen werden. Eine Durchsetzung würde für viele das sichere Aus bedeuten.—– Wertberichtigt Seite 8