Vier Dax-Konzerne als Wertvernichter

Zahl der Großunternehmen auf DSW-Liste verdoppelt - Finstere Entwicklung der Solarindustrie

Vier Dax-Konzerne als Wertvernichter

Angesichts der seit Jahresfrist rollenden Insolvenzwelle ist der große Anteil von Solarwerten unter den 50 größten Kapitalvernichtern hierzulande wenig überraschend. Bedenklicher ist, dass die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in ihrer jüngsten Erhebung vier Dax-Konzerne des vorigen Jahres auf ihrer Verlierer-Liste aufführt und damit doppelt so viele wie im Turnus zuvor.ge Berlin – Während Unternehmen der gebeutelten Solarbranche auch im Börsen-Boomjahr 2012 prozentual das meiste Kapital ihrer Aktionäre verbrannt haben, vernichteten die vier auf der “Watchlist” der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) aufgeführten Dax-Werte absolut die größten Werte.Allein die beiden Energieriesen Eon und RWE, die sich auf der Liste der größten Kapitalvernichter auf Platz 35 bzw. 43 finden, haben nach Angaben von DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler binnen fünf Jahren satte 100 Mrd. Euro an Marktkapitalisierung in den Sand gesetzt. Laut Watchlist büßte Eon in den vergangenen fünf Jahren 71 % an Börsenwert ein, der Kurs von RWE sank um 67 %. Beide hätten zu spät auf die Energiewende reagiert, urteilt Tüngler.Noch vor Eon findet sich mit der Commerzbank ein weiteres Dax-Unternehmen auf Rang 20 und damit 11 Plätze besser als im Vorjahr. Die teilverstaatlichte Bank legte 2012 sogar um 6,6 % zu, hat im Fünfjahresvergleich allerdings gut 93 % an Wert verloren. Der vierte Dax-Wert auf Platz 38 der unrühmlichen DSW-Liste der größten Kapitalvernichter ist die Metro, die binnen fünf Jahren gut 63 % einbüßte und inzwischen in den MDax abstieg. 99 Prozent futschIn ihrer Watchlist wertet die DSW nicht nur die Kursentwicklung des abgelaufenen Jahres aus, sondern auch den Verfall der vorigen drei und fünf Jahre. Dividenden- und Sonderzahlungen bleiben dabei außen vor. “Sieger” in der jüngsten Erhebung ist die inzwischen insolvente Centrotherm, die binnen fünf Jahren nahezu 99 % an Wert verlor, davon allein knapp 92 % im vergangenen Turnus. Das Unternehmen wird derzeit in Eigenverantwortung saniert, was dem Kurs aber nicht hilft. “Insgesamt ist die Marktkapitalisierung der Gesellschaft von 1,16 Mrd. Euro Ende 2007 auf 209 Mill. Euro Ende 2012 gefallen. Aktuell liegt der Wert an der Börse noch bei rund 25 Mill. Euro”, sagte Tüngler. Von den Top Ten der größten Kapitalvernichter kommen fünf aus der Solarbranche.Platz 2 belegt der ehemalige Branchenprimus Solarworld von “Sonnenkönig” Frank Asbeck, der momentan mit Banken und Anleihegläubigern um das Überleben seines Unternehmens ringt. Rang 3 der Watchlist nimmt das ebenfalls an geschlagene Photovoltaikunternehmen Phoenix Solar ein. Angesichts der vielen Solarwerte auf der Liste – darunter auch die vorjährige Nummer 1, Conergy, die jetzt auf Platz 6 rangiert – warnt die DSW Anleger davor, ihre Investitionsentscheidungen an Modetrends auszurichten. “Gerade wenn es um eine Branche geht, deren Geschäftsmodell am Subventionstropf der Regierung hängt, ist das keine gute Idee”, warnte Tüngler. DSW-Vizepräsident Klaus Nieding formuliert noch schärfer: “Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien setzen das fort, was wir am Neuen Markt erlebt haben.” 10 Mrd. Euro verbranntZu den zehn größten Wertvernichtern gehört auch die angeschlagene Baumarktkette Praktiker. Dennoch haben die überwiegend kleinen Unternehmen der Top Ten der Watchlist in fünf Jahren lediglich 10 Mrd. Euro verbrannt, rechnet Tüngler vor, verglichen mit allein 100 Mrd. bei den beiden Energieversorgern. Im Schnitt sanken 2012 die Kurse der 50 Gesellschaften auf der DSW-Watchlist um 21 %, sagte Tüngler weiter. Der Dax kletterte dagegen um 29 %, der TecDax trotz der wenigen verbliebenen Solarunternehmen um 21 % und der MDax mit seinen exportorientierten Maschinenbauern um 34 %.Auf fünf Jahre gesehen ist die Wertentwicklung deutlich bescheidener, rechnet die DSW vor: Der Dax verlor in dieser Zeit gut 5 %, der TecDax gar 15 %. Nur der MDax legte um 21 % zu. Auf der Watchlist zu stehen ist laut Tüngler nicht unbedingt ein Verkaufssignal, “aber es ist auf jeden Fall ein Warnsignal, das man als Aktionär ernst nehmen sollte”.