Viessmann bestätigt Verkauf in die USA

Das nordhessische Unternehmen Viessmann hat angekündigt, seine Klimasparte an den US-Konkurrenten Carrier Global zu verkaufen. Dazu gehören auch Wärmepumpen. Vor allem sie sollen in Deutschland längerfristig Öl- und Gasheizungen ersetzen.

Viessmann bestätigt Verkauf in die USA

Reuters/dpa-afx New York/Berlin

Der hessische Heiz- und Klimatechnik-Konzern Viessmann Climate Solutions wird für zwölf Mrd. Euro in die USA verkauft. Die Gründerfamilie trennt sich damit vom Kerngeschäft ihres 106 Jahre alten Unternehmens, dem eine Schlüsselrolle bei der von der Bundesregierung forcierten Umstellung auf Wärmepumpen zum Heizen von Wohnungen zukommt. Viessmann Climate Solutions gehört künftig dem Klimaanlagen-Hersteller Carrier Global aus dem US-Bundesstaat Florida, wie die Unternehmen am Dienstagabend mitteilten. Die Familie Viessmann erhält 80% des Kaufpreises in bar und 20% in Form von Carrier-Aktien. Sie wird damit einer der größten Anteilseigner des US-Konzerns.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will den Verkauf unter die Lupe nehmen. “Wir werden uns das Vorhaben im Rahmen der vorgesehenen Prüfschritte anschauen und sind im Gespräch mit dem Verkäufer und dem Investor, damit das Projekt unserer Wirtschaft und dem Standort Deutschland dient”, sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch. Die Vorteile der deutschen Energiepolitik und Gewinne, die damit erwirtschaftet würden, müssten weiter dem Standort Deutschland zugutekommen. Gerade deutsche Unternehmen hätten die Wärmepumpentechnik vorangebracht, sagte Habeck.

Konzernchef Max Viessmann zieht in den Verwaltungsrat von Carrier ein. “Wir können die weltweite Energiewende nur dann erfolgreich meistern, wenn Unternehmen global denken, handeln und zusammenarbeiten”, sagte er. Mit dem Verkauf entstehe ein “zukunftssicherer globaler Klima-Champion”. Betroffen sind 11.000 der 15.000 Viessmann-Mitarbeiter. An sie will die Familie 106 Mill. Euro als Sonderbonus ausschütten. Die Sparte erwartet im laufenden Jahr einen Umsatz von vier Mrd. Euro und einen operativen Gewinn (Ebitda) von rund 700 Mill. Carrier Global, bis 2020 ein Teil des US-Mischkonzerns United Technologies, will mit der Übernahme vor allem in Europa stärker werden. Bisher kommen rund 60%der Umsätze aus Nord- und Südamerika, nur knapp ein Viertel aus Europa.

Viessmann ist neben Bosch (Buderus) und Vaillant einer der größten Heizungs-Hersteller in Deutschland. Die Sparte steht für 85% der Umsätze. Das Kühltechnik-Geschäft für Supermärkte oder Krankenhäuser bleibt in den Händen der Familie.

Die Amerikaner geben Viessmann bei dem Verkauf langfristige Garantien: Betriebsbedingte Kündigungen sind für drei Jahre ausgeschlossen, Allendorf bleibt für mindestens zehn Jahre Sitz des Unternehmens, die wichtigsten Produktions-, Forschungs- und Entwicklungsstandorte sind für fünf Jahre sicher.

Max Viessmann will mit dem Verkaufserlös das verbleibende Geschäft stärken, in dem der Konzern mit 400 Mitarbeitern rund eine Mrd. Euro umsetzt. Der Umsatz solle sich bis zum Ende des Jahrzehnts vervierfachen. Die Familie hat sich Technologie zur CO2-Vermeidung, CO2-Reduzierung und CO2-Speicherung jenseits des Wärmesektors auf die Fahnen geschrieben, um den Klimawandel zu bremsen. “Diesem Ziel folgend werden wir den nächsten Generationen ein Familienunternehmen übergeben, das stärker, breiter und vielfältiger sein wird als je zuvor”, so Viessmann.