Autozulieferer

Vitesco traut sich Milliarden-Akquisition zu

Der vor der Börseneinführung stehende Autozulieferer Vitesco traut sich eine Milliarden-Akquisition zu, plant aber derzeit keine Zukäufe. Nach dem Listing wäre der MDax ein attraktives Ziel.

Vitesco traut sich Milliarden-Akquisition zu

ste Hamburg

Der vor der Börseneinführung stehende Autozulieferer Vitesco Technologies sieht bei der Ausrichtung auf Antriebe für emissionsfreie Fahrzeuge vorerst keinen Bedarf für Zukäufe. Man habe „alles an Bord“, sagte Andreas Wolf, CEO des Antriebsentwicklers und -herstellers aus Regensburg in einem Pressegespräch. „Uns fehlt nichts.“ Möglich seien allenfalls Akquisitionen zur Abrundung des Portfolios.

Das nicht verschuldete Unternehmen, bislang das Geschäftsfeld Powertrain des Autozulieferers und Reifenherstellers Continental, verfügt aktuell über Finanzmittel von rund 580 Mill. Euro. Die Ausstattung reiche aus, um die laufende Transformation und das Wachstum zu finanzieren, so Wolf. Vitesco-Finanzchef Werner Volz sagte weiter, mit der aktuellen Ausstattung und der Möglichkeit zusätzlicher Mittel traue man sich Zukäufe bis zu einem niedrigen einstelligen Mrd.-Euro-Bereich zu.

Das Unternehmen strebt nach Billigung des Wertpapierprospekts durch die Finanzaufsicht BaFin am 16. September an die Frankfurter Börse. Begeben werden sollen gut 40 Millionen Aktien zu einem Nennwert von jeweils 2,50 Euro. Geplant ist, dass infolge der Abspaltung von Continental die derzeitigen Aktionäre des Dax-Konzerns – darunter die mit 46% beteiligte Schaeffler-Familie – für fünf Continental-Papiere eine Vitesco-Aktie erhalten. Der Eröffnungskurs soll am Morgen der Notierung im Rahmen einer Eröffnungsauktion gebildet werden.

Vitesco-Chef Wolf, der seinen im Juni 2020 übernommenen Posten im Conti-Vorstand vor Ablauf des dreijährigen Mandats aufgibt, bezeichnete den Donnerstag nächster Woche als „ganz wichtiges Datum für uns“. Abspaltung und Börseneinführung begleiten Deutsche Bank, J.P. Morgan und Bank of America als Hauptfinanzberater und „Listing Agents“ sowie elf weitere Co-Beraterbanken aus dem Finanzierungsumfeld von Vitesco. Für die Abspaltung werden Kosten von 350 Mill. Euro veranschlagt, von denen 170 Mill. Euro bereits angefallen sind. Mit Blick auf die Zeit nach Börseneinführung meinte Finanzchef Volz, es wäre „attraktiv für uns, irgendwann im MDax gelistet zu sein“.

Das Unternehmen, das 2020 einen Umsatz von 8 Mrd. Euro verbuchte und 40000 Mitarbeiter beschäftigt, trennt sich schrittweise von nicht mehr zum Kerngeschäft gezählten Bereichen der Verbrennertechnologien und baut das Geschäft mit der Elektrifizierung des Antriebsstrangs aus. Bis 2024 soll der derzeit kleinste Geschäftsbereich Elektrifizierungstechnologie die Break-even-Schwelle erreichen. Im ersten Halbjahr lag die bereinigte operative Rendite bei –44,6 (i.V. –130,7)%. Anlaufverluste im „Innovationsfeld“ seien deutlich gesunken, man befinde sich auf „einem extrem guten Pfad“, so Volz.

Von 2024 an will Vitesco insgesamt auf eine bereinigte Ebit-Marge von 7 bis 9% kommen – im ersten Halbjahr 2021 waren es 1,9%. Dabei setzt Vitesco auf das „Ausphasen“ nichtprofitabler Geschäfte, die Verbesserung der Profitabilität bei Elektrifizierungstechnologien, auf Skaleneffekte, Kostendisziplin sowie Einsparungen. Die Zahl der Arbeitsplätze, die wegfallen könnten, wollte Vitesco-Chef Wolf nicht beziffern. An den Plänen werde noch gearbeitet. Durch das Wachstum des Elektrifizierungsgeschäfts könnten die Beschäftigungszahlen insgesamt stabil bleiben oder leicht ansteigen.

Personen Seite 12