Vodafone kürzt Dividende erstmals seit 1990

Telekom-Rivale reduziert Ausschüttungen an die Anleger um zwei Fünftel - Neuseelandgeschäft verkauft

Vodafone kürzt Dividende erstmals seit 1990

hip London – Vodafone wird die Ausschüttungen an die Anteilseigner um rund zwei Fünftel zurückfahren, um Frequenzen für die nächste Generation der Mobilfunktechnologie (5G) zu ersteigern. Es handelt sich um die erste Dividendenkürzung des Rivalen der Deutschen Telekom seit 1990. Wie die FTSE-100-Gesellschaft mitteilt, sollen Anleger für das Ende März abgelaufene Geschäftsjahr 9 Cent je Aktie erhalten. Im Vorjahr waren es noch gut 15 Cent. Am Markt war weithin mit einer Kürzung gerechnet worden, zumal die “Sunday Times” bereits am Wochenende darüber spekuliert und der Aktienkurs schon am Montag nachgegeben hatte. Das Management verwies auf wachsenden Wettbewerbsdruck in Italien und Spanien sowie auf Gegenwind in Südafrika. “Diese Herausforderungen haben unser Service-Umsatzwachstum über das Jahr hinweg belastet und zusammen mit den hohen Kosten der Mobilfunkfrequenzauktionen unseren finanziellen Spielraum eingeschränkt”, sagte CEO Nick Read. In Italien war der Service-Umsatz um 6,1 % geschrumpft, in Spanien um 6,8 %. In Großbritannien sank er um 5,2 %.Die Gruppe befinde sich zudem an einem entscheidenden Punkt ihrer “Transformation” – sie vertiefe die Kundenbeziehungen, beschleunige den digitalen Wandel, vereinfache das Geschäft, erwirtschafte bessere Renditen mit ihren Infrastruktur-Assets und setze die Optimierung ihres Portfolios fort. “Um diese Ziele zu unterstützten und wieder Spielraum aufzubauen, hat der Board die Entscheidung getroffen, die Dividende auf eine neue Grundlage zu stellen”, sagte Read. “Das hilft uns, die Schulden zu reduzieren, und die Verschuldung in den nächsten Jahren ans untere Ende unserer Zielspanne zu bringen.” Sie reicht vom 2,5-fachen bis zum 3,0-fachen operativen Ergebnis (Ebitda). Die Nettoverschuldung ging zwar bereits auf 27,0 (i.V. 29,6) Mrd. Euro zurück. Allerdings hatte Vodafone 2,1 Mrd. Euro aus der Rückzahlung von Verizon-Anleihen erhalten. Zudem wird die jüngst begebene 3,8 Mrd. Euro schwere Wandelanleihe dem Eigenkapital zugerechnet. “Richtige Entscheidung””Wir denken, dass die Dividendenkürzung die richtige Entscheidung ist”, heißt es in einer ersten Einschätzung der UBS. Am Markt habe es ohnehin Zweifel daran gegeben, dass die Höhe der Ausschüttungen beibehalten werden kann. Zudem beschleunige sich dadurch der Schuldenabbau. “Man muss sich nur den Aktienkurs ansehen, um zu erkennen, dass der Markt der Nachhaltigkeit dieser Dividende keinerlei Glaubwürdigkeit beimesse”, zitierte die “Sunday Times” einen “Top-10-Investor”.Der Abschied von Vodafone India und Wertberichtigungen bescherten dem Unternehmen wie bereits im November angekündigt einen Milliardenverlust. Unter dem Strich stand am Ende ein Minus von 8,0 Mrd. Euro. Im Jahr zuvor war noch ein Gewinn von 2,4 Mrd. Euro gezeigt worden.Vodafone wartet auf die Genehmigung des Erwerbs von Kabel-Assets von Liberty Global in Deutschland und Osteuropa für 18 Mrd. Euro durch die EU. Die Transaktion hat sich im vergangenen Jahr bereits in Form höherer Finanzierungskosten bemerkbar gemacht. “Wir haben der EU-Kommission ein umfangreiches Maßnahmenpaket für noch mehr Wettbewerb vorgeschlagen”, sagte Deutschlandchef Hannes Ametsreiter. “Nun hoffen wir auf grünes Licht aus Brüssel.” In Deutschland stieg der Service-Umsatz im abgelaufenen Jahr um 0,4 %, das bereinigte Ebitda verbesserte sich um 2,2 %, während es in Spanien um fast ein Viertel einbrach.”Telekommunikation ist eine der unbeliebtesten Branchen, und diese Ergebnisse zeigen recht gut, warum das so ist”, sagte George Salmon, Analyst bei Hargreaves Lansdown. “Der Wettbewerb ist intensiv, die Schulden hoch. Frequenzauktionen bringen europäischen Regierungen auch weiterhin mehr ein als erwartet, was die Cash-flows unter Druck setzt.” Vodafone hatte am Vortag angekündigt, Vodafone New Zealand an ein Konsortium aus dem neuseeländischen Infrastrukturinvestor Infratil und dem kanadischen Vermögensverwalter Brookfield Asset Management zu veräußern. Der Unternehmenswert sei für die Transaktion auf 2,1 Mrd. Euro festgelegt worden. Das entspreche dem 7,3-fachen bereinigten Ebitda. “Ein wichtiger Aspekt unserer Strategie ist das aktive Management unseres Portfolios und der Schuldenabbau”, ließ sich Read zitieren. Nach dem Verkauf werde man eine Partnerschaft eingehen, die unter anderem die Nutzung der Marke Vodafone, Roaming-Vereinbarungen und den Zugang zu zentralen Beschaffungsfunktionen umfasse. Vodafone ließ sich von Deutsche Bank und Deutsche Craigs beraten. Als Rechtsbeistand fungierte die Kanzlei Bell Gully.