Vodafone schreibt Milliarden ab
Der intensive Preiswettbewerb macht Vodafone in Indien zunehmend zu schaffen. Während die Zahl der mobilen Datennutzer auf dem Subkontinent stagniert, schrumpft das Wachstum des Service-Umsatzes. Deutschland und Italien entwickeln sich dagegen für den größten europäischen Mobilfunkbetreiber zu Hoffnungsträgern.hip London – Vodafone hat im Ende September abgelaufenen Halbjahr 6,4 Mrd. Euro auf ihr Indiengeschäft abgeschrieben, das unter den Erwartungen geblieben war. Wie das FTSE-100-Unternehmen mitteilt, wurde dabei ein positiver Steuereffekt genutzt, so dass sich die Wertminderung von Vodafone India am Ende auf 5,0 Mrd. Euro belief. “In Indien hat der Wettbewerb dieses Jahr zugenommen, Umsatzwachstum und Rentabilität sind dadurch zurückgegangen”, gibt Chief Executive Vittorio Colao zu. Auf dem Subkontinent stagnierte die Zahl der mobilen Datennutzer. Das Wachstum des Service-Umsatzes ging zurück. Das Initial Public Offering von Vodafone India wird weiter verfolgt. Es soll stattfinden, “sobald es die Marktbedingungen ermöglichen”. Man erwarte aber nicht, dass das im laufenden Geschäftsjahr noch der Fall sein werde. “Die Schlüsselfrage zu Indien ist, wann der Wettbewerber Reliance Jio damit beginnt, für seine Dienste Geld zu nehmen”, schreiben die Analysten der UBS. Dessen Werbephase sollte ursprünglich im Dezember enden, könnte aber bis März kommenden Jahres verlängert werden. Umsatz schrumpftVodafone machte von März bis September 3,9 % weniger Umsatz als ein Jahr zuvor. Unter dem Strich stand ein Verlust von 5,0 (i.V. 2,3) Mrd. Euro. Dem Unternehmen machten negative Währungseffekte zu schaffen. Das operative Ergebnis (Ebitda) wuchs allerdings auf bereinigter Basis um 4,3 % auf 7,9 Mrd. Euro. Analysten hatten lediglich 7,8 Mrd. Euro auf der Rechnung. Alles in allem bleibe das Unternehmen “trotz makroökonomischer Unsicherheiten” auf Kurs, die Jahresziele zu erreichen, teilte das Management mit. Dabei nahm Vodafone das obere Ende der Spanne, in der sich das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) bewegen soll, von 16,2 Mrd. auf 16,1 Mrd. Euro zurück.In Deutschland wuchs der Gesamt-Service-Umsatz im abgelaufenen Quartal im Vorjahresvergleich um 3,1 %. “Im Mobilfunk behaupten wir uns ordentlich, im Festnetz wachsen wir ungebrochen stark”, sagte Deutschlandchef Hannes Ametsreiter. Im Prepaid- und DSL-Geschäft sei die Wende geschafft. “Und in allen Bereichen gewinnen wir Marktanteile hinzu.” Die Ebitda-Marge verbesserte sich um 1,3 Prozentpunkte auf 34,0 %. In Italien erhöhte sich der Service-Umsatz im zweiten Geschäftsquartal um 2,2 %. Dort stieg die Ebitda-Marge um 2,6 Prozentpunkte auf 36,7 %.Die Nettoverschuldung stieg seit Ende März von 36,9 Mrd. auf 40,7 Mrd. Euro. Darin sind die 2,7 Mrd. Euro noch nicht enthalten, für die Vodafone im Oktober in Indien zusätzliche Mobilfunkfrequenzen ersteigerte. “Mit Schulden, die nahezu dem Dreifachen des für dieses Jahr erwarteten Ergebnisses entsprechen, steht die Gruppe unter Druck, ihre Planungen zu erfüllen”, sagte Analyst George Salmon von Hargreaves Lansdown.Vodafone “scheint es an Ideen und Ehrgeiz zu mangeln”, sagte der City-Veteran David Buik, der für Panmure Gordon den Markt beobachtet. Das 55 Mrd. Pfund schwere Unternehmen könne zum Übernahmeziel werden, wenn Colao nicht schnell ein paar Ideen kämen – etwa der Einstieg ins Mediengeschäft. Tatsächlich war Vodafone bereits als Übernahmekandidat gehandelt worden. Der US-Hedgefonds-Manager David Einhorn trennte sich im vergangenen Quartal jedoch komplett von seinen Aktien. “Wir haben unseren restlichen Anteil veräußert, als weniger wahrscheinlich wurde, dass Vodafone mit einem Aufschlag verkauft wird”, schrieb er seinen Anlegern.