Vodafone stößt Spanientochter ab
Vodafone zieht die Reißleine in Spanien
Verkauf für 5 Mrd. Euro an Finanzinvestor Zegona – Verwendung der Erlöse noch offen
hei Frankfurt
Der angeschlagene britische Mobilfunkriese Vodafone stößt seine defizitäre Spanien-Tochter an den Finanzinvestor Zegona ab und bringt damit den zweiten Milliarden-Deal in wenigen Monaten unter Dach und Fach. Vodafone Spain, derzeit die Nummer drei im hart umkämpfen spanischen Telekommunikationsmarkt, werde in der Transaktion mit 5 Mrd. Euro inklusive Schulden bewertet, teilt der britische Konzern mit. Davon sollen "mindestens" 4,1 Mrd. Euro in bar fließen. Diese Summe habe Zegona durch Kreditfazilitäten abgesichert. Weitere 900 Mill. Euro werden von Vodafone zwischenfinanziert, indem das Unternehmen Vorzugsaktien eines Finanzierungsvehikels (FinCo) zeichnet, das seinerseits neue Aktien im Zuge einer von Zegona geplanten Kapitalerhöhung übernimmt. Die Vorzugsaktien sollen eine jährliche Dividende abwerfen, die in den ersten drei Jahren einer Verzinsung von 5%, danach 10% und ab dem sechsten Jahr 15% entspricht. Dabei sei allerdings spätestens nach sechs Jahren die Rückgabe der Aktien vorgesehen.
Aktie gibt nach
An der Börse konnte die Transaktion nicht überzeugen; die Vodafone-Aktie gab in London um 1% auf 75,95 Pence nach und notiert damit unweit ihres Fünfjahrestiefs. Die Deal-Struktur, bei der Vodafone von Morgan Stanley, Robey Warshaw und Evercore sowie juristisch von Slaughter and May beraten wurde, reflektiert die erschwerten Finanzierungsbedingungen für Private Equity bei großvolumigen Übernahmen im gegenwärtigen Zinsumfeld. Vodafone schlägt die kränkelnde Spanien-Tochter damit nach eigenen Angaben für das 5,3-fache bereinigte operative Ergebnis (EbitdaAL) des vergangenen Geschäftsjahres 2022/23 (per 31.3.) los. Im Hinblick auf den operativen Free Cashflow wird das 12,7-Fache gezahlt. Zur geplanten Verwendung der Mittel äußerte sich Vodafone nicht.
Zweiter Deal
Die spanische Tochter, deren Mobilfunkgeschäft Vodafone einst mit dem 7 Mrd. Euro schweren Zukauf des Kabelnetzbetreibers Ono zu einem integrierten Komplettanbieter ausgebaut hat, tut sich seit Jahren schwer am Markt und häufte allein im vergangenen Jahr einen Verlust von 323 Mill. Euro an. Vodafone-CEO Margherita Della Valle bezeichnete den Verkauf als "Schlüsselschritt, um unser Portfolio auf Wachstum auszurichten" und die Ressourcen auf "Märkte mit nachhaltiger Struktur und hinreichenden Skaleneffekten" für Vodafone zu konzentrieren. Der Spanien-Deal folgt dem 11 Mrd. Euro schweren Zusammenschluss des britischen Geschäfts mit der Tochter des chinesischen Hutchison-Konzerns, mit dem der Mobilfunkriese ebenfalls Skaleneffekte erzielen will.
"Hartes Stück Arbeit"
Della Valle deutete mögliche weitere Schritte an, indem sie sagte, Spanien sei "der zweite unserer größeren Märkte in Europa", wo sie Hand anlege, um die Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns zu verbessern. Wiederholt hatten bereits Gerüchte über einen Verkauf von Vodafone Italia die Runde gemacht, wo der französische Milliardär Xavier Niel mit seiner Illiad-Gruppe bereits ein Angebot gemacht hatte, das Vodafone allerdings zurückwies.
Die 2015 gegründete Zegona stemmt in Spanien nach Telecable und Euskatel bereits die dritte Akquisition in der Branche. CEO Eamonn O'Hare äußerte sich zuversichtlich, Vodafone Spain frisches Leben einhauchen zu können. Allerdings werde es voraussichtlich mehrere Jahre dauern. "Es gibt keine schnelle Lösung. Es wird ein hartes Stück Arbeit", sagte er.