Vodafone treibt Netzausbau voran
Vodafone wird in den kommenden Jahren noch mehr in den Netzausbau investieren als bereits angekündigt. Wettbewerber sind gezwungen nachzuziehen. Für hoch verschuldete Rivalen wie die italienische Wind wird es eng.hip London – Vodafone wird für den geplanten Netzausbau 1 Mrd. Pfund mehr investieren als zunächst dafür angesetzt. Wie der zweitgrößte Mobilfunkbetreiber der Welt nach China Mobile bei Bekanntgabe der Halbjahresergebnisse mitteilte, sollen rund 7 Mrd. Pfund in das im September angekündigte “Projekt Frühling” gesteckt werden. Damit gibt der Konzern aus dem britischen Newbury, der seinen Anteil am größten US-Mobilfunker Verizon Wireless für 130 Mrd. Dollar an dessen Muttergesellschaft verkaufte, zumindest in einigen Märkten das Tempo vor. Die Wettbewerber sind gezwungen nachzuziehen, wenn sie ihre Kunden nicht verlieren wollen. Nicht viele haben die dafür erforderliche finanzielle Flexibilität, wie die Ratingagentur Moody’s feststellt. Für hoch verschuldete Rivalen wie die italienische Wind Telecommunications werde es eng.Unterdessen schrumpfte der um Wechselkurseffekte und Akquisitionen bereinigte Umsatz mit Mobilfunkdienstleistungen im ersten Halbjahr um 4,9 %. Die von Bloomberg zusammengetragenen Analystenschätzungen hatten im Schnitt ein Minus von 4,6 % erwartet. In Nord- und Mitteleuropa entsprach der Erlösrückgang dem konzernweiten Schnitt. In Südeuropa brach das Geschäft dagegen um 15,5 % ein – vor allem wegen des Preiskrieges in Italien. Das ließ sich auch durch ein Wachstum von 5,7 % in den bei Vodafone unter AMAP zusammengefassten Schwellenländern nicht mehr ausgleichen. Freundlichere ReguliererGleichwohl bekräftigte Chief Executive Vittorio Colao die Gewinnziele für das Ende März 2014 auslaufende Geschäftsjahr. Das bereinigte operative Ergebnis soll 5,7 Mrd. Pfund erreichen, der frei verfügbare Cash-flow zwischen 4,5 Mrd. und 5,0 Mrd. Pfund liegen. Zwar seien die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa derzeit ziemlich hart, räumte Colao ein. Ermutigend sei allerdings, dass für die kommenden zwei Jahre eine Rückkehr zum wirtschaftlichen Wachstum prognostiziert werde und die Regulierer den Fokus mittlerweile darauf gelegt hätten, Investitionen und eine Konsolidierung der Branche zu fördern. Vodafone gilt seit dem Ausstieg aus dem US-Geschäft selbst als Übernahmekandidat. Als Interessent wird der Verizon-Konkurrent AT & T gehandelt. Latente SteuernDie Geschäftsergebnisse der Briten wirken zunächst undurchsichtig, denn das Unternehmen weist gleich zwei Zahlensätze aus, einen vergleichbaren für Analysten und die schwerer verdaulichen unbereinigten Zahlen. Im ersten Halbjahr sank das Ergebnis vor Zinsen, Abschreibungen und Amortisation ohne Berücksichtigung von Zukäufen um 4,1 %. Weil Vodafone latente Steuern in großem Stil aktiviert hat, kann der Konzern einen Halbjahresgewinn von 18 Mrd. Pfund ausweisen. Dabei handelt es sich um über viele Jahre aufgelaufene Verlustvorträge, die zum Teil noch auf die Mannesmann-Übernahme zurückgehen. Weil nach dem Verkauf der Verizon-Beteiligung die künftige Konzernstruktur klarer geworden sei, zwängen neue Bilanzierungsregeln Vodafone dazu, einen Teil davon zu aktivieren, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Im ersten Halbjahr 2012 stand nach Abschreibungen in Höhe von 5,9 Mrd. Pfund ein Verlust von 1,9 Mrd. Pfund zu Buche. Branchenanalysten orientieren sich bei Telekomunternehmen an weniger stark schwankenden Kennziffern wie dem Cash-flow.Bei Abschluss der Verizon-Transaktion im ersten Kalenderquartal 2014 soll die Schlussdividende für das Geschäftsjahr um 8 % erhöht werden. Inklusive der 3,53 Pence je Aktie Zwischendividende, die Vodafone gestern ankündigte, erhöht sich damit die Ausschüttung auf 11 Pence je Anteilschein.