Vodafone wächst erstmals seit 2008
Europas größter Mobilfunkbetreiber hat erstmals seit 2008 wieder Wachstum vorzuweisen. Das 19 Mrd. Pfund schwere Netzausbauprogramm “Project Spring” ist abgearbeitet, die Dividende wieder durch Cash gedeckt. CEO Vittorio Colao gab sich bei Vorstellung der Geschäftszahlen zuversichtlich, dass operatives Ergebnis und Free Cash-flow weiter steigen werden.hip London – Vodafone-Chef Vittorio Colao hat lange auf diesen Moment gewartet: Erstmals seit 2008 wies Europas größter Mobilfunkbetreiber Vodafone wieder Wachstum für ein ganzes Geschäftsjahr aus. Die Investitionen in den Netzausbau tragen erste Früchte. Wie die FTSE-100-Gesellschaft mitteilt, stieg der Erlös im Ende März abgelaufenen Finanzjahr auf vergleichbarer Basis und währungsbereinigt um 2,3 % auf knapp 41 Mrd. Pfund. Dazu trug maßgeblich bei, dass die Service-Umsätze in Deutschland und Italien im Schlussquartal zulegten. Vodafone sei der am schnellsten wachsende Festnetz-Breitbandanbieter in Europa, sagte Colao. Finanzchef Nick Read betonte, das Unternehmen habe nicht nur beim Umsatz gut abgeschnitten, sondern auch bei der Kontrolle seiner Kosten.Das operative Ergebnis (Ebitda) wuchs um 2,7 % auf 11,6 Mrd. Pfund. Die von Bloomberg zusammengetragenen Analystenschätzungen hatten etwas höher gelegen, alles in allem entsprachen die Zahlen jedoch den Markterwartungen. Im laufenden Jahr soll das Ebitda zwischen 3 % und 6 % wachsen. “Attraktive Gelegenheiten”Unter dem Titel “Project Spring” hatte die Rivalin der Deutschen Telekom binnen zwei Jahren 19 Mrd. Pfund investiert. Das Programm ist abgeschlossen, damit dürften die Ausschüttungen an die Aktionäre, die mit rund 3 Mrd. Pfund zu Buche schlugen, künftig wieder vom Free Cash-flow gedeckt sein. In diesem Jahr soll er “mindestens” 3,2 (i.V. 1,0) Mrd. Pfund erreichen – Analysten hatten sich mehr erhofft. Die Investitionen sollen sich “im mittleren Bereich” zwischen 10 und 20 % des Umsatzes bewegen. Ursprünglich hatte man mit 13 bis 14 % geplant. Nun rechne man mit “attraktiven Investmentgelegenheiten”, hieß es zur Begründung. In den vergangenen drei Jahren steckte Vodafone insgesamt 47 Mrd. Pfund in den Netzausbau, den Erwerb von Mobilfunkfrequenzen und Übernahmen, sagte Colao vor Journalisten in der Londoner Niederlassung von Goldman Sachs. Die US-Investmentbank habe dem Unternehmen für die Zurverfügungstellung der Räumlichkeiten nichts berechnet, betonte er.Noch im laufenden Jahr soll ein TV-Produkt in Großbritannien auf den Markt kommen. Größtes IPO seit Coal IndiaIn Indien haben derweil die Vorbereitungen für einen Börsengang von Vodafone India begonnen. Wie lokale Medien berichten, soll das lang erwartete Initial Public Offering (IPO) 2,5 Mrd. Dollar einspielen. Angeblich sollen Deutsche Bank, HSBC und ICICI Securities als Lead Manager fungieren, BoA Merrill Lynch, UBS und Kotak Securities als Global Coordinators. Der Mobilfunkbetreiber wolle sich von 10 % trennen. Träfen die Spekulationen zu, wäre es der größte Börsengang auf dem Subkontinent seit dem IPO von Coal India 2010. Auch Goldman Sachs soll sich um ein Mandat bemüht haben.Ob Großbritannien in der EU bleibe, müssten die Wähler entscheiden, sagte Colao. “Wir sehen für Vodafone einen klaren Vorteil darin, drinzubleiben.” Es winke der digitale Binnenmarkt. Ein Brexit könne dagegen zu einer “Balkanisierung der Regulierung” führen. Aber Vodafone, die ab dem laufenden Jahr in Euro berichtet, sei in vielen Jurisdiktionen tätig. Die Netze seien in sich geschlossen und könnten wie benötigt miteinander verbunden werden. Ansonsten benötige Europa keine starke Industriepolitik, sondern eine starke Vision davon, wie ein digitales Europa aussehen soll. Der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger habe diese Vision. Sie müsse nur schnell umgesetzt werden. “Je schneller Europa eine gemeinsame digitale Vision entwickelt, desto besser für den Kontinent”, sagte Colao.