Voestalpine geht mit Zuversicht ins Schlussquartal
ab Düsseldorf
– Nach Ablauf der ersten drei Quartale rückt die österreichische Voestalpine den Ausblick für das im März ablaufende Geschäftsjahr an den oberen Rand des Prognosekorridors. Im Gesamtjahr werde nun ein operatives Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) von etwa 1 Mrd. Euro angestrebt, sagte Vorstandschef Herbert Eibensteiner bei der Vorlage der Quartalszahlen. Zuletzt hatte der Zielkorridor zwischen 0,8 und 1 Mrd. Euro gelegen.
Allerdings warnte der Voestalpine-Chef zugleich vor gestiegenen Unsicherheiten bezüglich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung. Zudem habe sich das Risiko für Produktionsausfälle und Unterbrechungen in den Lieferketten erhöht. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei“, warnte Eibensteiner. Daher werde Voestalpine auch weiterhin das Augenmerk auf striktes Kostenmanagement und das Management des Working Capital richten und den Cash-flow im Blick behalten.
Dessen ungeachtet ist der Stahlkonzern im Zeitraum Oktober bis Dezember erstmals im laufenden Turnus in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Vor Steuern erwirtschaftete Voestalpine im dritten Quartal einen Gewinn von 57 Mill. Euro. Auch der Auftragseingang signalisiere die Fortsetzung der Erholung. Einzig in der Luftfahrt sowie der Öl- und Gasindustrie sei es bislang noch zu keiner Belebung gekommen. Die wichtigsten Branchen – die Auto-, Bau- und Hausgeräteindustrie – seien dagegen wieder fast auf dem Vorkrisenniveau angekommen. Einen besonderen Schub verzeichnete der Hochregallagerbau, den Eibensteiner als „Krisengewinner“ klassifizierte. Hierbei spielte der gewachsene Onlinehandel die ausschlaggebende Rolle.
Geholfen haben Voestalpine im Berichtsquartal auch die Stahlpreise, die im Zuge der anziehenden Nachfrage wieder stiegen. Allerdings erhöhten sich auch die Rohstoffpreise, wie Eibensteiner ausführte. Die fortgesetzte Erholung spiegelt sich nach den Angaben auch in dem gesunkenen Bedarf an Kurzarbeitprogrammen. Hatte Voestalpine zu Beginn der Krise mehr als 10 000 Beschäftigte in Österreich in Kurzarbeit geschickt, waren es Ende 2020 nur noch 1 100 Beschäftigte.
Der Quartalsgewinn reichte allerdings nicht, um die vorherigen Verluste aufzuwiegen. Nach neun Monaten zeigt Voestalpine vor Steuern einen Verlust von 211 (i.V. – 185) Mill. Euro. Darin enthalten sind abermals Impairments von 205 Mill. Euro, die im zweiten Quartal verbucht wurden. Mit 170 Mill. Euro entfiel das Gros auf die Direktreduktionsanlage in Texas.
Ein Verlust im Gesamtjahr wäre nach Einschätzung von Eibensteiner gleichwohl kein Ausschlusskriterium für die Zahlung einer Dividende. Auch im Vorjahr habe der Konzern die Aktionäre trotz roter Zahlen bedient, wenn auch mit einer deutlich gekürzten Dividende. „Das wollen wir auch in diesem Geschäftsjahr tun“, sagte der Konzernchef.
Kein Investitionsstau
Der Tritt auf die Kostenbremse zahlte sich für Voestalpine aus, wie der Blick auf die Cash-flow-Entwicklung belegt. So hat sich der Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft in den ersten Monaten auf gut 1 Mrd. Euro fast verdreifacht. Auch dadurch gelang der Rückbau der Nettoverschuldung auf 3,2 (4,6) Mrd. Euro. Das Gearing als Verhältnis der Nettoverschuldung zum Eigenkapital verbesserte sich binnen Jahresfrist von 80 % auf 58,4 %.
Mittelfristig wird hier ein Wert von unter 50% angepeilt. Erreicht hat Voestalpine diese Kennziffern auch, weil die Ausgaben für Investitionen niedrig gehalten wurden. Ein Investitionsstau werde dadurch aber nicht entstehen, wiegelte CEO Eibensteiner ab.
Voestalpine | ||
Konzernzahlen* nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2020/2021 | 2019/2020 |
Umsatz | 7 971 | 9 575 |
Ebitda | 683 | 837 |
Ebit | – 211 | – 82 |
Konzernergebnis | – 159 | – 160 |
Operativer Cash-flow | 1 009 | 345 |
Nettofinanzschulden | 3 158 | 4 555 |
Eigenkapital | 5 411 | 5 693 |
*) Geschäftsjahr zum 31.3.Börsen-Zeitung |