Voestalpine schlägt leisere Töne an
Nach dem Rekordjahr 2017/18 geht der Stahlkonzern Voestalpine verhalten optimistisch in den neuen Turnus. Risiken werden vor allem in der internationalen Handelspolitik und in geopolitischen Entwicklungen ausgemacht. Die Aktionäre sollen für den abgelaufenen Turnus eine um fast 30 % höhere Dividende erhalten. Im aktuellen Geschäftsjahr wird trotz einer reparaturbedingten Hochofenstilllegung ein Ergebnis auf Vorjahresniveau angestrebt. ab Düsseldorf – An dem besten Ergebnis der Konzerngeschichte sollen die Aktionäre von Voestalpine mit einer satten Dividendenerhöhung beteiligt werden. Konkret wird den Aktionären eine um fast 30 % höhere Ausschüttung von 1,40 Euro je Aktie für das im März beendete Geschäftsjahr in Aussicht gestellt, wie Vorstandschef Wolfgang Eder bei der Bilanzvorlage sagte. Es handelt sich um die sechste Dividendenanhebung in Folge. Gemessen an der Geschäftsentwicklung werden die Aktionäre damit aber nur unterproportional am Geschäftserfolg beteiligt, konnte das Ergebnis je Aktie im abgelaufenen Turnus doch um mehr als die Hälfte auf 4,40 Euro ausgebaut werden.Voestalpine beruft sich jedoch darauf, dass Dividendenstabilität eindeutig vorgehe. Konkret strebt der drittgrößte europäische Stahlkonzern eine Dividendenrendite zwischen 3 und 4 % an. Auch die Investoren scheinen mit dieser Sicht der Dinge einverstanden, legte die Aktie doch um 5,2 % auf 45,58 Euro zu. Hatte sich Eder im vorigen Jahr zunächst noch unbeeindruckt von dem neuen Tonfall aus dem Weißen Haus gezeigt, macht der Voestalpine-Chef inzwischen in Handels- und Geopolitik die größten Geschäftsrisiken aus. Dennoch sollte es Voestalpine im neuen Turnus gelingen, das Geschäftsjahr 2017/18 zu wiederholen, zeigte sich Eder zuversichtlich. Auftragsbücher gut gefülltDas hervorragende konjunkturelle Umfeld lasse zumindest bis zum Herbst eine positive Geschäftsentwicklung erwarten, heißt es mit Verweis auf die gut gefüllten Auftragsbücher. “Auch wenn das zweite Halbjahr 2018/19 wegen möglicher handelspolitischer Lenkungsmaßnahmen und Überschreiten des konjunkturellen Peaks schwieriger werden könnte, sollten Ebitda und Ebit für das Gesamtjahr wiederum auf dem Niveau von 2018/19 zu liegen kommen”, sagte der Manager, der sich mit der Hauptversammlung im kommenden Jahr in den Aufsichtsrat zurückzieht. Der Ausblick ist vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass Voestalpine in diesem Jahr die Reparatur des Großhochofens in Linz vor der Brust hat, die mit einem dreimonatigen Anlagenstillstand einhergeht. Eder geht allerdings davon aus, diesen negativen Effekt im Gesamtjahr vollständig kompensieren zu können. Dabei wird vor allem auf eine fortgesetzte Erholung in der Bau-, der Öl- und Gasindustrie sowie in der Bahninfrastruktur gesetzt. Hatte sich der zum stahlverarbeitenden Technologiekonzern gewandelte Stahlproduzent in den vergangenen Jahren vor allem auf organisches Wachstum konzentriert, zeigt sich Eder inzwischen wieder aufgeschlossener für akquisitorisches Wachstum. Strategische Investoren hätten im Vergleich zu Finanzinvestoren in jüngerer Zeit keine Chancen in Bieterprozessen gehabt, da die Private-Equity-Industrie in Geld schwimme und Voestalpine beispielsweise nicht bereit sei, das Zehnfache des operativen Ergebnisses oder mehr auf den Tisch zu legen. Mit einem sich normalisierenden Zinsumfeld sollte sich die Situation jedoch wieder ändern, glaubt Eder. Insbesondere in den Geschäftsfeldern Automotive und Luftfahrt sei externes Wachstum in den nächsten Jahren gut vorstellbar. Stahlgeschäft brummtWenngleich sich Voestalpine in den vergangenen Jahren einem Wandel unterzogen hat, war es das Stahlgeschäft, das sich 2017/18 besonders gut entwickelte und für den Ergebnissprung hauptverantwortlich war. Der Umsatz der Division wurde um mehr als ein Fünftel auf 4,8 Mrd. Euro ausgebaut, zugleich wurde vor Zinsen und Steuern mit 593 (i. V. 263) Mill. Euro mehr als das Doppelte verdient. Die gute Geschäftsentwicklung spiegelt sich auch in den Bilanzkennziffern. So landete das Gearing , also das Verhältnis der Nettofinanzschulden zum Eigenkapital, erstmals seit vier Jahren wieder unter der 50-Prozent-Marke. Dabei stand einer auf 3 Mrd. Euro verringerten Nettoverschuldung ein Eigenkapital von 6,6 Mrd. Euro gegenüber. Zugleich verbesserte sich die Rendite auf das eingesetzte Kapital (Roce) auf 11,1 (8,1) %.