Volkswagen profitiert vom Finanzhedging
sck München
– Zum Jahresauftakt gelang es Volkswagen, den Einbruch bei den Auslieferungen durch einen positive Sondereffekt aus Rohstoff-Absicherungsaktivitäten (Hedging) im Konzernergebnis mehr als auszugleichen. Vor dem Osterwochenende meldete der Wolfsburger Mehrmarkenkonzern ad hoc, nach vorläufigen Berechnungen im ersten Quartal ein operatives Ergebnis (vor Sondereinflüssen) von rund 8,5 Mrd. Euro erzielt zu haben. Dazu hätten neben dem Aktivitäten im Auto- und Nutzfahrzeugbereich vor allem „positive Fair-Value-Bewertungen auf Sicherungsinstrumente außerhalb Hedge-Accounting“ mit insgesamt 3,5 Mrd. Euro beigetragen. Diese Wertzuschreibungen sorgten für einen Ergebnissprung. Zum Jahresstart 2021 hatte das Dax-Schwergewicht ein operatives Konzernergebnis von 4,8 Mrd. Euro erwirtschaftet.
Die operative Umsatzrendite wuchs zum Auftakt 2022 auf 13,5 (7,7)%. Dazu trug der positive Sondereffekt wesentlich ein. Ohne diese Wertzuschreibungen – insbesondere auf Rohstoffsicherungen – hätte VW operativ rund 5 Mrd. Euro verdient. Auf Basis dieser Angaben lässt sich ein Konzernumsatz im ersten Quartal von 63 Mrd. Euro errechnen. Das ist ein Zuwachs von 0,6 Mrd. Euro.
Als Sondereinflüsse bezeichnet der Konzern alle Belastungen im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der Dieselabgasmanipulationen, die 2015 aufgeflogen waren. Mit Absicherungsgeschäften gegen Preisschwankungen bei Rohstoffen können Autohersteller derzeit die steigenden Weltmarktpreise für Vorprodukte gut abfedern.
Der positive Sondereffekt ist aber nach Unternehmensangaben „nicht cash-wirksam“. Das heißt, es hat keinen Einfluss auf den Mittelzufluss. Der Cashflow (netto) des Konzernbereichs Automobile verzeichnete 1,5 Mrd. Euro. Das ist ein Einbruch von 3,2 Mrd. Euro. Ein Jahr zuvor erzielte VW 4,7 Mrd. Euro. Als Grund für den deutlichen Rückgang nannte der Vorstand „Belastungen im Working Capital aus saisonal gestiegenen Vorräten“. Die Netto-Liquidität im Autosektor bezifferte VW auf 31 (i.V. 29,7) Mrd. Euro.
Die Veröffentlichung der vorläufigen Quartalszahlen nahm der Vorstand abermals zum Anlass, vor den wachsenden Risiken fürs operative Geschäft zu warnen: „Der andauernde Krieg in der Ukraine hat erhebliche Auswirkungen auf Wechselkurse und die Preisentwicklung an den Rohstoffmärkten. Außerdem sind erste Auswirkungen auf die Lieferketten zu erkennen.“ Engpässe bei der Versorgung mit Mikrochips, angespannte Lieferketten und der Krieg belasten die Weltwirtschaft. Hinzu kommen Lockdowns in China aufgrund der Corona-Pandemie.
Aktie büßt 2,6 Prozent ein
Die Anleger reagierten vergrätzt auf das Zahlenwerk und die wiederholten Warnungen der Konzernführung. Gegen den Markttrend büßte die VW-Vorzugsaktie am Gründonnerstag im Xetra-Handel zeitweise 2,6% auf 147,30 Euro ein.
Derweil verhageln die anhaltende Halbleiter-Knappheit, die durch den Krieg sich verschärften Lieferkettenprobleme und der Ausbruch der Omikron-Virusvariante im größten Einzelmarkt China das Neugeschäft der VW-Gruppe. Nach Unternehmensangaben schrumpften die Pkw-Auslieferungen aller Automarken im Konzern im ersten Dreimonatsabschnitt um 23% auf 1,83 Millionen Einheiten. Davon waren die Volumenreihen der Marken VW (–26%), Škoda (–25%) und Seat (– 27%) stärker betroffen als die Oberklasse-Baureihen von Audi (–17%) und die Sportwagen von Porsche (–5%). Die Nutzfahrzeugholding Traton profitierte von der Vollkonsolidierung des US-Mehrheitserwerbs Navistar. Traton verzeichnete ein Plus von 12% auf 67800 Einheiten. Ohne die 17100 ausgelieferten Stück von Navistar hätte Traton einen Rückgang verbucht. Das Minus bei Scania (– 28%) fiel sogar deutlich höher aus als bei MAN (–9%), die sich in einer Restrukturierung befindet.
Wertberichtigt Seite 6
Volkswagen | ||
Konzernzahlen nach IFRS, 1. Quartal | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Auslieferungen (Tsd. *) | 1898,3 | 2431,9 |
Operatives Ergebnis | 8500 | 4812 |
in % vom Umsatz | 13,5 | 7,7 |
Netto-Cashflow Autosp. | 1500 | 4705 |
Nettoliquidität Autosp. | 31 000 | 29 650 |
*) Pkw und Nutzfahrzeuge Börsen-Zeitung |