Volkswagen spricht von deutlichen Kostensenkungen

Finanzvorstand Witter schreibt an TCI-Chef Hohn - Hedgefonds will Stellenabbau über Fluktuation

Volkswagen spricht von deutlichen Kostensenkungen

po Frankfurt – Mit Schreiben vom 6. Mai hatte sich Sir Chris Hohn vom britischen Hedgefonds TCI (The Children’s Investment Fund) öffentlichkeitswirksam zum Thema Volkswagen mit heftiger Kritik an Ertragskraft, Corporate Governance und Managervergütung zu Wort gemeldet (vgl. BZ vom 7. Mai). Zwar war nichts davon wirklich neu. Aber gepaart mit der Mitteilung, sich zu 2 % an dem krisengeschüttelten Wolfsburger Konzern beteiligt zu haben, blieb die TCI-Attacke nicht ohne Wirkung. Immerhin verspricht sich der Hedgefonds von neuen Strukturen und Leuten in Wolfsburg, dass Volkswagen ihr Ertrags- und Cash-flow-Potenzial hebt und das TCI-Engagement zu einem lohnenden Investment macht.Jetzt reagierte VW-Finanzvorstand Frank Witter seinerseits in einem an “Dear Sir Chris” gerichteten Schreiben, man sei sich mit ihm in vielen der angesprochenen Punkte einig. Volkswagen könne und müsse die profitabelste Gesellschaft in der weltweiten Autoindustrie sein, so Witter. Volkswagen begrüße den konstruktiven Dialog mit ihren Investoren und sei für Anregungen von TCI und anderen Stakeholdern dankbar.Witter erläuterte dabei in seinem Brief die von Vorstandschef Matthias Müller in der Bilanzpressekonferenz für den Sommer angekündigte Strategie 2025 und zeigte sich zugleich frustriert darüber, dass man über die von der Kanzlei Jones Day durchgeführten internen Untersuchungen im Zusammenhang mit dem Dieselabgas-Skandal leider nichts vorab mitteilen könne. Das – heftig kritisierte – Vergütungssystem müsse geändert werden, räumte der Finanzchef ein. Das werde Teil der Strategieprüfung sein.Witter nutzte die Gelegenheit zudem, aus Sicht von Volkswagen schon erkennbare Fortschritte bei der Kernmarke VW herauszustreichen. So sei eine neue Struktur eingeführt worden, und die letztjährige Bestellung des früheren BMW-Vorstands Herbert Diess zum VW-Markenchef sei ein Schlüsselelement. Seine oberste Priorität sei gerade die Steigerung der Profitabilität von VW, wie von Hohn angemahnt. So gebe es deutliche Fortschritte in der Kosteneffizienz und in der Neubesetzung im Management. Auch an mehr Effizienz in Forschung und Entwicklung sowie in den Investitionen sei man dran. Man habe keine Zweifel daran, dass die finanzielle Entwicklung von Volkswagen verbesserter werden müsse.Mit den Ausführungen Witters zeigte sich allerdings TCI nicht vollends zufrieden, sondern legte am Mittwoch nach. Der Wolfsburger Konzern wäre ohne Weiteres in der Lage, durch natürliche Fluktuation auf 4 bis 5 % seiner weltweit 610 000 Beschäftigten zu verzichten, sagte TCI-Partner Ben Walker der Nachrichtenagentur Reuters. Allein durch die Nichtbesetzung so frei werdender etwa 30 000 Stellen könne Volkswagen bis zu 3 Mrd. Euro einsparen.Walker begrüßte die Ankündigungen Witters, machte zugleich aber klar, dass die von VW zur Steigerung der Produktivität eingeleiteten Schritte nicht ausreichten. Die Gewerkschaften und das Land Niedersachsen als drittgrößter Aktionär müssten das Management unterstützen, um eine Wende herbeizuführen. “Niedersachsen und die Gewerkschaften müssen anerkennen, dass ein erfolgreiches Automobilunternehmen auf Dauer nicht mit Renditen von 2 % überleben kann”, sagte Walker. Der TCI-Manager hatte gerade das Land aufgefordert, seine Vertreter im Aufsichtsrat abzuziehen.