BERICHTE VOM PARISER AUTOSALON

Volkswagen steigt nicht auf die Bremse

Europas größter Autobauer bestätigt Ziele, rechnet aber nicht mit raschem Ende der Krise

Volkswagen steigt nicht auf die Bremse

Volkswagen bleibt zuversichtlich, die Ziele für 2012 – steigende Erlöse und ein operatives Ergebnis auf Vorjahreshöhe – zu erreichen. Mit einem raschen Ende der Krise der Automobilindustrie rechnet das Management nicht, die Branche steht laut Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch vor einem “Stresstest”.wü Paris – Europas größter Autobauer Volkswagen (VW) gibt sich trotz der europäischen Schuldenkrise, die auch zu einer Krise der europäischen Automobilindustrie geworden ist, selbstbewusst. Am Vorabend des Pariser Automobilsalons präsentierte Europas Marktführer an der Seine seine neuesten Modelle. “Wir leben in schweren Zeiten”, sagte VW-Chef Martin Winterkorn. Wie es weitergehe, sei nicht einfach zu beantworten. Trotz des deutlichen Absatzrückgangs bekräftigte er die Ziele des Wolfsburger Konzerns für das laufende Jahr.VW sei im Zeitraum Januar bis August erneut stärker gewachsen als der Markt und auch im September dank des “Blitzstarts” des neuen Golfs auf Kurs geblieben, erklärte Winterkorn. “Und deshalb halten wir – trotz allen Gegenwinds und aller nötigen Anstrengungen – unverändert an unseren ehrgeizigen Zielen fest.” VW will den Umsatz weiter steigern und einen operativen Gewinn auf Vorjahresniveau (rund 11,3 Mrd. Euro) erreichen.VW erwartet aber nicht, dass sich der europäische Automobilmarkt so bald erholen wird. Er rechne “nicht mit einer schnellen, dramatischen Verbesserung der Situation”, sagte Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch. Die Branche stehe nun vor einem “Stresstest”. Besonders für Massenhersteller, die sich auf das Kleinwagensegment und Europa konzentriert hätten, dürfte es schwierig werden, meint er. Denn er schließe nicht aus, dass sich die Absatzkrise in Europa weiter zuspitzen könnte. Ohne Staatshilfen könnte deshalb manchem Autokonzern das Ende drohen. “Ob es für alle möglich sein wird, ohne Hilfe des Staates über die Runden zu kommen, ist fraglich”, sagte Pötsch.Im Vergleich zu anderen europäischen Herstellern steht VW bisher noch robust da. Während die Pkw-Neuzulassungen in der EU in den ersten acht Monaten des Jahres nach Angaben des europäischen Automobilverbandes ACEA um 7,1 % einbrachen, blieb der Absatz des Wolfsburger Konzerns mit – 0,1 % nahezu stabil. Dagegen mussten europäische Wettbewerber wie PSA Peugeot Citroën (- 13,5 %), Renault (- 16,3 %) oder Fiat (- 11,9 %) zweistellige Einbrüche hinnehmen.Global gesehen sehe es aber noch “ganz ordentlich” aus, erklärte Finanzvorstand Pötsch. Damit lasse sich einiges kompensieren. “Wir ziehen unsere Strategie 2018 konsequent durch”, versprach er. Sie sieht vor, aus VW bis 2018 den weltweit führenden Automobilanbieter zu machen. Dabei helfen sollen neben neuen Modellen wie dem Golf 7 auch Produkte der Premiumklasse. Nach Angaben von Pötsch wird der Konzern im kommenden Jahr auch dank Porsche erstmals mehr als 50 % seines Gewinns dem Premiumsegment zu verdanken haben.Bei alternativen Antriebstechnologien will VW nach Angaben von Konzernchef Winterkorn verstärkt auf Hybrid-Lösungen statt auf reine Elektrofahrzeuge setzen. “Der sogenannte Plug-in-Hybrid bietet das Beste aus zwei Welten”, erklärte er. Bis 2014 will VW deshalb sieben neue, mit dieser Antriebstechnik ausgestattete Modelle auf den Markt bringen, darunter den Passat und den Golf, den Audi A3 und den Porsche Cayenne. Trotz der zuversichtlichen Aussagen gab die Vorzugsaktie von VW um rund 2 % Euro nach.