Volkswagen wartet nicht auf die Kaufprämie
Von Sebastian Schmid, FrankfurtAngesichts der katastrophalen Absatzentwicklung im April und des Zögerns der Politik bei der Einführung von Kaufprämien beginnen die Autobauer nun eigene Kaufanreize zu geben. Den Anfang macht die VW-Marke Volkswagen, die den Kunden ab Freitag einen Ratenschutz für Verlust des Arbeitsplatzes, Wartung und Inspektion sowie eine Anschlussgarantie für die gesamte Vertragslaufzeit offeriert. “Mit dieser deutschlandweiten Initiative wollen wir einen ersten starken Impuls setzen, damit die Kunden wieder zum Handel kommen”, wird Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann in einer Mitteilung zitiert. Die Verbraucherstimmung habe im April einen historischen Tiefpunkt erreicht. “Wir brauchen jetzt unmittelbar Maßnahmen, die positiv auf das Konsumklima wirken”, so Stackmann.Die Absicherung gelte sowohl für Neu- als auch für Gebrauchtwagen und laufe zunächst bis Ende Juli. Volkswagen dürfte mit der Inklusion von Gebrauchtwagen vor allem die Händler im Blick haben, die noch einige Autos auf dem Hof stehen haben, für die sich in der aktuellen Lage kaum Käufer finden lassen. Allerdings ist der Ratenschutz für Gebrauchte etwas teurer als für Neuwagen. Auch bei Volkswagen hat sich mittlerweile offenbar die Einschätzung durchgesetzt, dass eine spezielle Kaufprämie für die Autoindustrie, die laut Umfragen vom Gros der Bevölkerung derzeit abgelehnt wird, eher nicht kommen dürfte. “Wir begrüßen die Absicht der Bundesregierung, ein umfassendes Konjunkturpaket bis Anfang Juni zu erarbeiten”, stellte Stackmann seine Zustimmung auch zu breiter angelegten Maßnahmen der Wirtschaftsstimulierung heraus. Einzelfalllösung bei MercedesDie anderen deutschen Autokonzerne haben ein vergleichbares Angebot wie Volkswagen bislang nicht aufgelegt. “Bei der Mercedes-Benz Bank arbeiten wir mit allen Kunden und unseren Händlern eng zusammen. Das gilt besonders, wenn diese wegen der Covid-19-Pandemie in finanzielle Schwierigkeiten geraten”, erklärte ein Sprecher. Allerdings geht es dabei um Einzelfalllösungen. Einen generellen Schutz als Verkaufsförderinstrument hat die Finanzierungstochter von Daimler noch nicht im Angebot. Das gilt wohl vorerst auch für BMW. Der Münchener Autobauer ließ eine Anfrage am Montag unbeantwortet.Die Hersteller dürften noch leise darauf hoffen, dass auf den Absturz in März und April in den nächsten Monaten zumindest in einigen Märkten eine rasche Erholung folgt. In China scheint das bereits gelungen. Nach einem 79-prozentigen Absatzeinbruch im Februar betrug das Minus im März noch 40 % und im April nur noch 5,5 %. Volkswagen glückte im Reich der Mitte sogar ein Absatzplus. Das ist besonders bemerkenswert, da der Markt bereits seit zwei Jahren schrumpft und damit schon vor der Coronavirus-Pandemie im Rückwärtsgang unterwegs war. Laut Branchenverband China Association of Automobile Manufacturers (CAAC) gab es in den vergangenen vier Wochen sogar einen Anstieg der Auslieferung – erstmals seit Juni 2018.Bis zu Wachstum ist es hierzulande freilich noch ein weiter Weg. Im April brachen die Neuzulieferungen in Deutschland um 61 % ein. Die Marke Volkswagen lieferte im Heimatmarkt sogar 67 % weniger aus als im Vergleichsmonat 2019. Allerdings war das laut Stackmann noch immer einer der stabilsten Märkte für die Wolfsburger. Insgesamt sanken die europäischen Auslieferungen der Hauptmarke im Vergleich zum April 2019 um 83 %. In Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien habe es nahezu gar keine Verkäufe mehr gegeben. Der US-Markt komme bisher noch relativ glimpflich davon, dort betrug das Minus 35 %. In Brasilien schrumpfte der Absatz zuletzt um 80 %. Der Monat April sei ein Totalausfall gewesen, resümierte Stackmann.