SERIE IAA - NUTZFAHRZEUGE: NUTZFAHRZEUGE AUF GLOBALEM KURS (4)

Volvo fährt aus dem Margentief

Schwedischer Lkw-Bauer verdient wieder 10 Prozent - Aber Nachfrageschwäche in Nordamerika belastet

Volvo fährt aus dem Margentief

Wer nun wirklich in der Lkw-Stückzahl die Nase vorn hat, ist eine Frage der Betrachtungsweise. In der Präsenz rund um den Globus kann es der schwedische Nutzfahrzeug- und Baumaschinenkonzern Volvo AB gewiss mit dem Stuttgarter Daimler-Konzern aufnehmen. In der Marge liegt man sogar vorn.Von Peter Olsen, FrankfurtDie Jahre mit anhaltendem Niedergang der operativen Marge scheinen beim schwedischen Lkw- und Baumaschinenbauer Volvo AB vorbei zu sein. War die Marge im dominierenden Truck-Geschäft 2013 bis auf nicht wettbewerbsfähige 3,4 % weggebrochen, haben sich die Schweden mit hartnäckiger Arbeit wieder aus dem Tief herausgearbeitet. 2015 und auch im bisherigen Jahresverlauf verdienten die Schweden-Trucker mit Nutzfahrzeugen wieder 10 % und zeigen damit den meisten Konkurrenten die Rücklichter – wäre das laufende Jahr nicht mit dem Makel der heftigen EU-Kartellstrafe behaftet. Zwar liegen die aufgebrummten 670,4 Mill. Euro im Rahmen der schon zurückgelegten 650 Mill. Euro, im zweiten Quartal rutschte einschließlich dieses negativen Effektes die operative Rendite aber auf 5,5 % ab.Dennoch, von der EU-Strafe abgesehen, bewegt sich Volvo in einem auch für die Schweden global uneinheitlichen bis ungemütlichen Umfeld wieder erfolgreich. Die globale Aufstellung des Mehrmarkenkonzerns erweist sich dabei als hilfreich, um regionale Schwächen in dem traditionell zyklischen Geschäft auszugleichen. Derzeit laufen bekanntlich die Geschäfte in Westeuropa mit einem Anstieg der Auslieferungen in der ersten Jahreshälfte um 18 % gut, während in Nordamerika der mehrjährige Aufschwung einem abrupten Rückgang Platz machte und der international gesehen wichtige brasilianische Markt immer tiefer in die Krise fährt und an Bedeutung verliert (siehe Grafik). Kein ZuckerschleckenIn den USA ist Volvo schon viele Jahre infolge der Übernahme von White Motor unter eigener Marke unterwegs. Mit der Übernahme des Truck-Geschäfts von Renault kam auch noch der Schwer-Lkw-Spezialist Mack dazu. Aber mit zusammen knapp 19 % Marktanteil dort werden die Schweden von dem Rückgang in den USA im gesamten Geschäft weniger stark getroffen als die Konkurrenten von Daimler, die mit Freightliner und Western Star im laufenden Jahr fast 43 % des US-Marktes in der schweren Klasse 8 beherrschen. Aber der US-Markt ist für die Schweden derzeit kein Zuckerschlecken, denn die Auslieferungen dort brachen in den ersten sechs Monaten um ein Drittel ein. Trotz der heftigen Zyklen trauert man bei Volvo den verpassten Chancen nach, als man es 1980 versäumte, selbst den technologischen Marktführer Freightliner selbst zu übernehmen.Die schwierige Lage des US-Nutzfahrzeugmarktes hatte Volvo im Sommer schon dazu veranlasst, die eigenen Erwartungen der Marktentwicklung in den Staaten zum dritten Mal in diesem Jahr nach unten zu schrauben. Sinkende Auslieferungen und überhöhte Bestände fertiger Fahrzeuge im Handel und um fast ein Drittel gesunkene Auftragseingänge aus der Region lassen die Schweden vorsichtig werden. Jetzt rechnen sie nur noch damit, dass der US-Markt allenfalls 240 000 Trucks hergibt, ein Fünftel weniger als vor einem Jahr.Volvo hatte bereits in den USA und in Brasilien im Februar damit begonnen, die Produktion zu drosseln. Die Gangart in dem Sparkurs wurde nach der Prognosekürzung nochmals verschärft. Equinet-Analyst Holger Schmidt wertete die gleichwohl – vor EU-Kartellstrafe – stabil hohe operative Marge als einen Hinweis, dass die Schweden nun auch mit weniger günstigen Marktbedingungen zurechtkämen. Bis es allerdings in den Staaten wieder aufwärtsgehen könne, müssten die Lagerbestände abgebaut werden, kündigte Volvo-Boss Martin Lundstedt an. Er geht davon aus, dass dies etwa ein Jahr in Anspruch nehmen dürfte. Diese Pause schaffe Raum für neue Produkte.Die neugewonnene Stabilität – im ersten Halbjahr 2016 konnte bei einem um 7 % auf 78,9 Mrd. skr gesunkenen Umsatz der operative Gewinn um 2,5 % auf 6,1 Mrd. skr (640 Mill. Euro) gesteigert werden – geht auch auf den strammen Restrukturierungskurs zurück. Die jährlichen Ausgaben sollen von dem 2012er Niveau ausgehend dieses Jahr um etwa 1 Mrd. Euro gekürzt werden. Teil dieser Kostensenkung ist ein Personalabbau im vergangenen Jahr um nahezu 7 % oder rund 7 000 auf noch 97 300 Beschäftigte.In den vergangenen Jahren hatten Großinvestoren wie Cevian, die knapp 15 % des stimmberechtigten Kapitals hält und mit Eckhard Cordes im Board vertreten ist, die schwache Rentabilität von Volvo aufs Korn genommen. Zu einer gewünschten Abspaltung des ebenfalls heftigem Wettbewerbsdruck ausgesetzten Baumaschinengeschäfts ist es aber bis heute nicht gekommen.Neben Westeuropa, Nordamerika und Brasilien ist Volvo auch in Asien gut aufgestellt. So war vor Jahren die einstige Nissan Diesel erworben worden. Diese Lkw werden unter der Submarke UD verkauft. In Indien dagegen gab Volvo das direkte Engagement bei der lokalen Marke Eicher ganz auf, betreibt aber mit dem Unternehmen weiter das Joint Venture VE Commercial Vehicles. Meilenstein DongfengMit der chinesischen Dongfeng wurde im Januar 2013 zunächst eine engere Zusammenarbeit mit deren Nutzfahrzeugsparte vereinbart. Volvo erwarb 45 % an Dongfeng Commercial Vehicles und bezeichnete diesen Einstieg als echten Meilenstein. Volvo habe mit diesem Schritt die Position als einer der global führenden Hersteller von mittelschweren und schweren Lkw gefestigt.Rechnet man die Zahlen von Volvo und Dongfeng Nutzfahrzeuge zusammen, dann kämen die Partner auf zusammen weit mehr als 300 000 Einheiten im Jahr. In der ersten Jahreshälfte lieferte Volvo samt der Töchter UD, Renault Trucks und UD 99 000 Fahrzeuge und damit 5 % weniger als vor Jahresfrist aus. Nicht konsolidiert wurden 23 000 VE Commercial Vehicles (Eicher) – der Absatz in Indien schnellte um 45 % empor – und 50 000 Dongfeng Trucks (-5 %).—-Zuletzt erschienen: – Paccar und Navistar, 8. September- Daimler, 7. September