BERICHTE VON DER HANNOVER MESSE - ERÖFFNUNG

Von großen Emotionen und kleinen Scherzen

ds - Den Stand von Siemens haben US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) natürlich bei ihrem Eröffnungsrundgang am Montagmorgen auf der Hannover Messe besucht, auch die Präsentation von ABB. Den VW-Stand ließen sie nach...

Von großen Emotionen und kleinen Scherzen

ds – Den Stand von Siemens haben US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) natürlich bei ihrem Eröffnungsrundgang am Montagmorgen auf der Hannover Messe besucht, auch die Präsentation von ABB. Den VW-Stand ließen sie nach “Dieselgate” links liegen – das hätte vielleicht unpassende Bilder produziert. Statt Differenzen stand Verständnis füreinander im Vordergrund, auch beim Reizthema TTIP. Schon bei der Eröffnung am Sonntagabend hatte Obama Akzeptanz dafür gezeigt, dass das Freihandelsabkommen hierzulande Gemüter erhitzt. “Ich weiß, dass es da große Emotionen gibt”, sagte Obama bei seinem fünften und wohl letzten Deutschlandbesuch im Amt. Ängste ansprechenDie Ängste, die es in der Bevölkerung gebe, seien real, und man müsse sie ansprechen, sagte er weiter. In Hannover hatten zuvor Zehntausende TTIP-Gegner gegen das umstrittene Abkommen protestiert, weil sie etwa Arbeitsplatzverluste und niedrigeren Verbraucherschutz fürchten. Obama griff dieses Unbehagen auf: Er verstehe, dass die Menschen eher sähen, wenn Fabriken Standorte verlagerten und der Nutzen freier Märkte für manche nicht direkt sichtbar sei. Merkel beteuerte unterdessen in Richtung ihrer Landsleute, mit TTIP werde man ökologische, soziale und verbraucherschutzrelevante Standards nicht senken, sondern halten oder heben. Standards erhöhenDa war sie sich vollkommen einig mit Obama, der ebenfalls sagte: “Wir werden die Standards nicht senken, sondern erhöhen.” Der scheidende US-Präsident und die deutsche Bundeskanzlerin zeigten sich bei der gut einstündigen Eröffnungsfeier am Sonntagabend und bei der Pressekonferenz kurz zuvor auf Schloss Herrenhausen sichtlich entspannt und geradezu herzlich und vertraulich im Umgang miteinander. Obama, der Merkel wiederholt als “my friend and partner Angela” ansprach, lachte viel, war immer wieder zu kleinen Scherzen aufgelegt und bescheinigte der Bundeskanzlerin vor der Presse mit breitem Grinsen, Merkel habe viel mehr Humor, als sie in Pressekonferenzen zeige, was Merkel mit verschämt-geschmeicheltem Lächeln hinnahm. Die Bundeskanzlerin begrüßte Obama offiziell mit den Worten: “Wir freuen uns sehr, dass Du, lieber Barack, hierhergekommen bist” und rief ihm zu: “Herzlich willkommen bei Freunden, welcome to Germany.” Da war der Abhörskandal so weit entfernt wie das VW-Debakel. Von Amerikanern lernenDass der promovierten Physikerin das Thema Industrie 4.0 am Herzen liegt, war zu spüren, als sie schwärmte, wie Motoren, Ventile oder Fahrstühle Daten generieren und zu intelligenten Systemen verschmelzen, wozu einheitliche IT-Standards nötig sind. Inzwischen kooperieren zur Erarbeitung der Normen die deutsche “Plattform Industrie 4.0” und das US-amerikanische “Industrial Internet Consortium” (IIC), was Merkel als “großen Fortschritt” wertete – nicht ohne Demutsgeste in Richtung ihres Gastes: Deutschland, so sagte Merkel, könne bei der digitalen Wirtschaft noch viel von den Amerikanern lernen.