Von Transaktionsboom ist Private Equity entfernt

Berater üben sich in Optimismus - Aber die Finanzierungsmärkte trüben sich ein - Stabilität gefragt

Von Transaktionsboom ist Private Equity entfernt

wb Frankfurt – Optimismus ist die Basis des Beratergeschäfts. Entsprechend rosig fallen die Analysen und Befragungen zum derzeitigen Stelldichein der Finanzinvestoren in Berlin aus. “Günstiges Fremdkapital und positive Konjunkturerwartung für Europa stimmen die Branche vorsichtig optimistisch”, haben die Consultants von Roland Berger herausgefunden. “Private-Equity-Branche rechnet 2016 mit Marktbelebung”, ergibt eine Befragung von PwC. “Heißgelaufener Finanzierungsmarkt lässt nach”, ist CMS Hasche Sigle nicht ganz so getrost. Alternative KreditgeberDenn Verfügbarkeit und Konditionen von Buy-out-Finanzierungen haben sich nach Ansicht von Private-Equity-Managern verschlechtert, wie das neue CMS-Panel zeigt. Banken zögen Kreditmargen an, vergäben Darlehen nicht mehr so leicht nahezu ohne Auflagen. Aber auch wenn Banken im Leveraged-Finance-Markt zurückhaltender seien als zuvor, “werden Deals in naher Zukunft nicht an der Finanzierung scheitern”, prognostiziert CMS-Partner Tobias Schneider. Denn Debt Funds seien immer stärker auf dem Vormarsch und werden sich seiner Einschätzung nach, wenn auch zu schlechteren Konditionen als alternative Kreditgeber, etablieren. Ob sich die aktuellen Entwicklungen bei Finanzierungen und “Recaps” negativ auf Neuinvestments auswirkten, lasse sich noch nicht sagen. Unter den beliebtesten Zielen liege zum siebten Mal in Folge Healthcare vorne, gefolgt von Software und IT.Nach einem moderaten Wachstum der Neuinvestitionen 2015 rechnet die Mehrzahl der Beteiligungsgesellschaften für 2016 mit einer Belebung. Neben guten Chancen für neu Investitionen in der Bereitstellung von Wachstumskapital erkennen die von PwC Befragten Impulse besonders auch in operativen Verbesserungen sowie der Übernahme von Mehrheitsbeteiligungen von Privateigentümern und Akquisitionen von anderen Finanzinvestoren.”Angesichts der volatilen Märkte tendieren Investoren verstärkt zu einer geringeren Risikobereitschaft und längerfristigen Engagements”, sagt Steve Roberts, Leiter Private Equity von PwC in Deutschland. Potenzielle Deals würden genauer geprüft und hohe Bewertungen längst nicht mehr um jeden Preis gezahlt. “Mit einem Transaktionsboom ist trotz günstiger Finanzierungsbedingungen und eines Rekordniveaus von verfügbarem Kapital für 2016 nicht zu rechnen.” Investmententscheidungen orientierten sich stärker an operativen Verbesserungen. Der operativen Wertschöpfung werde mittlerweile mehr Renditepotenzial beigemessen als Faktoren wie Multiple Arbitrage und Leverage, also Hebelwirkung des Fremdkapitals. Deutschland attraktivNach Angaben von Roland Berger zeigt eine Umfrage der Berater, dass 2016 mehr M & A-Transaktionen durch Private Equity zu erwarten sind. Die höchste Wachstumserwartung richte sich auf Deutschland, gefolgt von Iberischer Halbinsel, Italien und Großbritannien. Attraktive Branchen seien Technologie und Medien, Pharma und Healthcare sowie Konsumgüter und Handel.Gleichzeitig glaubten immer mehr Private-Equity-Manager, dass ihre Branche wieder so robust sei wie vor der Finanzkrise. Dennoch halten es 40 % für notwendig, ihr Geschäftsmodell weiter anzupassen. Laut Roland-Berger-Partner Christof Huth rechnet die Fondsbranche nicht mit einer Verschlechterung gegenüber 2015. Gleichzeitig zeige die Umfrage wachsende Sorgen um die politische Stabilität in Europa. Wie viele Transaktionen 2016 tatsächlich abgeschlossen würden, hänge vor allem davon ab.