Chefwechsel

Von Wahrheit, Halbwahrheit und Lüge

Bei der Lektüre von Unternehmensmitteilungen sollte die Maxime gelten: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Dies gilt besonders bei Chefwechseln. Einerseits dürfen Unternehmen die Anleger nicht in die Irre führen. Andererseits ist die Grenze...

Von Wahrheit, Halbwahrheit und Lüge

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Bei der Lektüre von Unternehmensmitteilungen sollte die Maxime gelten: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Dies gilt besonders bei Chefwechseln. Einerseits dürfen Unternehmen die Anleger nicht in die Irre führen. Andererseits ist die Grenze zwischen Wahrheit, Halbwahrheit und Lüge nicht klar definiert und zuweilen eine Frage der Perspektive. Boardmitglieder können bestrebt sein, zunächst ihre eigenen Interessen zu schützen, und die Informationsinteressen der Öffentlichkeit vernachlässigen.

Wenn das uneingeschränkte Vertrauen in den Wahrheitsgehalt eines Textes fehlt, kann es hilfreich sein, sich bei der Analyse auf den engen Horizont des Faktischen zu konzentrieren. Denn im Drama der Details steckt oft eine eigene Wahrheit, die mithilfe des Analysemodells Push-out Score klarer zutage treten kann. Passt das Alter des CEOs zu seinem Schritt? Kommt der Abtritt auch nicht zu plötzlich? War die Amtszeit angemessen lang? Hat sich der Aktienkurs gut entwickelt? Wird der Wechsel überzeugend begründet? Sind die Umstände positiv? Ist die Nachfolge gut geregelt? Wird der Amtsinhaber formal und sprachlich passend verabschiedet? Gibt es gar untrügliche Anzeichen für einen offenen Rauswurf?

Dies gilt es Schritt für Schritt zu hinterfragen und die Ergebnisse nicht nur aufzuzählen, sondern zu erzählen. Dadurch erhalten auch komplexe Geschehnisse eine Ordnung, und der Leser kann selbst entscheiden, ob das vom Unternehmen vermittelte Bild mit den Fakten in Einklang zu bringen ist.