Vonovia färbt sich grün

Druck von Investorenseite - Höhere Dividende für 2020 - Marktbedingtes Mietwachstum verlangsamt sich

Vonovia färbt sich grün

Mit jährlichen Einsparzielen für CO2-Emissionen im Gebäudebestand will Vonovia bis 2050 weitgehend klimaneutral werden. Der Dax-Konzern kann sich das leisten, denn wirtschaftlich läuft es rund. Von daher machen die Bochumer schon nach neun Monaten eine Dividendenaussage. Die Börse honorierte das mit einem Kurssprung um 5,4 %. ab Düsseldorf – Deutschlands größter Vermieter Vonovia will seinen Gebäudebestand bis 2050 nahezu klimaneutral gestalten. Dafür werde ein Klimapfad verbindlich festgelegt, der im sogenannten Nachhaltigkeits-Performance-Index mit konkreten jährlichen Einsparzielen unterlegt ist, teilten die Bochumer bei der Vorlage des Zwischenberichts mit. “Es geht nicht um Greenwashing, wir meinen es ernst”, unterstrich Vonovia-Chef Rolf Buch vor der Presse. Die bittere Erkenntnis sei, dass die Immobilienwirtschaft, die hierzulande für 30 % der CO2-Emissionen verantwortlich sei, allen anderen Branchen hinterherhinke. “Wir lamentieren nicht länger, sondern packen das Thema an.”Buch ließ allerdings auch keine Zweifel daran, dass Vonovia nur in der Lage sei, ökologische und soziale Verantwortung zu übernehmen, weil es dem Unternehmen wirtschaftlich gut gehe. Nach Einschätzung von Buch belegt die Initiative zudem den Mehrwert von großen Wohnungsunternehmen. Wie der Vorstandschef einräumte, geht Vonovia mit dem Schritt auch auf Forderungen internationaler Investoren ein. Zentraler Ansatzpunkt für den Schwenk hin zu einer klimafreundlichen Wohnungswirtschaft sei neben der energetischen Sanierung des Bestands die CO2-neutrale Wärmeerzeugung. Im Zentrum stehe die dezentrale Energieversorgung in den Quartieren, in denen der Strom vor Ort klimaneutral erzeugt, gespeichert und verbraucht werden soll. Mit dem Nachhaltigkeits-Performance-Index will Vonovia Nachhaltigkeitsziele in das Konzernsteuerungssystem einbauen, die gleichberechtigt neben den finanziellen Kenngrößen stehen. Der neue Index werde erstmals im Gesamtjahr berichtet.Mit dem Zwischenbericht untermauerte Vonovia erneut, dass das Unternehmen weitgehend unbeschadet durch die Coronakrise kommt. Einzig bei Modernisierungsvorhaben gebe es Verzögerungen. So legten die wichtigsten Kenngrößen wie das bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) und der operative Mittelzufluss in der Gruppe (Group FFO) im Zeitraum Januar bis September um 11,9 % bzw. 8,9 % zu. Vor diesem Hintergrund bestätigte Buch die Prognose. Bestandsaufwertung in SichtDemnach wird das bereinigte Ebitda in einer Spanne von 1,875 und 1,925 Mrd. Euro erwartet, der Group FFO sogar am oberen Rand des Zielkorridors von 1,275 bis 1,325 Mrd. Euro. Entsprechend preschen die Bochumer mit einem Dividendenversprechen vor: Geplant ist, 1,69 (i.V. 1,57) Euro je Aktie auszuschütten, ein Plus von 7,6 %. Dabei gilt es auch zu berücksichtigen, dass Vonovia im September 17 Millionen neue Aktien emittierte. Zudem wird für das zweite Halbjahr eine weitere Bestandsaufwertung in einer Größenordnung von 2,3 bis 2,9 Mrd. Euro erwartet. Im ersten Halbjahr hatten die Bochumer den Bestand bereits um 2,3 Mrd. Euro hochgeschrieben.Zugleich gab Vonovia eine erste Einschätzung für 2021 ab. Demnach soll das bereinigte Ebitda dann zwischen 1,975 und 2,025 Mrd. Euro und der Group FFO bei 1,415 bis 1,465 Mrd. Euro landen. Für Investitionen werden 1,3 bis 1,6 Mrd. Euro budgetiert. In den ersten neun Monaten dieses Jahres nahm Vonovia vergleichbar 1,36 Mrd. Euro für Instandhaltungs-, Modernisierungs- und Neubauleistungen in den eigenen Bestand in die Hand.Die Mieteinnahmen baute Deutschlands Branchenprimus in den ersten neun Monaten um fast 12 % auf 1,7 Mrd. Euro aus. Dahinter standen aber in erster Linie zusätzliche Einnahmen aus dem zugekauften Hembla-Portfolio in Schweden. Das marktbedingte Mietwachstum fiel dagegen mit 0,8 % mager aus. Grund dafür seien eine geringe Fluktuation und regulatorische Eingriffe wie die Mietpreisbremse, die nun erstmals volle Wirkung entfalte.Die Wohnungswirtschaft sei auf Langfristigkeit angelegt und müsse von daher auch in langen Zyklen gedacht werden, sagte Buch mit Blick auf die weitere Marktkonsolidierung. “Das ist kein Abgesang auf die weitere Konsolidierung (in Deutschland), aber hier geht es eher um Jahrzehnte.” Im Sommer hatte es erneut Spekulationen über eine Fusion von Vonovia mit der Berliner Deutsche Wohnen gegeben.