Vonovia plant keinen Verkauf der Wohnen-Aktien
ab Düsseldorf – Das Management der Vonovia hat zahlreiche Lehren aus dem gescheiterten Übernahmeversuch der Deutsche Wohnen gezogen. Allen voran, dass Übernahmen ohne vorherige Absprachen schwierig seien und in Deutschland neben einem bundesweit aufgestellten Wohnimmobilienkonzern auch Platz für Spezialisten sei, sagte Vorstandschef Rolf Buch vor den Aktionären des größten deutschen Wohnimmobilienkonzerns. Auf Nachfrage dröselte Finanzchef Stefan Kirsten die bei Vonovia angefallenen Kosten für den Übernahmeversuch auf. Der Betrag von gut 45 Mill. Euro setze sich aus Beratungskosten von 11 Mill. Euro, Finanzierungskosten von 24 Mill. Euro und übrige Kosten von 10 Mill. Euro zusammen.Das im Zuge der Übernahmepläne erworbene Aktienpaket an Deutsche Wohnen (4,9 %) werde nicht zum Verkauf gestellt, sagte Kirsten. Bislang bescherte es den Bochumern einen Buchgewinn von über 50 Mill. Euro. “Neben Überstunden und einigen grauen Haaren ergibt sich eine positive Bilanz”, resümierte der Finanzvorstand. Prognose erhöhtPositiv anzumerken sei auch, dass die Leistungsfähigkeit des Konzerns trotz der hohen Bindung von Managementkapazitäten im Zusammenhang mit der Übernahme nicht beeinträchtigt worden sei, führte Buch aus. Abzulesen ist das nicht zuletzt an den Zahlen zum ersten Quartal 2016, die Vonovia auf der Hauptversammlung präsentierte. Akquisitionsbedingt wurden die Mieteinnahmen im Berichtsquartal um fast 50 % auf 392 Mill. Euro ausgebaut. Noch deutlicher, nämlich um knapp 52 % auf 186,3 Mill. Euro, erhöhte sich die zentrale Kennziffer FFO 1 (Funds from Operations). Zwar hat sich die Leerstandsquote im Vergleich zum Bilanzstichtag ganz leicht auf 2,8 % erhöht. Nach den Angaben sind darin jedoch auch Wohnungen enthalten, die gerade modernisiert werden. Im Gesamtjahr wird eine Quote von unverändert 2,7 % angestrebt.Angesichts des fulminanten Starts in das neue Geschäftsjahr legte Vonovia die Latte höher. Demnach soll im Gesamtjahr ein FFO 1 von 720 bis 740 (bislang: 690 bis 710) Mill. Euro bzw. 1,55 bis 1,59 (1,48 bis 1,52) Euro je Aktie erwirtschaftet werden. Mit Blick auf die künftige Dividende lehnt sich der Vorstand zudem weit aus dem Fenster: Für 2016 werden 1,05 Euro je Aktie in Aussicht gestellt. Gegenüber der gestern beschlossenen Ausschüttung von 0,94 Euro je Aktie entspräche das einem Zuwachs um 12 %.Die konkrete Dividendenaussage ist insofern erstaunlich, als nicht auf die Gesamtausschüttung, sondern die Zahlung je Aktie abgestellt wird. Bei einer etwaigen Kapitalerhöhung – immerhin ließ sich der Vorstand einen umfangreichen Kapitalrahmen genehmigen – dürfte es schwer sein, von der Aussage nach unten abzuweichen. Der Wunsch zur Schaffung des üppigen Kapitalrahmens provozierte zunächst jedoch einige Fragen, bevor die Hauptversammlung mit 87 % der Stimmen die Ermächtigung zur Erhöhung des Grundkapitals um bis zu 50 % erteilte. “Damit schaffen wir die Grundlage für weiteres internes und externes Wachstum und stärken zudem unsere soliden Finanzstrukturen”, rechtfertigte Buch. Zudem werde sich der Vorstand im Fall einer Übernahme in der Größenordnung von Deutsche Wohnen eine gesonderte Ermächtigung der Anteilseigner einholen, versprach der Vorstand.Nahezu einstimmig fiel das Votum der Aktionäre für die neuen Aufsichtsratsmitglieder Ariane Reinhart und Ute Geipel-Faber aus.