IMMOBILIENKONZERNE KLOTZEN

Vonovia setzt Einkaufstour fort

Mit Hembla Aufstieg zum größten Wohnungsvermieter in Schweden - Blackstone steigt aus

Vonovia setzt Einkaufstour fort

Mit einer weiteren Akquisition mausert sich Vonovia nun auch in Schweden zum größten Wohnungsvermieter. In einem ersten Schritt erwirbt Deutschlands Branchenprimus für umgerechnet 1,14 Mrd. Euro von Blackstone deren Mehrheitsbeteiligung am Wohnungskonzern Hembla AB. ab Düsseldorf – Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia steigt nun auch in Schweden zum größten Vermieter des Landes auf. Von Blackstone erwerben die Deutschen deren Beteiligung von gut 61 % bzw. 69,3 % der Stimmrechte am schwedischen Wohnungsunternehmen Hembla, wie Vonovia am Montag mitteilte. Gezahlt werden umgerechnet 1,14 Mrd. Euro. Der Kaufpreis von 215 skr Aktie entspricht nach den Angaben einer Prämie von 11,5 % auf den Schlusskurs der börsennotierten B-Aktien von Freitag oder von 15,6 % auf den volumengewichteten Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate. In einem nächsten Schritt muss Vonovia den übrigen Hembla-Aktionären ein Pflichtangebot unterbreiten. Gemäß den schwedischen Übernahmeregelungen müssen die Deutschen das Angebot binnen vier Wochen nach Vorlage der Genehmigung des Mehrheitserwerbs vorlegen.Der Erwerb von 100 % der Anteile würde Vonovia auf dieser Basis 1,9 Mrd. Euro kosten. Inklusive Schulden errechnet sich ein Unternehmenswert von 3,5 Mrd. Euro. Damit handelt es sich um die nach Gagfah und Buwog drittgrößte Übernahme in der Firmengeschichte, wie Vonovia-Chef Rolf Buch nicht ohne Stolz verkündete. J.P. Morgan stand Vonovia beratend zur Seite, Rechtsbeistand kam von Freshfields Bruckhaus Deringer. Im Oktober/November wird mit der kartellrechtlichen Freigabe gerechnet, bis zum Jahresende will Vonovia die Transaktion abgeschlossen haben. Mit kartellrechtlichen Problemen rechnet Vonovia nicht, bringen es die Deutschen nach eigenen Angaben in Schweden inklusive Hembla doch nur auf einen Marktanteil von 2,1 %. Zum Vergleich: In Deutschland entsprechen die 357 000 Mietwohnungen einem Marktanteil von 1,5 %. 30 Mill. Euro SynergienDie Übernahme soll sich vom ersten Jahr an, also von 2020 an, steigernd auf den operativen Mittelzufluss der Gruppe (Group FFO) je Aktie mit 0,12 Euro und den bereinigten Net Asset Value je Aktie mit 0,16 Euro auswirken. Darin noch nicht enthalten sind die Synergien, die mit 30 Mill. Euro veranschlagt werden und ebenfalls 2020 gehoben werden sollen.Die Synergien ergäben sich aus dem gemeinsamen Einkauf und der gemeinsamen Finanzierung, wie Buch erläuterte. An einen Squeeze-out könne erst gedacht werden, wenn Vonovia eine Beteiligung von mehr als 90 % besitze. Für das Heben der Synergien sei das Delisting jedoch keine Voraussetzung.Zur Finanzierung des Erwerbs der Mehrheitsbeteiligung kann Vonovia auch auf die Mittel einer im Mai durchgeführten Kapitalerhöhung zurückgreifen. Damals wurden brutto 744 Mill. Euro eingeworben. Zur Finanzierung des öffentlichen Übernahmeangebots hält sich Vonovia alle Optionen offen, wie Finanzvorstand Helene von Roeder erläuterte. Nach Abschluss der Transaktion dürfte sich die Verschuldung Vonovias gemessen am Loan to Value (LTV) am oberen Rand des Zielkorridors von 40 % bis 45 % bewegen, sagte die Finanzchefin.Obwohl Analysten die angekündigte Übernahme begrüßten, konnte sich Vonovia dem negativen Markttrend nicht gänzlich entziehen. Nach einem kurzen Abtauchen am Nachmittag verließ der Dax-Wert den Handel mit 44,15 Euro unverändert. Malmö, Stockholm, GöteborgDer Vonovia-Chef bezeichnete die Übernahme als perfekte Ergänzung. Das Portfolio von Victoria Park, mit deren Übernahme Vonovia im vorigen Jahr den Markteintritt in Schweden absolvierte, konzentriert sich auf die Regionen Malmö, Stockholm und Göteborg. Die meisten der gut 21 000 Wohnungen von Hembla befinden sich dagegen im Großraum Stockholm. In Summe gebietet Vonovia in Schweden künftig über ein Portfolio mit 38 000 Wohnungen.Für Buch ist Hembla keine Unbekannte, saß der Vonovia-Chef doch bis zur Übernahme der schwedischen Victoria Park im Aufsichtsrat des schwedischen Wohnungskonzerns. Mit Hembla ist die Akquisitionstour von Vonovia in Schweden aber noch nicht beendet, wie Buch durchblicken ließ. Allerdings hat die Integration nun erst einmal Vorrang.Der schwedische Markt ist dem deutschen Mietwohnungsmarkt sehr ähnlich, gerade auch was die Zersplitterung betrifft (siehe Grafik). Anders als in Deutschland, wo sich nach der Jahrtausendwende zahlreiche Finanzinvestoren eingekauft hatten, gehören in Schweden einige Pensionsfonds zu den größten Besitzern von Wohnimmobilienportfolios.