Vonovia torpediert LEG-Übernahme
Mit einer Gegenofferte für die Deutsche Wohnen schaltet sich Vonovia in die Konsolidierung auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt ein. Den Aktionären der Berliner Gesellschaft soll ein kombinierte Bar-/Aktienofferte unterbreitet werden, sofern diese die geplante Fusion mit der LEG kippen.ab Düsseldorf – Mit einem Übernahmeangebot für die Deutsche Wohnen versucht Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia die geplante Fusion der Deutschen Wohnen (Nummer 2) mit der LEG (Nummer 3) zu torpedieren. Vonovia setzt dabei auf ein kombiniertes Angebot aus eigenen Aktien und Cash, wie mitgeteilt wird. Für elf Deutsche-Wohnen-Aktien bieten die Bochumer 83,14 Euro in bar und sieben eigene Aktien. Pro Aktie ergibt sich daraus ein Wert von 25,86 Euro, wobei 7,56 Euro auf den Baranteil entfallen. Nach den Angaben entspricht das Gebot einer Prämie auf den unbeeinflussten Kurs der Deutschen Wohnen (8. Oktober) von 9,8 %.Mit kombiniert 510 000 Wohnungen würde Vonovia die marktführende Position noch einmal beträchtlich ausbauen, sitzt Deutsche Wohnen doch auf einem Bestand von 140 000 Einheiten mit Schwerpunkt in Berlin (100 000 Wohnungen). Der kombinierte Portfoliowert summierte sich auf etwa 34 Mrd. Euro, davon entfallen 11 Mrd. Euro auf die Berliner. Von Angebot überrumpeltVonovia-Chef Rolf Buch räumte in einer Telefonkonferenz ein, von dem Zusammenschlussvorhaben der Rivalen völlig überrumpelt worden zu sein. Mit der eigenen Offerte lege Vonovia die Entscheidung nun in die Hände der Aktionäre. Vonovia-Aktionäre seien mit dem Wunsch auf den Vorstand zugekommen, ein alternatives Angebot auszuarbeiten. Diesem Wunsch komme man nun nach. “Wir sind der Meinung, dass ein Zusammenschluss von Vonovia und Deutsche Wohnen eine tragfähigere und strategisch sinnvolle Transaktion darstellt”, sagte Buch.Dass das Vonovia-Angebot das Überlegenere sei, lasse sich an den Synergien ablesen: Während Deutsche Wohnen und LEG das Synergiepotenzial aus dem Zusammenschluss binnen vier Jahren auf 35 Mill. Euro bezifferten, setzt Vonovia einen Wert von 84 Mill. Euro an, der schon nach zwei Jahren eingefahren sein soll. Der größte Brocken soll dabei mit 33 Mill. Euro aus der kosteneffizienten Modernisierung des Bestandes und der Erweiterung der Wertschöpfungskette (25 Mill. Euro) kommen. 6 Mill. Euro ergäben sich aus der höheren Portfoliodichte, 20 Mill. Euro werden für “die Optimierung der Kostenstrukturen” angesetzt. Zwischen den Beständen der Deutschen Wohnen und der LEG gebe es dagegen so gut wie keine Überlappungen, so dass die angesetzten Synergien ausschließlich aus dem Abbau von Doppelfunktionen in der Verwaltung kämen, sagte Buch. Synergien von 84 Mill. EuroDas Transaktionsvolumen (inklusive Schulden von 3,7 Mrd. Euro) wird auf 14,3 Mrd. Euro beziffert. Finanzieren wollen die Bochumer die Transaktion mit Aktien aus einer Kapitalerhöhung und Fremdkapital (siehe Interview auf dieser Seite). Dadurch wird der Verschuldungsgrad (LTV) zunächst auf 55 % steigen. Mittelfristig bleibt es bei der Zielsetzung, die Marke von 50 % zu unterschreiten.Da Vonovia das genehmigte Kapital im Sommer im Zuge einer Bezugsrechtskapitalerhöhung um 30 % weitgehend aufgebraucht hat, muss eine außerordentliche Hauptversammlung der Kapitalmaßnahme zustimmen. Das Aktionärstreffen soll am 30. November stattfinden.Damit das Angebot von Vonovia überhaupt zum Tragen kommt, müssen die Aktionäre der Deutschen Wohnen den Fusionsplan mit der LEG auf der für den 28. Oktober anberaumten außerordentlichen Hauptversammlung kippen. Dort sollte eigentlich die Sachkapitalerhöhung für die Übernahme der LEG abgesegnet werden.”Wir haben den Zeitplan (für die Offerte) nicht gesetzt”, sagte Buch und machte kein Hehl daraus, dass er mit dem Angebot lieber noch bis ins nächste Jahr gewartet hätte. “Jetzt war der allerfrüheste Zeitpunkt”, verdeutlichte Buch und bestätigte zugleich, dass es mit dem Management der Deutschen Wohnen vor deren Angebot für die LEG Gespräche gegeben habe. Dabei habe sich nie die Frage gestellt, ob die Konsolidierung auf dem deutschen Wohnungsmarkt fortschreite, sondern einzig wann.Bis zum Abschluss der Transaktion, der für Februar 2016 erwartet wird, sei die Integration von Gagfah und Südewo abgeschlossen, so dass mit der Integration von Deutsche Wohnen sofort losgelegt werden könne. “Wir sind dabei offen für Gespräche mit der Deutschen Wohnen, um die Transaktion im Interesse aller Beteiligten zu gestalten”, versuchte Buch den Angriff freundlich aussehen zu lassen. Aus Sicht von Vonovia bietet Deutsche Wohnen für LEG einen zu hohen Preis. Daraus lasse sich ableiten, dass Vonovia an der fusionierten Gesellschaft vermutlich kein Interesse hätte, sagte Buch.