Vonovia wirbt um Deutsche Wohnen
Vonovia, Deutschlands größter Wohnungskonzern, wendet sich direkt an die Aktionäre der umworbenen Deutschen Wohnen. Damit versucht Vorstandschef Rolf Buch, den Widerstand des Deutsche-Wohnen-Vorstands auszuhebeln, der die geplante Übernahme als feindlich betrachtet.ab/wb Düsseldorf/Frankfurt – Im Übernahmepoker um Deutsche Wohnen (DW) geht Branchenprimus Vonovia in die Offensive. In einem offenen Brief an die Aktionäre der Zielgesellschaft wirbt Rolf Buch, der Vorstandschef des Branchenprimus, um Zustimmung, bevor er am Montag zur zweiwöchigen Werbetour bei Investoren aufbricht. Es geht um ein Transaktionsvolumen von gut 14 Mrd. Euro, wobei die Marktkapitalisierung der Deutschen Wohnen – der Nummer 2 am hiesigen Markt – bei 8 Mrd. Euro liegt.Vorstand und Aufsichtsrat der Deutschen Wohnen hatten die Offerte – für 11 DW-Aktien werden 83,14 Euro in bar und 7 Vonovia-Titel geboten – mehrfach abgelehnt und den eigenen Anteilseignern davon abgeraten, ihre Papiere dem Dax-Konzern anzudienen. Der Kurs der Zielgesellschaft liegt derzeit leicht unter der Vonovia-Offerte. Basierend auf den Schlusskursen vom Donnerstag entspricht das Angebot einem Wert je DW-Aktie von 24,55 Euro. Die Aktie des Unternehmens ging mit 23,93 Euro aus dem Handel.Mit Verweis auf die eigene Erfolgsgeschichte – seit dem Börsengang im Sommer 2013 haben die Bochumer mehr als 170 000 Wohnungen dazugekauft und integriert – stellt Buch auf die höhere Ertragskraft des fusionierten Unternehmens ab und stellt ihnen für 2015 eine um zwei Drittel höhere Dividende in Aussicht. Auch verbessere sich das Risikoprofil der kombinierten Gesellschaft, da die Abhängigkeit vom Einzelmarkt Berlin verringert werde. Zuletzt hat die Vonovia die Gagfah für 8,8 Mrd. Euro über eine ähnliche Angebotsstruktur mit eigenen Aktien und Barkomponente geschluckt.”Unser Angebot bewertet die DW mit einer Prämie von 34 % über dem veröffentlichten Wert des Immobilienbestands der DW nach Abzug von Schulden”, schreibt Buch an die Aktionäre. Und er legt nach, dass dies die höchste Prämie sei, “die seit der Finanzkrise im europäischen Raum für ein börsennotiertes Immobilienunternehmen bezahlt wurde”. Synergien von 84 Mill. EuroAuch das Thema Synergien, die DW-Chef Michael Zahn als “unrealistisch” abgetan hatte, spricht Buch an. Binnen 24 Monaten sollen Synergien von 84 Mill. Euro gehoben werden, was kapitalisiert einer Wertsteigerung von 1,9 Mrd. Euro entspräche, heißt es. Etwa 70 % entfielen dabei auf die DW-Aktionäre. “Wir haben diese positiven Effekte mit der gebotenen kaufmännischen Sorgfalt kalkuliert und wissen aus Erfahrung, dass diese Synergien in vollem Umfang erzielbar sind”, verspricht Buch.Die Annahmefrist endet am 26. Januar. Bislang sind erst 7,3 % Wohnen-Aktien angedient, doch werden institutionelle Investoren in aller Regel erst kurz vor Ablauf der Frist aktiv. Vonovia hat eine Mindestannahmequote von 50 % plus einer Aktie zur Bedingung gemacht.Ursprünglich wollte die Deutsche Wohnen mit dem Immobilienkonzern LEG fusionieren, der Nummer 3 am Markt. Diese Pläne durchkreuzte Vonovia mit ihrer Offerte jedoch in einem in Deutschland bisher noch nie da gewesenen Schritt.Die von Vonovia geplanten Synergien hält die Deutsche Wohnen für weit überhöht, wie deren Chef Zahn Mitte Dezember sagte. Realisierbar sei maximal ein Viertel der von Vonovia angepeilten Summe. Und Deutsche Bank, Goldman Sachs, Perella Weinberg und UBS sowie Citi hätten bescheinigt, dass das Angebot ungenügend und zu niedrig sei.Vonovia wird von J.P. Morgan und BoA Merrill Lynch beraten, die je hälftig die Fremdfinanzierung stellen. Die Investmentbanken hatten darauf gesetzt, dass die Übernahme angesichts des zum Teil sich überschneidenden institutionellen Anteilsbesitzes keine größeren Probleme aufwirft. Doch auf der Vonovia-Hauptversammlung wurde die Annahmehürde für die Kapitalerhöhung nur knapp übersprungen. Laut Aktionärsstruktur vor Ankündigung der Übernahme hielten MFS International mit 8,8 % und Norges Bank mit 6,9 % die größten Blöcke der Kombination. Ausgerechnet MFS sprach sich gegen die Pläne aus: “Uns behagt die immer hektischere Geschwindigkeit von Fusionen und Übernahmen in dem Sektor nicht.”