Vonovia wirbt um Vertrauen

Konzernchef sagt für 2020 attraktive Dividende zu - Kritik von Ivox

Vonovia wirbt um Vertrauen

ak Köln – Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia hat die virtuelle Hauptversammlung genutzt, um weiter um Vertrauen und gesellschaftliche Akzeptanz zu werben. Einen Großteil seiner Rede widmete Konzernchef Rolf Buch am Dienstag der gesellschaftlichen Verantwortung des größten deutschen Vermieters.Während die Covid-19-Pandemie den Konzern geschäftlich kaum trifft, sieht sich der größte Vermieter hierzulande in einem anhaltenden Interessenkonflikt: Die Mieter sorgen sich um steigende Mieten und bezahlbaren Wohnraum, gleichzeitig muss Vonovia aber in Modernisierungen für besseren Klimaschutz investieren. Und zudem erwarten Aktionäre eine adäquate Verzinsung ihres Kapitals.Buch argumentierte in seiner Rede, dass das Vertrauen von Politik und Öffentlichkeit in Vonovias Geschäftsgebaren und der Verzicht darauf, kurzfristig das Maximum aus der Marktsituation zu holen, im Interesse langfristig orientierter Anteilseigner liegen müsse. Als Beispiel für vertrauensbildende Maßnahmen nannte Buch das eingeführte lebenslange garantierte Wohnrecht für Mieter über 70 und die Begrenzung von Mieterhöhungen auf 2 Euro pro Quadratmeter nach Modernisierungen, auch wenn der Gesetzgeber teilweise mehr zulasse.In der aufwendig inszenierten Hauptversammlung – Buch bezifferte die Kosten mit einer knappen Million Euro annähernd so hoch wie bei einer Präsenzveranstaltung – kamen auch Stakeholder in einer zusammengeschnittenen Videobotschaft zu Wort. Dort gab es Lob von Kleinaktionärsvertretern, aber auch deutliche Kritik vom Deutschen Mieterbund.Buch bestätigte erneut die Prognose für das laufende Geschäftsjahr und kündigte an: “Aktuell können unsere Aktionäre davon ausgehen, dass das Geschäftsjahr 2020 positiv verläuft und wir dafür erneut eine attraktive Dividende anbieten können.” Für 2019 zahlt Vonovia eine Dividende von 1,57 Euro, die sich die Anteilseigner bar oder in Aktien ausschütten lassen können. Die Ausschüttungssumme von Vonovia hat sich damit binnen vier Jahren in etwa verdoppelt.Rund 1 % der Mieter habe sich in den vergangenen Monaten wegen Mietstundungen gemeldet, berichtete Buch. Es seien in allen Fällen individuelle Lösungen gefunden worden. “Wir sehen durch Corona nur einen sehr geringen Anstieg an Mietrückständen”, erläuterte der Konzernchef, der den Konzern mit 350 000 Wohnungen in Deutschland seit sieben Jahren führt. Die Präsenz bei der Hauptversammlung lag bei 78,7 % des Grundkapitals. Alle Tagesordnungspunkte gingen mit einer Zustimmungsquote von mehr als 90 % durch. Allerdings erreichte der Aufsichtsrat bei seiner Entlastung nur gut 91 %, was deutlich unter den anderen Ergebnissen lag. Der Stimmrechtsberater Ivox hatte nach Angaben einer Vonovia-Sprecherin im Vorfeld kritisiert, dass das Vergütungssystem für den Vorstand nicht in die Tagesordnung aufgenommen worden sei, und deshalb gegen die Entlastung des Aufsichtsrats votiert. Im kommenden Jahr soll der Punkt nun aufgenommen werden.