Vor den Zahlen schauen bei Yahoo alle auf die Offerten
Von Sebastian Schmid, New YorkAm heutigen Dienstag nach Börsenschluss will der US-Internetkonzern Yahoo seinen Zwischenbericht für das erste Quartal vorlegen. Doch die Aufmerksamkeit dürfte mehr auf den eingeholten Geboten für das Kerngeschäft liegen, die bis heute früh deutscher Zeit eingesammelt wurden. Das Zahlenwerk wird ohnehin schwach erwartet. Der Umsatz nach Verkehrsakquisitionskosten (TAC) wird von Analysten mit 846 Mill. Dollar im Schnitt um 19 % unter dem Vorjahreswert verortet. Der Gewinn soll mit 7 Cent je Aktie nicht einmal halb so hoch ausfallen wie in der Auftaktperiode 2015.Dass die Geschäftsaussichten sich zuletzt deutlich eingetrübt haben, hatte in Erwartung eines Bieterkampfs keinen Einfluss auf den Aktienkurs. Über die vergangenen drei Monate ist der Kurs um mehr als ein Fünftel gestiegen, während der US-Leitindex S & P 500 noch nicht einmal um ein Zehntel gestiegen ist. Handvoll Gebote erwartetAls derzeitiger Favorit für die Yahoo-Übernahme galt zuletzt der US-Telekomkonzern Verizon Communications, dessen großzügige Offerte laut “Wall Street Journal” zahlreiche potenzielle Mitbieter zur Aufgabe bewegt haben soll. Zwischenzeitlich war von mehr als 40 Interessenten berichtet worden. Wirklich geboten haben bis wenige Stunden vor Ablauf der Angebotsfrist offenbar nur eine Handvoll Adressen. Neben Private-Equity-Gesellschaften wie Bain Capital, KKR und TPG soll auch die britische Tageszeitung “Daily Mail” interessiert sein. Zahlreiche große Namen – darunter Alphabet (Google), AT & T, Comcast, Interactive Corp (IAC) und Time – sollen indes von einer Offerte nach anfänglichem Interesse wieder Abstand genommen haben.Verizon hatte erst im vergangenen Jahr den Internetkonzern AOL für 4,4 Mrd. Dollar übernommen und will nun offenbar einen weiteren Versuch starten, ihren Online-Inhalten Reichweite zu erkaufen. Das einzige Produkt, bei dem beide Firmen zu den fünf größten Anbietern der USA zählen, ist der E-Mail-Service. Allerdings kommt selbst die Nummer 2 Yahoo mit der Nummer 4 AOL hier nicht annähernd an Marktführer Google heran, die für sich genommen im Februar mehr monatliche E-Mail-Nutzer aufwies als die auf Rang 2 bis 4 liegenden Firmen zusammengenommen.Marktführend ist Yahoo in den USA mit der Finanznachrichtenseite Yahoo Finance und der generellen Nachrichtenseite Yahoo-ABC News. Allerdings ist hier der Abstand zu den nachfolgenden Rivalen deutlich geringer als Googles Vorsprung im E-Mail-Geschäft und der Online-Suche, wo Google ebenfalls klar führt.