Vor Potash liegt ein steiniger Weg

Widerstand gegen K+S-Kauf von Politik und Wettbewerbshütern zu erwarten

Vor Potash liegt ein steiniger Weg

Von Martin Dunzendorfer, FrankfurtDer Kaliproduzent Potash Corporation of Saskatchewan will sich den deutschen Dünger- und Salzhersteller K+S einverleiben. Eine wichtige Rolle werden dabei Politik und Wettbewerbsbehörden spielen. Sie könnten den Kanadiern, selbst wenn der Preis stimmt und die Kasseler zustimmen, große Steine in den Weg legen.Derzeit ist das Management des Dax-Konzerns bemüht, die Regierungen der Bundesländer, in denen die wichtigsten Standorte von K+S liegen – Hessen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen -, auf ihre Seite zu ziehen. Mit einigem Erfolg: So sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Montag, Niedersachsen werde zusammen mit Hessen und der Bundesregierung sehen, wie man K+S zur Seite stehen könne. Und gestern erklärte Regierungschef Reiner Haseloff (CDU): “Sachsen-Anhalt steht zu K+S (…). Die vielen tausend Arbeitsplätze der direkt und indirekt Beschäftigten in unserem Land müssen erhalten bleiben.”K+S lehnt die von Potash vorgeschlagene Offerte ab. Sie sei nicht im Interesse des Unternehmens. “Sie berücksichtigt ferner weder die Interessen der für K+S weltweit arbeitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch die der Regionen, in denen das Unternehmen (…) tätig ist.” Und wenn es um den Erhalt von Arbeitsplätzen und Standorten in strukturschwachen Gebieten geht – welcher Politiker, der wiedergewählt werden möchte, würde da schon abwinken?Ein Schelm, der hinter dem Frust des K+S-Managements über bisher ausgebliebene Garantien für Standorte und Jobs durch Potash einen Schachzug vermutet, um den Preis hochzutreiben. Denn wenn die Frontmänner um Vorstandschef Norbert Steiner Entwarnung geben würden, etwa weil Potash besagte Garantien und Zusagen gemacht hätte und der vorgeschlagene Übernahmepreis von 41 Euro je Aktie so weit erhöht worden wäre, dass die Nordhessen in ihm den fundamentalen Wert des Unternehmens reflektiert sähen, dann würde sich die Politik dem Deal kaum noch in den Weg stellen. Nationales InteresseDas war 2010 in Kanada anders. Damals hatte der Preis für Kaliumchlorid, das Standardprodukt der Düngemittelhersteller, nach einer unglaublichen Rally scharf korrigiert. Doch trotz des Falls von rund 900 bis auf 340 Dollar pro Tonne im August 2010 waren die Perspektiven viel versprechend. Der weltgrößte BergbaukonzernBHP Billiton wollte von diesem Kuchen eine große Scheibe abhaben und versuchte deshalb, die damalige Nummer 1 der Branche, Potash, feindlich – also gegen den Willen des Managements – zu übernehmen. Doch die Transaktion scheiterte, weil Kanadas Regierung den Deal mit dem Argument verbot, Potash sei von nationalem Interesse. Ein Einwand, der in Deutschland nicht möglich ist.Neben dem Verbot einer Übernahme durch die Politik können auch Wettbewerbshüter zur unüberwindbaren Hürde für kaufwillige Firmen werden. Daran scheiterte Potash vor 18 Jahren beim ersten Anlauf, K+S zu übernehmen. Die Kanadier hatten 1996 den Versuch gestartet, vom damaligen Eigentümer BASF die Mehrheit an Kali und Salz – wie K+S damals hieß – zu kaufen, stießen im Jahr darauf aber auf rigorosen Widerstand durch die Kartellbehörde.Es gibt Aspekte, die abermals erhebliche Einwände von Wettbewerbshütern erwarten lassen. So ist der Kalimarkt auf der Angebotsseite ein Oligopol. Allein die nordamerikanische Exportallianz Canpotex, in der Potash einen Anteil von 54 % hat, steht trotz ungenutzter Kapazitäten für rund 29 % des weltweiten Angebots (K+S: gut 8 %). Auf der anderen Seite machen die Kanadier in Europa bisher kein Geschäft, was für die Genehmigung einer Übernahme spräche. Abseits der umstrittenen Bewertung von K+S kann sich Potash also ihres Erfolges nicht sicher sein.