Vorsprung dank frühen Starts in China

EY: Deutscher Autoabsatz im Reich der Mitte läuft dem Geschäft in der EU in diesem Jahr den Rang ab

Vorsprung dank frühen Starts in China

China als weltgrößter Automarkt ist gerade für die deutsche Vorzeigeindustrie ungemein wichtig. “Ohne China ginge es der deutschen Autobranche heute längst nicht so gut”, stellt Peter Fuß von EY fest. In diesem Jahr dürften die deutschen Marken im Reich der Mitte erstmals mehr Pkw als in der EU absetzen.po Frankfurt – Die Wachstumsraten in China, dem weltweit führenden Automarkt, gehen tendenziell zurück. Das trifft letztlich auch die im Reich der Mitte gut positionierten deutschen Autokonzerne, die aber nach einer Erhebung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, gleichwohl ihre führende Stellung zuletzt weiter ausgebaut haben (siehe Grafik).Als wichtigster Absatzmarkt für Neuwagen deutscher Konzerne werde China noch in diesem Jahr der EU den Rang ablaufen, schätzt EY. Im vergangenen Jahr hatten die deutschen Marken in der EU 4,66 Millionen Pkw abgesetzt. In China seien es in der gleichen Zeit 4,44 Millionen Einheiten gewesen. Bei einem angenommenen Absatzplus von mindestens 10 % in China und von 3 % in der EU werde China dieses Jahr auf 4,88 Millionen verkaufter Pkw deutscher Herkunft knapp die Nase vor dem EU-Absatz deutscher Hersteller haben.Mit den genannten 4,44 Millionen Einheiten im vergangenen Jahr sei es den deutschen Konzernen gelungen, nochmals eine Steigerung von 14 (i.V. 16) % im Reich der Mitte hinzulegen, während der Gesamtmarkt nur noch um 10 % expandierte. Die Folge: Die deutschen Anbieter steigerten ihren gemeinsamen Marktanteil weiter auf 22,5 (21,7) %. Jedes dritte AutoJedes dritte Auto eines deutschen Herstellers wurde damit schon in China verkauft. Noch stärker ist die Abhängigkeit von Volkswagen, die in der Bearbeitung des chinesischen Marktes zusammen mit der Premiumtochter Audi eine Pionierrolle in China einnimmt. Der Wolfsburger Konzern verkauft am weltgrößten Markt 37 % seiner Fahrzeuge. Den geringsten Anteil am eigenen Pkw-Gesamtabsatz hat China beim Stuttgarter Daimler-Konzern, wo trotz des zuletzt deutlich beschleunigten Kurses der Anteil 2014 erst auf 17 (15) % stieg.Entsprechend niedrig sind auch noch die Marktanteile von Mercedes, aber auch von BMW im Reich der Mitte. Dagegen steigerte der VW-Konzern seinen Marktanteil in China zuletzt auf 18,7 (18,2) %. Der einstige Dauerrivale und frühere Weltmarktführer General Motors wurde distanziert. Während der Wolfsburger Konzern 3,68 Millionen Fahrzeuge absetze, kam GM in China auf 3,54 Millionen Einheiten.”Die deutschen Hersteller waren früh in China und haben die Zeit genutzt, um sich einen sehr guten Ruf aufzubauen”, meint Peter Fuß, Partner bei EY. “Ohne China ginge es der deutschen Autobranche heute längst nicht so gut.” China wird nach EY-Einschätzung weiter der Wachstumstreiber für die weltweite Autoindustrie bleiben. In den vergangenen zehn Jahren haben sich dort die Verkaufszahlen auf 19,7 Millionen verfünffacht. In der gleichen Zeit verringerte sich der Verkauf in der EU um 17 % und in den USA reichte es gerade einmal für eine Stagnation.Aber auch im Reich der Mitte wachsen die Bäume nicht in den Himmel. “Das Wachstumstempo verlangsamt sich, die Margen sinken, der Konkurrenzkampf wird intensiver”, stellt Fuß fest. Das Wirtschaftswachstum in China gehe auf ein “normaleres Maß” zurück. Zudem wird das regulatorische Umfeld dort schwieriger, wie in jüngster Zeit verhängte Kartellstrafen auch gegen deutsche Hersteller zeigen.