Nutzfahrzeugindustrie

Vorstand von Traton verbreitet viel Optimismus

Der Konzern rechnet in diesem Jahr mit mehr Absatz, Umsatz und einer höheren Profitabilität. Die Nachfrage nach Lkw ist weiterhin groß. So lassen sich höhere Verkaufspreise durchsetzen – noch.

Vorstand von Traton verbreitet viel Optimismus

jh München

Traton rechnet für dieses Jahr mit einem weiteren Wachstum des Geschäfts. Die Profitabilität soll sich etwas erhöhen. „Wir streben eine deutliche Steigerung unserer Leistung an“, sagte der Vorstandsvorsitzende Christian Levin in einer Online-Konferenz für Analysten und Journalisten. Für den Absatz und Umsatz peilt das Management der Lkw- und Busholding von Volkswagen einen Anstieg um jeweils 5 bis 15% an.

Die um Sondereffekte bereinigte operative Rendite wird in der Spanne von 6 bis 7% erwartet. Im vergangenen Jahr ging der Wert leicht auf 5,1 (i. V. 5,2)% zurück. Der Netto-Cashflow soll in diesem Jahr deutlich auf 1,3 Mrd. bis 1,8 Mrd. Euro steigen. An der Börse kamen der Ausblick und die Jahreszahlen von Traton gut an. Der Aktienkurs des Titels im SDax legte am Dienstag in der Spitze um mehr als 8% zu. Schon am Tag zuvor war er im Xetra-Handel um 5,3% gestiegen.

Die Zuversicht für dieses Jahr begründet Traton vor allem mit dem hohen Auftragsbestand: „Unsere Produktion für dieses Jahr ist mehr oder weniger ausverkauft“, berichtete Levin. 2022 steigerte der Konzern mit Sitz in München den Umsatz um fast ein Drittel auf erstmals mehr als 40 Mrd. Euro (siehe Tabelle). Ohne die seit Juli 2021 konsolidierte US-amerikanische Marke Navistar hätte sich ein Anstieg von 10 % ergeben.

Das Wachstum begründet der Vorstand mit einem guten Markt- und Produktmix, höheren Verkaufspreisen und einem stark wachsenden Servicegeschäft. Dessen Umsatz nahm auf 8,5 (6,4) Mrd. Euro zu, der Anteil am Konzernerlös blieb mit 21 % konstant.

Das bereinigte operative Konzernergebnis erhöhte Traton um 472 Mill. Euro auf 2,1 Mrd. Euro. Der Vorstand hob hervor, dies sei trotz der Lieferengpässe und der unterbrochenen Produktion von MAN Truck & Bus gelungen. Da Kabelbäume aus der Ukraine zeitweise nicht geliefert werden konnten, stand die Produktion des Münchner Unternehmens sechs Wochen lang still. Für 2022 weist MAN ein nahezu ausgeglichenes operatives Ergebnis von −4 (−447) Mill. Euro aus. Die Restrukturierung von MAN wird in diesem Jahr nach den Worten Levins vorankommen, da die Produktion von Steyr in Österreich und zum Teil von München nach Krakau in Polen verlagert wird. Zum Jahresende seien dann zwei Drittel der Kapazität von MAN in Niedriglohnländern.

Großer Ersatzbedarf

Die schwedische Marke Scania erzielte ein Ergebnis von 1,18 Mrd. Euro und eine Marge von 7,7 (6,5) %. Levin, der auch Scania-CEO ist, sagte, Ziel sei die Rückkehr zu 12%. Im vierten Quartal 2022 war sie mit 10,5% erstmals wieder zweistellig. Am profitabelsten war die in Südamerika präsente Marke Volkswagen Truck & Bus mit 10,5 (8,1)%. Für Navistar gibt Traton 4,8 (1,2)% an.

Vorstandschef Levin berichtete, die Nachfrage nach Lkw sei weiterhin hoch. Er begründete dies mit einem hohen Ersatzbedarf, da das Durchschnittsalter der Fahrzeuge auf der Straße immer weiter steige, sowie mit wachsenden Flotten und einem weiterhin hohen Bedarf an Transportkapazitäten.

Er kündigte an, Traton werde die Preise für Lkw weiter erhöhen, um die steigenden Kosten auszugleichen. Allerdings stabilisierten sich die Frachtraten, so dass es für die Kunden (zum Beispiel Speditionen) schwieriger werde, die höheren Preise für Lkw weiterzugeben. Irgendwann sei der Punkt erreicht, an dem Traton weitere Aufschläge nicht durchsetzen könne. Levin rechnet damit zuerst in Lateinamerika, gefolgt von Europa und Nordamerika.

Den Aktionären schlägt Traton eine Dividende von 0,70 (0,50) Euro je Anteil vor. Der mit knapp 90% beteiligte Volkswagen-Konzern er­hielte dann 314 Mill. Euro.