VTG erwartet Bremsspuren bei der Auslastung
ste Hamburg – Europas größter privater Waggonvermieter VTG spürt im Zuge der Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie eine deutliche Zunahme der Anfragen für Intermodal-Transporte. Die Stärken des internationalen Schienengüterverkehrs umfassten gerade den Transport großer Mengen mit verhältnismäßig wenig Personal, sagte VTG-Vorstandschef Heiko Fischer und verwies im Gespräch mit der Börsen-Zeitung auf wiedereingeführte Grenzkontrollen sowie Beschränkungen im Lkw-Verkehr. In Anbetracht der Bedeutung für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung in Europa sei es wichtig, dass der Schienengüterverkehr “lauffähig” bleibe.Trotz positiver Effekte geht der Waggonvermieter aber davon aus, dass sich ein deutlicher konjunktureller Rückgang im Geschäft bemerkbar machen wird. Seit November seien “Bremsspuren” festzustellen, so Fischer. Die Vorsicht in den Zukunftserwartungen fast aller Industriebranchen habe zugenommen, nun komme das Corona-Thema hinzu. “Das ist sicherlich etwas, was zu weiter rückläufigen Auslastungen führen wird.” Die weltweite Auslastung der VTG-Flotte von rund 95 000 Güterwagen lag Ende vergangenen Jahres mit 92,3 % bereits unter dem Vorjahresniveau von 93,5 %.Der Chef des früheren Hamburger SDax-Unternehmens, das nach der Mehrheitsübernahme durch den Infrastrukturinvestor Morgan Stanley Infrastructure Partners (MSIP) im April 2019 von der Börse genommen wurde, betonte, es gebe weiterhin eine hohe Nachfrage in den Werken, das Stammgeschäft laufe. Über die Einführung von Kurzarbeit müsse man “im Moment” nicht nachdenken. Dies könne aber in Bereichen mit weniger Geschäftsvolumen noch erforderlich werden. Einen Liquiditätsengpass erwartet Fischer vorerst nicht. “Wir sind sicherlich für eine gute Zeit ordentlich versorgt.” Wichtig sei, dass der Zahlungsfluss innerhalb der Wertschöpfungskette Schienengüterverkehr und angrenzender Logistik für erbrachte Leistungen aufrechterhalten werde. Eine Inanspruchnahme staatlicher Hilfen sei derzeit nicht absehbar, allerdings auch nicht auszuschließen.Zur Zahlung einer Dividende für das Rekordjahr 2019 wollte sich der VTG-Chef nicht äußern. Darüber müssten die Aktionäre befinden. Der Investor MSIP, der mit dem kanadischen Pensionsfonds Omers rund 81 % der VTG-Anteile bündelt, während weitere 15 % auf die Joachim Herz Stiftung entfallen, ist an hohen Dividenden interessiert. Im vergangenen Jahr erhöhte sich der Gewinn je Aktie bei VTG auf 2,92 (i.V. 1,10) Euro und übertraf die Zielmarke von 2,50 Euro, die sich der Waggonvermieter 2015 ursprünglich bereits für 2018 vorgenommen hatte. Wann der Dividendenbeschluss fallen wird, ist offen: VTG-Chef Fischer geht davon aus, dass die für Anfang Juni geplante Hauptversammlung verschoben werden muss.Eine Prognose für 2020 gab Fischer infolge der Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie nicht ab. Im Zuge der im Oktober 2018 vollzogenen Übernahme des französischen Konkurrenten Nacco stieg der Umsatz 2019 um 14 % auf 1,22 Mrd. Euro, während das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) um 47 % auf 512 Mill. Euro zulegte. Nacco steuerte 66 (i.V. 16) Mill. Euro bei, zudem fiel ein Großteil der Integrations- und Transaktionskosten weg. Die erstmalige Anwendung des Bilanzierungsstandards IFRS 16 hatte laut VTG einen positiven Ebitda-Effekt von 64 Mill. Euro, der Sonderkosten von 7,5 Mill. Euro für Integrationsaufwendungen, Delisting und Kapitalerhöhung überkompensierte.