VTG sichert sich langfristige Refinanzierung

Waggonvermieter erhält 2,9 Mrd. Euro und reduziert Finanzierungskosten nach Investment-Grade-Rating

VTG sichert sich langfristige Refinanzierung

ste Hamburg – Europas größter privater Waggonvermieter VTG hat mit verschiedenen Geldgebern eine langfristige Refinanzierung über insgesamt 2,9 Mrd. Euro vereinbart. “Wir haben damit einen wichtigen Meilenstein bei der Finanzierung des langfristigen Wachstums erreicht”, erklärte Vorstandschef Heiko Fischer. Die neue Refinanzierungsstruktur führt bei verlängerten Laufzeiten zu einer Reduzierung der Finanzierungskosten.Fischer zeigte sich erleichtert, dass das Refinanzierungsverfahren bereits vor Monaten initiiert wurde. Damit in der Coronakrise zu beginnen, hätte das Projekt scheitern lassen können, meinte der VTG-Chef im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Von der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) erhielt das frühere SDax-Unternehmen aus Hamburg, an dem der US-Infrastrukturinvestor Morgan Stanley Infrastructure Partners (MSIP) zusammen mit dem kanadischen Pensionsfonds Omers zu rund 81 % beteiligt ist, im Zuge des Refinanzierungsverfahrens ein Investment-Grade-Rating von “BBB” mit stabilem Ausblick. Dies habe die Umstellung auf eine neue “Common Terms Debt Platform” unterstützt. Diese gemeinsame Basis, die die verschiedenen Finanzierungsquellen, Bedingungen und Besicherungen bündelt, soll dem Unternehmen dabei helfen, die Einhaltung der mit der Refinanzierung verbundenen Auflagen zu überwachen und eine strukturierte Kommunikation mit den Geldgebern zu betreiben.Die Mittel aus der Transaktion, bei der Crédit Agricole und Goldman Sachs als gemeinsame Berater, Arrangeure und Vermittler agierten, sammelte der Waggonvermieter im Private-Placement-, Kapital- und Bankenmarkt ein. Die Transaktion war den Angaben zufolge überzeichnet. Die neuen Mittel stammten überwiegend aus dem Bankenmarkt, einzelne Adressen wurden nicht genannt. Jedoch zogen nicht alle langfristigen Partner des Unternehmens mit. Einige Häuser aus dem Inland hätten sich nicht beteiligt, sagte Fischer. Zu den neuen Finanzierungsquellen, die auch durch Vermittlung der Gesellschafter gewonnen worden seien, gehören ausländische Entwicklungsbanken.Das Emittentenrating einer der großen Ratingagenturen habe sich zudem äußerst positiv auf die Refinanzierungsparameter ausgewirkt. Die Laufzeiten seien auf bis zu zehn Jahre verlängert worden. Einige kleinere Tranchen, die zwischenzeitlich fällig würden, könnten bei sich öffnenden und liquiden Märkten wieder platziert werden, meinte der VTG-Chef. Die Finanzierungskosten würden sich im Zuge der Transaktion insgesamt um einen hohen einstelligen Millionen-Euro-Betrag pro Jahr verringern. Anfang 2016 hatte eine Umfinanzierung von 1,2 Mrd. Euro, die mit einem Konsortium aus zwölf Banken unter Führung der KfW Ipex-Bank und der Unicredit vereinbart worden war, zu einer ähnlichen Entlastung geführt.Er sei, sagte Fischer weiter, “stolz auf unser Managementteam, dass wir S&P inmitten der Covid-19-Unsicherheiten so transparent gegenübertreten konnten”. In der gegenwärtigen Phase, in der bei vielen die Visibilität der Einnahmen erheblich eingeschränkt sei, ein solches Rating zu erhalten, sei “eine großartige Bestätigung”. Durch die Refinanzierung erhalte man “ausreichend Luft” für Projekte wie den weiteren Ausbau und die Erneuerung der Flotte sowie für Initiativen zur Modularisierung und Digitalisierung. Akquisitionen seien derzeit nicht geplant.Gravierende Auswirkungen der Coronakrise spürt der Waggonvermieter bislang nicht. Die Auslastungsquote der Flotte liege weiterhin über 90 %, so der VTG-Chef. Kurzarbeit oder die Inanspruchnahme staatlicher Hilfen seien derzeit kein Thema.