VW-Aufsichtsrat berät über Skandalbilanz
BZ Hamburg – Der Aufsichtsrat von Volkswagen will im Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen am Mittwoch erste Ergebnisse der internen Ermittlungen vorlegen. Es werde eine Zwischenbilanz geben, führte die Nachrichtenagentur Reuters eine Person mit Kenntnis der Beratungen an. Auch weitere personelle Konsequenzen könnten beschlossen werden. Vor der am Donnerstag angesetzten Anhörung in einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses wolle der Wolfsburger Dax-Konzern möglichst große Transparenz demonstrieren, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.Bis Mittwoch soll Volkswagen ferner dem Flensburger Kraftfahrt-Bundesamt eine Agenda vorlegen, wie die Abgasmanipulationen behoben werden sollen. Der Konzern, der in den vergangenen Tagen in seitengroßen Zeitungsanzeigen um Kundenvertrauen warb, hatte zugegeben, eine Software bei Dieselmotoren installiert zu haben, durch die Emissionswerte am Prüfstand manipuliert werden. Die Software soll Insidern zufolge 2008 eingebaut worden sein, als absehbar wurde, dass der Dieselmotor EA 189 US-Emissionsvorgaben sowie konzerninterne Kostenziele nicht erreichen werde.Bislang fehlen demnach aber Belege, wer die Manipulation angeordnet hat. Die Entwicklungsvorstände der Marken Audi, Porsche und VW Pkw, Ulrich Hackenberg, Wolfgang Hatz und Heinz-Jakob Neußer, waren nach Bekanntwerden des Skandals unbestätigten Berichten zufolge suspendiert worden. Der Skandal war am 18. September durch US-Umweltbehörden bekannt gemacht worden. Zwei Tage später gab VW die Manipulation zu und entschuldigte sich öffentlich. Seitdem ist der Kurs der Volkswagen-Aktie, der sich gestern um 1,3 % auf 93,52 Euro erholte, um mehr als 40 % eingebrochen.In den USA drohen milliardenhohe Strafzahlungen und Schadensersatzforderungen von Kunden und Anlegern. Inzwischen ermitteln in mehreren Ländern Behörden gegen Volkswagen. Weltweit wurden nach Darstellung des Zwölfmarkenkonzerns rund 11 Millionen Fahrzeuge mit der Software ausgestattet, davon offenbar 8 Millionen in EU-Ländern. Vorstandschef Martin Winterkorn trat deshalb von seinem Posten zurück. Zum Nachfolger wurde Porsche-Chef Matthias Müller berufen.Der Aufsichtsrat von Volkswagen soll am Mittwoch nach einer registergerichtlichen Bestellung den seit 2003 amtierenden Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch zum Aufsichtsratschef wählen. Der 64-Jährige, der dem Interimsvorsitzenden Berthold Huber nachfolgt, soll sich um die Aufarbeitung des Skandals kümmern, die noch mehrere Jahre dauern könnte. Als neuer Finanzvorstand wurde der Chef der Leasing- und Banktochter VW Financial Services, Frank Witter, vorgeschlagen.