Autoindustrie

VW bekräftigte Rendite-Ambitionen

Nach dem Gewinneinbruch im Coronakrisenjahr 2020 hat Volkswagen bei der Vorlage der Jahresbilanz die Ambitionen unterstrichen, bis spätestens 2025 in den Zielkorridor einer operativen Umsatzrendite von 7 bis 8 % zurückzukehren sowie einen freien Cash-flow von mindestens 10 Mrd. Euro zu erreichen.

VW bekräftigte Rendite-Ambitionen

ste Hamburg

Nach dem Gewinneinbruch im Coronakrisenjahr 2020 um 37% auf gut 8,8 Mrd. Euro hat Volkswagen bei der Vorlage der Jahresbilanz die Ambitionen unterstrichen, neben dem forcierten Umstieg auf Zukunftstechnologien bis spätestens 2025 in den Zielkorridor einer operativen Umsatzrendite von 7 bis 8% zurückzukehren sowie einen freien Cash-flow von mindestens 10 Mrd. Euro zu erreichen. Dazu beitragen soll neben einer sich fortsetzenden Erholung des Absatzes verstärkte Kostendisziplin.

Arno Antlitz, der am 1. April die Aufgaben des Konzern-Finanzvorstands von Frank Witter übernehmen wird, nutzte die Bilanzvorlage am Dienstag dazu, seine Agenda für die kommenden Jahre konkreter zu skizzieren. Um die Wettbewerbsposition zu verbessern und Investitionen in Elektromobilität, assistiertes und autonomes Fahren sowie Mobilitätsdienste zu finanzieren, sollen die Fixkosten ohne Forschungs- und Entwicklungskosten und Sachinvestitionen bis 2023 um 5% verglichen mit der für 2020 festgelegten Kostenbasis sinken. Das würde eine Reduzierung um rund 2 Mrd. Euro bedeuten.

In der Kostenbasis seien allgemeine Gemeinkosten im VW-Hauptsitz, indirekte Kosten in den rund 120 Werken weltweit sowie die Budgets der nationalen Vertriebsgesellschaften einschließlich Marketingausgaben berücksichtigt. Gemessen am Jahr 2019 sehe das Ziel Einsparungen um rund 10% vor. Bis 2023 will der Zwölfmarkenkonzern auch die Materialkosten um 7% senken. Der neue Einkaufsvorstand Murat Aksel soll dazu seinen Ansatz und die finanziellen Auswirkungen im weiteren Jahresverlauf noch vorstellen.

Der designierte Konzern-CFO unterstrich, trotz strikter Kostendisziplin werde man bei Investitionen in Zukunftstechnologien keine Kompromisse machen. Daher habe man für 2021 eine Forschungs- und Entwicklungskostenquote im Autobereich von 7% nach 7,6% im vergangenen Jahr angesetzt. Dies spiegele die Umsetzung der Strategie für batterieelektrische Fahrzeuge und den Aufbau von Softwarekompetenz wider. Ziel sei es bis 2025, wie bei der zuletzt bei 6,1% liegenden Sachinvestitionsquote im Autobereich auf ein Niveau von rund 6% zu kommen.

Ein Fünftel elektrisch

Bis 2025 soll der Anteil des Absatzes rein elektrischer Fahrzeuge im VW-Konzern bei bis zu 20% liegen, bis 2030 in Europa bei bis zu 60%. Um bis spätestens 2025 Weltmarktführer für E-Mobilität zu werden, plant der VW-Konzern in den kommenden fünf Jahren rund 46 Mrd. Euro in die Elektrifizierung und Hybridisierung seiner Flotte zu investieren. Zur Finanzierung des Umstiegs werde das Geschäft mit Verbrennern in der Zwischenzeit beitragen. Auf einen festen Zeitpunkt für das Ende der Verbrennertechnologie legt sich VW nicht fest und verweist auf die unterschiedliche Primärenergienutzung in einzelnen Regionen.

Der künftige Finanzvorstand be­kräftigte wie der bisherige CFO Frank Witter das Ende Februar veröffentlichte Ziel, bei der 2020 auf 4,8 (i.V. 7,6) gesunkenen operativen Rendite vor Sondereinflüssen im laufenden Jahr das obere Ende eines Korridors von 5 bis 6,5% anzustreben. Ob die Jahresziele erreicht würden, hänge von der Corona-Pandemie und der Kompensation der Folgen der aktuellen Halbleiter-Engpässe ab. Vorstandschef Herbert Diess sagte, die bisherigen Produktionseinbußen von 100000 Autos werde man 2021 voraussichtlich nicht voll aufholen. Die Risiken im Zusammenhang mit dem Chip-Mangel seien aber im Ausblick berücksichtigt.

Nach den 2020 um 15,2% auf 9,3 Millionen Fahrzeuge gesunkenen Auslieferungen sowie dem um 11,8% auf 222,9 Mrd. Euro geschrumpften Umsatz stellt der von Toyota abgelöste weltgrößte Fahrzeugbauer bei erfolgreicher Eindämmung der Pandemie deutlich mehr Auslieferungen sowie „signifikant“ höhere Erlöse für den laufenden Turnus in Aussicht. Mit Blick auf die Konzernmarken bekräftigte der Vorstand das Ziel für die Kernmarke VW Pkw, bis 2023 eine operative Marge von 6% zu erreichen. Im vergangenen Jahr rutsche die Umsatzrendite vor Sondereinflüssen auf 0,6 (i.V. 4,3)%. Operativ rote Zahlen schrieben im Berichtsjahr Seat und VW Nutzfahrzeuge, die operativen Margen landeten bei −3,7 (3,9)% bzw. −4,9 (4,4)%.

Eine schnelle Erholung des größten Automarkts China, wo 41% aller Konzernfahrzeuge ausgeliefert wurden und das im Finanzergebnis be­rück­sichtigte anteilige operative Ergebnis des Joint Ventures 3,6 (4,4) Mrd. Euro erreichte, grenzten die Auswirkungen der Pandemie für VW 2020 ebenso ein wie ein robustes Premium-Segment für Autos und der Finanzdienstleistungsbereich. Im Schlussquartal lag das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen bei 8,2 Mrd. Euro, die Umsatzrendite bei 12,2%. Die negativen Sondereinflüsse im Zusammenhang mit dem Dieselskandal beliefen sich 2020 auf 931 Mill. (2,3 Mrd.) Euro. Insgesamt hat der VW-Konzern seit Bekanntwerden 2015 Sondereinflüsse von mehr als 32 Mrd. Euro gebucht. Es gebe noch einige Rechtsthemen, sagte Finanzchef Witter, der für 2021 mit Auszahlungen von 2,5 Mrd. Euro rechnet.

Volkswagen
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz222884 252632
Operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen      10607      19296
Sondereinflüsse–931–2336
Operatives Ergebnis 967516960
Ergebnis vor Steuern1166718356
Ergebnis nach Steuern882414029
Erg. je Vz.-Aktie (Euro)16,6626,66
Erg. je St.-Aktie (Euro)16,6026,60
Divid. je Vz.-Aktie (Euro)4,864,86
Divid. je St.-Aktie (Euro)4,804,80
F&E-Quote (%)*7,66,7
Operativer Cash-flow*2472130733
Sachinvest.-Quote (%)*6,16,6
Netto-Cash-flow*635710835
Nettoliquidität *2679621276
Kapitalrendite (%)*6,511,2
Beschäftigtenzahl (Tsd.)662,6671,2
Marktwert (16.3.2021)121530
*) Konzernbereich AutomobileBörsen-Zeitung