VW dämpft Erwartungen

Finanzvorstand: Neues Prüfverfahren führt womöglich zu Milliardenbelastung

VW dämpft Erwartungen

scd/ste Wolfsburg – Volkswagen hat in der ersten Jahreshälfte unerwartet gut verdient, die Investoren aber auf ein schwächeres zweites Halbjahr eingestimmt. Im zweiten Quartal zeigt der weltgrößte Autobauer ein operatives Ergebnis von 5,58 Mrd. Euro – ein Zehntel mehr, als von Reuters befragte Analysten im Schnitt prognostiziert hatten – und profitierte von gestiegenen Absatz- und Umsatzzahlen. Vor allem die Volumenmarken trieben das Ergebnis. Seat steigerte den Betriebsgewinn um knapp zwei Drittel, die Kernmarke VW um ein Fünftel. Den Ausblick für das Jahr ließ VW unverändert. Die Aktie verlor am Mittwoch 3,7 % und war Schlusslicht im Dax.Der seit April amtierende Vorstandsvorsitzende Herbert Diess und Finanzvorstand Frank Witter wiesen auf Belastungen aufgrund des Rückstands bei der Zertifizierung der gut 260 Motorvarianten nach dem neuen Prüfzyklus WLTP hin, die für ein “volatiles zweites Halbjahr” sorgen dürften. Witter erklärte am Rande der Pressekonferenz, dass WLTP-Effekte wie Produktionsausfälle, höhere Anreize für den Verkauf von Fahrzeugen, Logistikkosten und eine geringere Fixkostenabsorption sich auf einen “zehnstelligen” Betrag summieren könnten. Von einigen Modellen dürften über drei Monate nur 30 bis 50 % der Motorvarianten verfügbar sein.Einen positiven Effekt soll der WLTP-Rückstand im Vergleich zu anderen Herstellern aber auch haben. Einige Modelle dürften längerfristig verschwinden. “Wir nutzen die Zeit auch, um weniger gefragte Varianten zu hinterfragen und damit Komplexität zu reduzieren”, erklärte Witter. “Wir wollen gemeinsam mit den Marken, über alle Werke hinweg, bis 2025 rund 30 % mehr Effizienz schaffen”, versprach Diess.Auch vor diesem Hintergrund erwartet er im November anstrengende Verhandlungen mit VW-Managern und dem Betriebsrat über die Budgets der nächsten Jahre. “Die Budget- und Planungsrunde wird sehr schwierig in diesem Jahr”, prophezeite Diess. Während er bei Verbrennungsmotorvarianten ausdünnen will, stehen an anderer Stelle – etwa der E-Mobilität – hohe Investitionen an.—– Nebenstehender Kommentar- Berichte Seite 7