VW-Debakel erinnert an BP-Deepwater

Allenfalls Mini-Dividende zu erwarten - Rating unter Druck - Höhere Rücklagen?

VW-Debakel erinnert an BP-Deepwater

wb Frankfurt – Volkswagen braucht juristischen Beistand und greift dafür auf die amerikanische Kanzlei Kirkland & Ellis zurück. Die Anwälte kennen sich aus mit Katastrophen: Sie vertraten BP nach der Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon 2010. Analysten von J. P. Morgan gehen davon aus, dass der Abgasskandal für VW deutlich teurer werden könnte als bisher angenommen. Werde der Rückruf ausgeweitet, laute das pessimistische Szenario auf bis zu 40 Mrd. Euro Kosten.”Likely to be dead money for a while”, schreiben die Analysten der Société Génerale (SG) und erinnern an den BP-Skandal. Damals war nach einem tiefen Sturz und einem kurzen Anziehen der Kurs zwölf Monate gut 30 % unter dem Niveau vor Bekanntwerden des Debakels. Die SG stuft die ganze Autobranche auf “neutral” herunter.BP hatte in der rechtlichen Aufarbeitung der Ölpest im Golf von Mexiko immerhin einen Teilerfolg davongetragen. Die Einigung mit der amerikanischen Regierung, fünf Bundesstaaten und 400 Gemeinden sieht die Zahlung von 18,7 Mrd. Dollar zur Beilegung ihrer Forderungen vor. Das erscheint hoch, doch kann der britische Konzern die Zahlungen über 18 Jahre strecken. Es ist zwar die höchste Geldstrafe in den Staaten wegen Umweltvergehen, sie hätte aber auch höher ausfallen können. Alles in allem hatte BP schlussendlich 55 Mrd. Dollar zurückgestellt. VW legt 7,2 Mrd. Dollar beiseite – reicht das Volumen?Die Analysten der LBBW schließen eine Dividendenstreichung nicht aus, insbesondere wenn sich VW schnell mit den Behörden über die Strafzahlung einigt. Wahrscheinlichstes Szenario sei eine symbolische Ausschüttung für Vorzüge und Ausfall bei den Stämmen; Kupons von Hybridanleihen würden weiterbezahlt. Eine Erhöhung der Konzernschulden um 15 Mrd. bis 20 Mrd. Euro für Rückrufe, Schadenersatz und Strafzahlungen bei Margendruck und einem Ebitda-Rückgang um 25 % (auf das Niveau von 2010) vor Einmaleffekten würden die Kreditratios – adjustierte Funds from Operations zu Schulden bzw. Schulden zu Ebitda – auf 25 % bzw. 3,2-mal verschlechtern. Dies entspräche einer Ratingkategorie im mittleren “BBB”-Level. Noch nicht eingepreist darin seien Kosteneinspar- und Liquiditätsmaßnahmen wie Verschiebung von Investitionen und Dividendenausfall. Die Bonds seien schon auf ein Niveau von “BBB”/”BBB-” herausgelaufen. Noch liegt die Bonitätseinstufung von VW bei “A” (S & P, Fitch) und “A2” (Moody’s). Die Credit Default Swaps ziehen stark an – bisher noch nicht so stark wie bei BP 2010.Tony Hayward, der damalige Chef von BP, war allerdings erst drei Monate nach dem Beginn der Ölkatastrophe abgetreten. Da ist Winterkorn, der anders als Hayward sofort Fehler einräumte, schneller.