VW dreht Investitionen weiter nach unten
Von Peter Olsen, FrankfurtDer Volkswagen-Konzern fährt in seiner Investitionsplanung ein Jahr nach der Dieselabgas-Affäre weiter auf Sicht. Vor einem Jahr hatte man unter dem Eindruck der in den USA aufgedeckten Manipulationen das alljährliche Ritual der fünfjährigen Investitionsplanung aufgegeben. Als Begründung wurde seinerzeit auf die nicht kalkulierbaren Belastungen aus der Affäre verwiesen. Immerhin wurden die Wolfsburger so konkret, dass sie für den Konzernbereich Automobile in diesem Jahr maximal 12 Mrd. Euro Sachinvestitionen anpeilten, 7 % weniger als im Jahr zuvor. Herausforderndes UmfeldFür 2017 nennt Volkswagen jetzt gar keine Zahl mehr, was nach bereits über 16 Mrd. Dollar Rückstellungen für die Vergleichsregelungen in den USA bei noch ausstehender Einigung für die inkriminierten 3-Liter-Diesel aus der Audi-Entwicklung und noch kommenden Strafzahlungen in unbekannter Höhe verständlich ist. Je höher die noch nicht bekannten Summen ausfallen, desto stärker dürften diese Zahlungen das Investitionsbudget einengen. “Mit Blick auf die großen Herausforderungen und die noch nicht abgeschlossene Dieselthematik fand die Investitionsplanung für den Konzern dieses Jahr in einem ganz besonders herausfordernden Umfeld statt”, räumt Finanzvorstand Frank Witter ein.Das “Feintuning” der künftigen Ausgaben für Sachinvestitionen sowie Forschung und Entwicklung dürfte also ins nächste Jahr aufgeschoben sein. Die Richtung aber ist klar: Es muss weniger werden. Trotz der großen Herausforderungen für die gesamte Automobilindustrie sollen die Investitionsquote und die Entwicklungskostenquote in den nächsten Jahren auf ein wettbewerbsfähiges Niveau gesenkt werden. Bei jährlicher Reduzierung sollen diese Kennzahlen bis 2020 auf je rund 6 % vom Umsatz sinken. Im vergangenen Jahr habe die Investitionsquote im Konzernbereich Automobile noch bei 6,9 % gelegen. Aber schon im laufenden Geschäftsjahr nahm der Konzern rund 1 Mrd. Euro Investitionen in den nicht produktbezogenen Bereichen heraus. Für die ersten neun Monate hatte der Wolfsburger Konzern im Autobereich noch 7,8 Mrd. Euro investiert, was einer Investitionsquote von 5,7 % entsprach – unterhalb des bis 2020 gesetzten Ziels. Augenmaß und PrioritätenMan investiere stärker mit Augenmaß und mit klaren Prioritäten. “Der Volkswagen-Konzern wird fokussierter – auch bei den Investitionen und Entwicklungsaufwendungen”, wird Vorstandschef Matthias Müller zitiert. Um ein weltweit führender Anbieter nachhaltiger Mobilität zu werden, treibe man Zukunftsthemen wie die Elektromobilität, die digitale Vernetzung oder neue Mobilitätsdienste entschlossen und mit den nötigen finanziellen Mitteln ausgestattet voran. Fehler könne man sich bei der Kernmarke nicht leisten, sagte Markenchef Herbert Diess im Interview der Börsen-Zeitung (vgl. BZ vom 5. November). “Auch unser Schuss in Richtung Elektromobilität muss gut sitzen.”