VW erhöht Produktivität schneller

Marke senkt erstmals seit 2013 Fertigungskosten pro Fahrzeug - Beschluss für Werk in der Türkei naht

VW erhöht Produktivität schneller

Das operative Renditeziel von 6 % bis 2022 vor Augen, kommt die Marke Volkswagen auf dem Weg, in der Fahrzeugfertigung deutlich produktiver zu werden, besser voran als erwartet. Nun soll bald die endgültige Entscheidung für ein weiteres Produktionswerk fallen, das in der Türkei errichtet wird. ste Hamburg – Die Marke Volkswagen kommt 2019 mit der Steigerung der Produktivität in ihren Werken besser voran als erwartet und sieht sich mit der vor Jahresfrist vorgestellten Produktionsstrategie “Transform Together” auf dem richtigen Weg. “Unsere Strategie greift”, sagte Andreas Tostmann, bei Volkswagen Pkw Vorstand für Produktion und Logistik, anlässlich einer internationalen Tagung mit 500 Managern in Berlin. Das Ziel, eine kosteneffizientere Fahrzeugproduktion mit einer jährlichen Produktivitätssteigerung um 5 % zu erreichen, werde in diesem Jahr übertroffen. Aktuell liege man um mehr als 6 % besser als im Vorjahr. Erstmals seit 2013 gelinge es in diesem Jahr, die Produktionskosten pro Fahrzeug bei exakt konstantem Volumen zu senken, betonte Tostmann.Der Wolfsburger Autobauer hatte sich im vergangenen Jahr vorgenommen, bis 2025 zu einer weltweiten Produktivitätssteigerung um 30 % verglichen mit 2018 zu kommen. Das bis 2025 mögliche Effizienzpotenzial hatte Tostmann damals mit insgesamt 2,6 Mrd. Euro beziffert. Die Produktion soll einen wesentlichen Beitrag leisten, um das operative Renditeziel der Marke Volkswagen von mindestens 6 % zu erreichen. Diese Vorgabe hatte die Marke Ende vergangenen Jahres um drei Jahre auf 2022 vorgezogen. “Größter Effizienzhebel”Die jährlichen Fabrikkosten der Marke liegen bei 10 Mrd. Euro. In 16 Werken beschäftigt Volkswagen Pkw mehr als 100 000 Mitarbeiter, jährlich fließen 3 Mrd. Euro Investitionen in die Fertigung – zwei Drittel der gesamten Sachinvestitionen. Eine nachhaltige Senkung der Fabrikkosten um 10 % bedeutet eine direkte Ergebnisverbesserung um 1 Mrd. Euro, so Tostmann gestern. “Wir haben den größten Effizienzhebel.”Von 2019 bis 2023 soll die Produktion bei Personalkosten, Beschäftigungsnebenkosten und Sachgemeinkosten 2 Mrd. Euro zur Ergebnisverbesserung der Marke beitragen. Im laufenden Jahr würden davon voraussichtlich rund 500 Mill. Euro erreicht, kündigte der Vorstand an.Er fügte hinzu, während andere Autohersteller über Standortschließungen diskutierten, werde Volkswagen mit dem neuen Mehrmarkenwerk bald den 17. Produktionsstandort eröffnen. Dieses soll in der Türkei entstehen. “Wir sind in finalen Gesprächen”, sagte Tostmann Reuters zufolge. Ein Abschluss sei innerhalb der nächsten zwei Wochen zu erwarten, “vielleicht auch früher”. Es werde noch an letzten Vertragsdetails gefeilt. Dazu sollen Steuerfragen gehören.Eine Grundsatzentscheidung traf der Aufsichtsrat des weltgrößten Fahrzeugbauers bereits vor einigen Wochen. Neben Gesprächen auf Fachministerebene hatte auch VW-Konzernchef Herbert Diess über das Autowerk, das in Manisa etwa 40 Kilometer nordöstlich der westtürkischen Stadt Izmir entstehen soll, Insidern zufolge persönlich direkt mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan verhandelt. Nicht zuletzt sollen staatliche Fördermittel und die bereits vergleichsweise stark ausgeprägte Autoindustrie mit qualifizierten Arbeitskräften den Ausschlag für die Türkei gegeben haben.Für die Ansiedlung hatten sich auch andere Länder interessiert, zuletzt war dem Vernehmen nach noch das EU-Land Bulgarien im Rennen. Die Entscheidung für das Nato-Mitgliedsland Türkei, in dem die VW-Nutzfahrzeugtochter MAN seit 1986 produziert, gilt vor dem Hintergrund von Vorwürfen, Erdogan schränke nach dem gescheiterten Putschversuch vor drei Jahren die freie Meinungsäußerung und das Demonstrationsrecht ein, als politisch heikel.Geplant sind offenbar Investitionen von mehr als 1 Mrd. Euro für ein Werk mit einer Jahreskapazität von 300 000 Fahrzeugen und 4 000 Beschäftigten. An dem Standort sollen der VW Passat sowie der baugleiche Skoda Superb gefertigt werden. Als Produktionsstart ist das Jahr 2022 vorgesehen – dann soll im bisherigen Passat-Werk Emden die Fertigung von Elektroautos beginnen. Der Exportanteil in Manisa wird dem Vernehmen nach über 80 % liegen.