VW forciert Verbund von Scania und MAN
VW hat im Nutzfahrzeuggeschäft die Erwartungen an die Zusammenarbeit von Scania und MAN erhöht. Auf lange Sicht rechnet Andreas Renschler, der Vorstandschef von Volkswagen Truck & Bus, nun mit Synergien von bis zu 1 Mrd. Euro – bezogen auf das operative Ergebnis.jh Södertälje – Lange hat sich im Nutzfahrzeugverbund von Volkswagen wenig getan. Das will Andreas Renschler, der seit einem Jahr das Geschäft leitet, ändern. “Dass jeder alles macht, wird es künftig nicht mehr geben”, sagte er in einem Pressegespräch in Stockholm. Mehrere Projekte seien inzwischen angeschoben worden. Eines ist die inzwischen zusammengelegte Montage von MAN und Scania in St. Petersburg. “Die beiden Werke waren nur 800 Meter voneinander entfernt”, berichtete Renschler. In Russland ist der Markt für Lkw und Busse stark geschrumpft.Zudem ist schon länger geplant, die nächste Getriebegeneration gemeinsam zu entwickeln. Das wird bei Scania in Schweden passieren. Das bedeutet auch, dass Arbeitsplätze gestrichen werden.Mit Achsen und Elektronik macht der Antriebsstrang nach Renschlers Worten zwei Drittel des Wertes eines Lkw aus. Wenn es dagegen ums Blech, also die Karosserie, gehe oder Teile wie Spiegel oder Scheinwerfer, sei eine Zusammenarbeit nicht sinnvoll, betonte Renschler. Dafür seien die Stückzahlen im Lkw-Geschäft zu klein. Zudem bekräftigte er, dass Produktion und Vertrieb jeweils getrennte Aufgaben der beiden Marken blieben. “Auf keinen Fall wollen wir die Marken vermischen.” Die alte Zahl von PiëchDer Nutzfahrzeugchef und seine Mannschaft haben nochmals gerechnet und erwarten nun auf Sicht von 10 bis 15 Jahren Synergien von bis zu 1 Mrd. Euro im Jahr. Bisher wurden 850 Mill. Euro als Ziel genannt. “Davon sind 200 Mill. Euro schon realisiert, vor allem im Einkauf”, berichtete Renschler. Ferdinand Piëch, der frühere Aufsichtsratschef von VW, hatte bereits vor acht Jahren die Zahl 1 Mrd. genannt. Nun gebe es für dieses Ziel konkrete Projekte, sagte Renschler.Zudem strebt er Wachstum an – auch in neuen Märkten und mit Innovationen. “Entscheidend ist die Digitalisierung”, sagte Renschler. “Ab 2017 wird jeder neue Lkw von MAN und Scania online sein.” Das schwedische Unternehmen bezeichnet sich als Vorreiter auf diesem Gebiet. Die ersten vernetzten Lkw habe Scania Ende der neunziger Jahre auf den Markt gebracht, berichtete Vorstandschef Henrik Henriksson. Auf der Welt seien es mittlerweile 190 000 von den Schweden. Im vergangenen Jahr habe Scania mit digitalen Dienstleistungen rund 4 % des Umsatzes erzielt. “Vor drei Jahren waren es erst 1 %.” Das Wachstum beschleunige sich. “Ich wäre nicht überrascht, wenn es im Jahr 2030 ein Drittel unseres Umsatzes wäre”, fügte Henriksson hinzu.Am Donnerstag stellte Scania am Hauptsitz in Södertälje bei Stockholm ein Transportsystem mit selbstfahrenden Lastwagen vor. Von einem zentralen Computer werden ihnen Ziele zugewiesen, wo sie zum Beispiel be- oder entladen werden. “Mit teil- oder vollautonomem Fahren lassen sich Sicherheit und Produktivität erhöhen”, sagte Henriksson. Fahrer sitzen zwar am Steuer, müssen aber nicht eingreifen. Die ersten beiden selbstfahrenden Lkw will Scania noch in diesem Jahr an Bergbauunternehmen in Schweden und Norwegen verkaufen. Auf Software kommt es anRenschler erhofft sich von der Digitalisierung Synergien über die 1 Mrd. Euro hinaus. “Die Hardware für Scania und MAN ist dieselbe.” Dazu zählten Kameras und Sensoren. Den Unterschied der beiden Marken mache die Software aus. Um das Angebot zu erweitern, sei VW Truck & Bus im Gespräch mit Here, dem Online-Kartendienst, den Audi, BMW und Daimler von Nokia übernommen haben. “Ein Lkw ist der perfekte Datenlieferant, da er ständig unterwegs ist”, sagte Renschler. “Viel mehr als ein Pkw.”