Milliardenschweres Sparprogramm

VW verordnet der Kernmarke eine Rosskur

Kurz nach dem Umbau bei der Softwaretochter Cariad knöpft sich VW die Kernmarke vor. Ein grundlegender Umbau der Werksausrichtung soll allein in der Produktion Milliardenbeträge einsparen, wie aus einem internen Schreiben hervorgeht.

VW verordnet der Kernmarke eine Rosskur

Marke VW soll Milliarden einsparen

Verdopplung der Umsatzrendite – Neuer Fokus für Werke – Aktie zieht an

scd Frankfurt

VW-Chef Oliver Blume hält die Schlagzahl im Wolfsburger Konzern hoch. In einem internen Schreiben hat Konzernvorstand Thomas Schäfer, der sowohl die Kernmarke VW Pkw als auch die Markengruppe Volumen leitet, ein Sparprogramm angekündigt, mit dem ein Paradigmenwechsel bei Volkswagen einhergehen soll. Die Werke der Volumengruppe sollen künftig nicht mehr nach Marken, sondern nach Plattformen ausgerichtet sein. Allein von dieser Maßnahme verspricht sich Schäfer über die nächsten Jahre Milliardeneinsparungen. Als Beispiel für den neuen Ansatz nannte er die gemeinsame Entwicklung und Produktion von Škoda Superb und VW Passat, über die VW 600 Mill. Euro einspare. Bevor Schäfer 2022 an die Spitze von VW Pkw geholt wurde, hatte er die Schwestermarke Škoda geleitet.

„Im ersten Quartal haben wir als Marke nur 3% Rendite erwirtschaftet. Damit können wir uns wichtige Zukunftsinvestitionen schlicht nicht leisten“, begründet Schäfer das Effizienzprogramm für VW Pkw in dem internen Schreiben an die Mitarbeiter, das der Börsen-Zeitung vorlag. „Um wirklich krisenfest zu sein, brauchen wir eine nachhaltige Umsatzrendite von 6,5 Prozent“, heißt es darin. Die Marke VW trage in der Markengruppe Volumen und des Konzerns eine besondere Verantwortung, mahnte er an. Deshalb müsse diese effizienter und krisenfester werden.

„Jetzt passiert das, wovon lange nur geredet wurde: Synergien zwischen den Marken heben“, so Schäfer weiter. Die ordentlichen Quartalsergebnisse der Markengruppe Volumen könnten nur ein erster Schritt sein. „Da muss noch mehr kommen …“ Aktuell würden weitere markenübergreifende Maßnahmen in allen Bereichen ausgelotet, kündigte er an, ohne konkreter zu werden. Wohl auch, weil viele Details noch nicht entschieden sind. Aus dem Konzern hieß es, dass der Zeitpunkt, zu dem das Performance-Programm öffentlich wurde, so nicht geplant gewesen sei. Und auch Schäfer deutet in dem Memo an, dass vieles noch zu klären sei. „Wir werden die Themen über Arbeitsgruppen kanalisieren, mit klaren Wegen und Ansprechpartnern.“ Zusammen mit dem Betriebsrat wolle VW die Belegschaft transparent über den Stand der Dinge informieren.

Kurz nach Neuausrichtung und Führungsumbau bei der Softwaretochter Cariad steht also offenbar die nächste größere Kurskorrektur an. Und es dürfte nicht die letzte Anpassung sein. Aus dem Umfeld von VW-CEO Oliver Blume war unlängst zu vernehmen, dass in den kommenden Monaten einige Entscheidungen in dichter Abfolge zu erwarten seien.

Die Anleger haben die Nachricht mit einer positiven Kursreaktion am Vatertag begrüßt. Die VW-Vorzüge legten knapp 3% auf 120,30 Euro zu.

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