VW-Vorstand droht Vertrauensentzug

Börsen-Zeitung, 22.6.2016 ste Hamburg - Kurz vor der Hauptversammlung (HV) von Volkswagen am Mittwoch in Hannover sind Anleger auf Distanz zu dem Autobauer gegangen. Als drittschwächster Wert im Dax beendete die VW-Aktie den Handel mit einem Minus...

VW-Vorstand droht Vertrauensentzug

ste Hamburg – Kurz vor der Hauptversammlung (HV) von Volkswagen am Mittwoch in Hannover sind Anleger auf Distanz zu dem Autobauer gegangen. Als drittschwächster Wert im Dax beendete die VW-Aktie den Handel mit einem Minus von 0,9 % bei 123,60 Euro, während sich der Leitindex um 0,5 % befestigte. Zuvor hatten Nachrichtenagenturen gemeldet, der Aufsichtsrat werde in seiner Sitzung möglicherweise von der Empfehlung an die Aktionäre abrücken, den Vorstand für das abgelaufene Geschäftsjahr zu entlasten. Als Grund wurden die aufgenommenen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen den früheren VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn und – wie der Autobauer am Dienstag bestätigte – den seit Juli 2015 amtierenden VW-Markenchef Herbert Diess wegen des Verdachts der Marktmanipulation angeführt. Bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe war das Ergebnis der Aufsichtsratssitzung nicht bekannt.Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) habe den gesamten Vorstand angezeigt, berichtete Reuters unter Bezugnahme auf eine Person mit Kenntnissen des Vorgangs. Ermittlungen gegen weitere Personen bei VW seien nicht ausgeschlossen, hieß es dazu bei der Staatsanwaltschaft. Die Ermittler gehen dem Verdacht nach, VW könnte bewusst verspätet über die finanziellen Folgen der Abgasmanipulationen bei 11 Millionen Dieselfahrzeugen informiert haben. Es bestünden “zureichende tatsächliche Anhaltspunkte” dafür, dass die Pflicht zur Information der Börse bereits zu einem früheren Zeitpunkt bestanden habe.Der VW-Aufsichtsrat hatte am 11. Mai erklärt, der Hauptversammlung die Entlastung der 2015 amtierenden Mitglieder des Vorstands sowie der Aufsichtsratsmitglieder vorzuschlagen. Dies war heftig kritisiert worden. Investoren und Kleinaktionäre kündigten an, gegen die Entlastung zu stimmen. Am 20. September 2015 hatte der Autobauer auf Druck von US-Behörden zugegeben, Emissionswerte bei Dieselautos manipuliert zu haben. Der Aktienkurs sackte ab, VW verbuchte den größten Verlust der Firmengeschichte. Inzwischen kalkuliert der Konzern mit Rückstellungen von 16,2 Mrd. Euro.