VW will E-Auto-Produktion in China ankurbeln
hei/Reuters Frankfurt – Unmittelbar vor der Hauptversammlung am morgigen Mittwoch setzt Volkswagen (VW) mit neuen Milliardeninvestitionen ein Signal für mehr Tempo in der E-Mobilität, um von der durch staatliche Fördermaßnahmen gestützten starken Nachfrage nach E-Autos zu profitieren. Dabei richtet das Unternehmen den Fokus zunächst auf China, wo der Absatz insgesamt zuletzt wieder mehr in Schwung gekommen war. Die chinesischen Gemeinschaftsunternehmen hatten ihren anteiligen operativen Gewinn schon im zweiten Quartal steigern können, während der wochenlange Lockdown dem Konzern insgesamt einen Nettoverlust von 1,6 Mrd. Euro eingebrockt hatte.VW will nun das Geschäft in China mit Milliarden-Investitionen in die Elektromobilität weiter ankurbeln. Zusammen mit den drei Joint Ventures FAW Group, SAIC Motor und JAC will der Zwölfmarkenkonzern zwischen 2020 und 2024 rund 15 Mrd. Euro auf diesem Gebiet in China investieren, kündigte der Autobauer an. Bis 2025 wolle VW mit ihren Partnern in China 15 verschiedene E-Auto-Modelle bauen. Im Oktober startet die Produktion von E-Autos in zwei Werken in China. Im nächsten Jahr erwartet Volkswagen eine Verdopplung des Absatzes von E-Autos im Reich der Mitte.Mit der anlaufenden breiten Vermarktung des Hoffnungsträgers ID.3 kommt die Elektroninitiative der Wolfsburger auch hierzulande endlich ins Rollen. Jüngst stellte VW zudem den ID.4 vor, einen Kompakt-SUV, der sich ab Jahresende gegen den derzeitigen Elektroprimus Tesla mit seinem Model Y stellen soll. Einen Absatzschub kann das Unternehmen trotz der Erholung in China gut gebrauchen. In den ersten acht Monaten steht aber dennoch mit weltweit 5,57 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen ein sattes Minus von über einem Fünftel zu Buche. Gerade erst kündigte Tesla-Chef Elon Musk einen Schnäppchen-Tesla an, der für umgerechnet rund 21 400 Euro zu haben sein könnte. VW-Konzernchef Herbert Diess hatte einst angekündigt, den Vormarsch der Kalifornier unter der Preismarke von 30 000 Euro stoppen zu wollen. 32 Mrd. Euro KostenNeben der Geschäftsentwicklung dürfte aber auch der Dieselskandal, dessen Aufarbeitung mittlerweile ins sechste Jahr geht, auf der Hauptversammlung erneut Thema sein. Vor kurzem musste VW nochmals rund 700 Mill. Euro an Sonderbelastung dafür verbuchen, weil das Ausräumen der vielen Kundenklagen nach einem ungünstigen BGH-Entscheid jetzt teurer wird. Überdies zieht die Staatsanwaltschaft nach jahrelangen intensiven Ermittlungen nun gegen die damalige oberste Führungsebene des Konzerns vor Gericht. Der Ex-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn muss sich vor Gericht mindestens dem Verdacht des gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs stellen. Darüber hinaus startet der Prozess gegen Ex-Audi-Chef Rupert Stadler, bei dem mehr als 180 Verhandlungstage schon mal veranschlagt sind. Die Kosten für das in den USA aufgedeckte “Dieselgate” addieren sich für den Konzern mittlerweile auf 32 Mrd. Euro.Das aktuelle Führungsduo aus Diess und Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch hat die Gefahr einer eigenen Anklage inzwischen durch die Zahlung von Geld gebannt. Unbequeme Prozesse bleiben den Wolfsburgern aber erhalten, allein schon das Mammutverfahren nach dem Kapitalanlegermusterverfahrensgesetz (KapMuG), in dem Anleger milliardenschwere Wiedergutmachung wegen angeblich zu später Information der Finanzmärkte über die Dieselprobleme in den USA einfordern.