VW will in China ab 2026 E-Autos für 20.000 Euro anbieten
VW bietet in China ab 2026 E-Autos für 20.000 Euro
Autobauer muss im weltweit wichtigsten Markt aufholen und will mit lokaler Elektroplattform ins Einstiegssegment – Entwicklungszeit sinkt um 30 Prozent
Die "In China für China"-Strategie von Volkswagen nimmt in Hefei weiter Formen an. Im größten Entwicklungszentrum des Konzerns außerhalb Deutschlands ist eine lokale Elektroplattform für das Einstiegssegment geplant.
ste Hamburg
Volkswagen steigt in China mit einer lokalen Elektroplattform in das Einstiegssegment ein. Der Wolfsburger Fahrzeugbauer, der im umkämpften chinesischen E-Fahrzeug-Segment nur eine Nebenrolle spielt und seine langjährige Marktführerschaft im weltgrößten Automarkt im ersten Halbjahr an den chinesischen Anbieter BYD verlor, kündigte am Freitag an, dass die vom modularen E-Antriebsbaukasten des Konzerns abgeleitete neue Plattform weitere Marktsegmente erschließen und von 2026 an die Basis für zusätzliche, speziell auf die Wünsche chinesischer Kunden abgestimmte Batterie-Fahrzeuge (BEV) sein soll. Die Plattform soll in 36 Monaten marktreif sein, womit die Entwicklungszeit verglichen mit den bisherigen Entwicklungszeitspannen im VW-Konzern um ein Drittel verkürzt würde.
E-Automarkt wächst rasant
Die Marke VW will von 2026 an zunächst zwei von vier vorgesehenen Elektromodellen im Einstiegssegment auf den Markt bringen. Wie VW-China-Chef Ralf Brandstätter bei einer Besichtigungstour des künftigen Produktions- und Entwicklungszentrums in Hefei Reuters zufolge sagte, sollen die Fahrzeuge bei Preisen zwischen 140.000 und 170.000 Yuan (18.000 bis 22.000 Euro) liegen. Auch in Chinas Elektroauto-Kompaktklasse oberhalb des E-Kleinwagen-Segments wird in den kommenden Jahren mit starkem Wachstum gerechnet. 2022 waren in China ein Viertel aller verkauften Autos Elektrofahrzeuge. Diesen Anteil erwartet VW in zwei bis drei Jahren bei 50%.
In den ersten zehn Monaten dieses Jahres lagen die BEV-Auslieferungen der Marke VW in China um 2% unter dem Vorjahresniveau. Das Wachstum des Gesamtmarkts basierte in dem Zeitraum, wie VW erläutert, auf hohen Preisnachlässen vor allem lokaler Anbieter, auf spezifischen Förderprogrammen sowie auf Wachstum in unteren Preissegmenten, in denen man nicht vertreten sei. Der Konzern habe demgegenüber seine Listenpreise nicht gesenkt. Das Mehrmarkenunternehmen verbuchte von Januar bis Oktober 2023 verglichen mit dem Vorjahr nur in China einen Rückgang bei den Auslieferungen – um 2,1% auf 2,57 Millionen Fahrzeuge. Allein seit 2019 schrumpften die Auslieferungen in China, wo VW als führender Hersteller im schrumpfenden Verbrennermarkt wichtige Gewinne für den Umbau des Unternehmens erwirtschaft, um 23%.
Weitere Segmente im Visier
Um weitere E-Fahrzeug-Marktsegmente zu erschließen, vereinbarten die Marken VW und Audi in diesem Jahr auch zusätzliche Partnerschaften mit lokalen Herstellern. Die im Juli angekündigte Kooperation zwischen VW und Xpeng soll das Produktportfolio in China in Richtung Mittelklasse erweitern, die Partnerschaft zwischen Audi und SAIC zielt auf den Ausbau des Angebots von intelligenten, voll vernetzten Elektrofahrzeugen im Premium-Segment. Von 2025/26 an sollen die Kooperationen zu mindestens drei bis sechs zusätzlichen Modellen führen.
Die erste China-spezifische Elektroplattform, mit der VW zusätzliches Wachstum im E-Fahrzeug-Einstiegssegment anstrebt, wird von der Volkswagen China Technology Company (VCTC) entwickelt. Mit der VCTC bündelt der Fahrzeugbauer im ostchinesischen Hefei alle Entwicklungseinheiten und Entscheidungsprozesse der für den chinesischen Markt bestimmten Fahrzeuge. Weitere Synergien werden durch eine enge Vernetzung der Entwicklungsarbeit mit den Joint-Venture-Gesellschaften SAIC Volkswagen, FAW-Volkswagen und Volkswagen Anhui sowie mit dem Batteriehersteller Gotion und Xpeng erwartet. Ferner ist eine enge Zusammenarbeit mit der VW-Softwaretochter Cariad sowie den Partnern Horizon Robotics (autonomes Fahren), ARK (User Experience) und Thundersoft (Infotainment) vorgesehen.
Investition von 1 Mrd. Euro
Im April hatte VW angekündigt, rund 1 Mrd. Euro in den Aufbau eines neuen Zentrums für Entwicklung, Innovation und Beschaffung für voll vernetzte Elektroautos in Hefei zu investieren. Mit diesem Zentrum der "In China für China"-Strategie sollten die Entwicklungszeiten neuer Produkte und Technologien um rund 30% verkürzt werden, hieß es.