Wachstum am Bau halbiert sich

Trotzdem dürfte die Umsatzschwelle von 100 Mrd. Euro erstmals seit 2000 wieder geknackt werden

Wachstum am Bau halbiert sich

Der Wohnungsbau bleibt Motor der Baukonjunktur. Allerdings dürfte sich das Wachstum hier wie in der gesamten Branche im neuen Jahr halbieren. Dennoch sollten erstmals seit 15 Jahren wieder mehr als 100 Mrd. Euro umgesetzt werden.ge Berlin – Obwohl sich das Wachstumstempo der hiesigen Bauindustrie im gerade begonnenen Jahr auf etwa 2 % halbieren dürfte, sollte die Branche erstmals seit dem Jahr 2000 wieder über 100 Mrd. Euro umsetzen. Motor dürfte wie schon in den Jahren zuvor der Wohnungsbau bleiben, dessen Plus mit 3 % aber ebenfalls nur noch halb so groß sein wird wie 2014. Eher wenig versprechen sich die Bauverbände vom Vorhaben der neuen EU-Kommission, europaweit in einem Mix aus öffentlichen und privaten Geldern Investitionen von rund 315 Mrd. Euro anzuschieben. Dies könnte zwar eine stärkere Investitionsdynamik auslösen, erklärte Thomas Bauer, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Er erwarte aber nicht, dass am Schluss “diese große Zahl” herauskomme – “ich bin da eher verhalten optimistisch, da ich an solche Hebelarme nicht ganz so glaube.” Auch dieser Plan werde nicht dazu führen, dass in einer überschaubaren Zahl von Jahren der enorme Rückstand in der Infrastruktur in Deutschland aufgeholt werde, ergänzte der Präsident des mittelständischen Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes, Hans-Hartwig Loewenstein.Für das neue Jahr erwarten die Verbände ein nominales Umsatzplus von 2 % auf 101 Mrd. Euro – nahezu 20 Mrd. Euro mehr als im Krisenjahr 2009. Den größten Sprung machte in den vergangenen sechs Jahren der Wohnungsbau, der als ehedem kleinste Sparte mit jährlichen Umsätzen von 24,7 Mrd. zum größten Zweig mit (erhofft) 36,8 Mrd. Euro 2015 avanciert. Nicht ganz so großist mit 36,3 Mrd. der Wirtschaftsbau, der 2009 mit 30,8 Mrd. Euro noch bei weitem das wichtigste Bausegment war. Die geringste Veränderung mit einem Plus von mageren 5 % in sechs Jahren zeigt sich im öffentlichen Bau, obwohl die Steuereinnahmen in dieser Zeit etwa dreimal so schnell gestiegen sind. Auch für das neue Jahr befürchten die Verbände, dass Bund, Länder und Gemeinden zur Konsolidierung ihrer Haushalte Investitionen nur äußerst restriktiv tätigen. Deshalb erwartet Bauer hier nur ein “mageres Umsatzplus” von etwa 1 %. Individualisierte PlatteIm Wohnungsbau lassen die rückläufigen Genehmigungen bei Ein- und Zweifamilienhäusern erwarten, dass in diesem Segment keine Steigerungen mehr zu erwarten seien. Dagegen verbuchte der Geschosswohnungsbau in den ersten zehn Monaten 2014 ein Plus von satten 10 %. Allerdings dürfte der bisherige Boom von teuren Wohnungen auslaufen. Um günstiger zu bauen, müssten nicht nur oftmals überzogene staatliche Vorgaben begrenzt werden, sondern vermehrt standardisierte Bauteile eingesetzt werden. Dank neuer IT-Möglichkeiten seien dabei auch Kleinserien nach individuellen Wünschen der Architekten möglich, versichert Loewenstein, so dass keine Neuauflage öder Plattenbausiedlungen aus den siebziger Jahren drohe. Voraussetzung sei dabei jedoch die Schaffung einer ausreichend großen jährlichen Nachfrage, um Investitionen in diese Fertigungsmethode rentabel zu machen.Im Wirtschaftsbau sieht Industriepräsident Bauer einen Hoffnungsschimmer in den höheren Investitionen der Deutschen Bahn. Sollte es zudem durch die anhaltend niedrigen Ölpreise zu einem kleinen Konjunkturschub in Deutschland kommen, könnte die Entwicklung in diesem Wirtschaftszweig dynamischer verlaufen, als es sich derzeit mit einem Plus von 1,5 % abzeichnet. Hohe KapazitätsauslastungAuch wenn das neue Jahr nur ein gebremstes Wachstum erwarten lässt, muss die Baubranche nicht unzufrieden sein. Schließlich bewegte sich die Kapazitätsauslastung schon im gesamten Vorjahr “durchgehend auf hohem Niveau”, beobachtete Loewenstein. Die Preisentwicklung wird 2015 bei stabil 1,5 % erwartet, so dass die Branche real ein Miniplus von 0,5 % erwirtschaften sollte.—– Wertberichtigt Seite 8