KONZENTRATION IN DER ENERGIE-INDUSTRIE

Wachstum gesucht

Konsolidierungswelle mit M&A kennt keine Grenzen

Wachstum gesucht

wb Frankfurt – Rund 8 Mrd. Euro für Uniper, eine Fusion der Stahlsparte von Thyssenkrupp mit Tata Steel: Wieder gibt es in zwei Branchen in Europa das, was Banker euphemistisch Konsolidierung nennen: Die Konzentrationswellen in Stahl und Energie schwappen höher. Hinzu kommt, dass Hochtief in Essen mit einer Kapitalerhöhung im Falle einer Offerte für die spanische Abertis durch die Mutter ACS betroffen sein könnte. Mit der Gegenofferte zu Atlantia geht es um die Konzentration der südeuropäischen Autobahnbetreiber, wobei Hochtief als Kaufvehikel genutzt werden könnte.Die drei Fälle haben Haken und Ösen: Beim Stahl stellen sich die Gewerkschaften quer, in der Energie will sich Uniper nicht schlucken lassen, und ACS will ihre M & A-Pläne auch auf Kosten des Hochtief-Streubesitzes durchziehen. Investoren unterstützen die Deals von Fortum und Thyssenkrupp, wobei die Stahlfusion auf eine Bewertung (Enterprise Value) von grob geschätzt 10 Mrd. Euro kommen soll.Nachdem es global in einigen Branchen wie Agrochemie, Zement, Industriegase oder Brauereien eine enormen Oligopolisierung an der Spitze gegeben hat – Banker sprechen gerne vom “Endspiel” -, steht diese Welle in zahlreichen Industrien noch aus. Die Unternehmen müssen, so das Credo der beratenden Investmentbanken, auf M & A setzen, wenn sie das Wachstum wollen, das Investoren von ihnen fordern. Denn organisch, also aus eigener Kraft, voranzukommen, ist mit wenigen Ausnahmen (wie zum Beispiel der Expansion der Logistik in Asien durch die Deutsche Post) nur noch schwer möglich. Hinzu kommen die technologischen Umbrüche – Stichwort Digitalisierung -, die traditionelle Konzerne vor schwierige Bewertungsfragen von neuen Spielern und Start-ups stellen.Doch reagieren die Kurse auch der Bieter in der aktuellen Phase des M & A-Zyklus vielfach positiv auf angekündigte Deals. In den meisten Fällen – abgesehen etwa von Immobilien und der Neustrukturierung von United Internet/Drillisch – läuft es grenzüberschreitend, wie Bayer mit Monsanto, Praxair mit Linde, Møller-Mærsk mit Hamburg Süd oder der Verkauf des Heizkostenablesers Ista nach Hongkong zeigen.Die Unternehmen stehe nach der Krise und den anschließenden Kostensenkungen mit starken Cash-flows da, und Fremdfinanzierung ist bei historisch niedrigen Zinsen ein geringeres Thema. Und mit gestiegenen Bewertungen an den Börsen kommen auch Zusammenschlüsse ohne Cash-Komponente wieder in Mode, wie Clariant/Huntsman, Essilor/Luxottica oder Praxair/Linde zeigen. Und Thyssenkrupp Tata ist als Joint Venture angelegt, auf das der Dax-Konzern 4 Mrd. Euro an Schulden abwälzen will.